Dienstag, 31. Januar 2023

Buch des Monats: Caro Giordano

Das Buch des Monats Februar der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft ist das Künstlerbuch der Pirckheimerin, Autorin und Buchkünstlerin Ulrike Stoltz "Caro Giordano".
Ulrike Stoltz "Caro Giordano", Normal- (lks.) und Vorzugsausgabe
Ein Brief, den Giordano Bruno (1548-1600) im Jahr 1589 in Helmstedt verfasste und den die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel aufbewahrt, wurde zum Ausgangspunkt des mit dem Künstlerbuchpreis des Jahres 2020 ausgezeichneten Projekts von Ulrike Stoltz.

Im Laufe eines Jahres erschuf die Künstlerin ein Kaleidoskop aus Texten und Bildern, das sich diesem Philosophen, Priester, Mathematiker, Astronom, Lyriker und Gedächtnis­künstler aus unterschiedlichsten Perspektiven nähert und verschiedensten Resonanzen nachspürt.

Besonderheiten in Satz und Druck gehören für Ulrike Stoltz zu den wesentlichen «Spuren» in den Werken Brunos. Der von Bruno selbst gefertigte Holzschnitt Archetypus ist die Grundlage für den Satzspiegel im Künstlerbuch. Stoltz reflektiert die Werke Brunos unter anderem in ­Anagrammen, Gedichten und poetischer Kurzprosa. In ihren Texten versetzt sie den Renaissance­philosophen in die Gegenwart. Die Künstlerin fragt, wer wir sind, wie wir die Welt erklären und was wir überhaupt nicht verstehen, trotz aller Wissenschaft und Aufklärung.

Wie geht es weiter mit dem BBA?

BBA bei Ulrich Goerdten (Bildmitte), 7. Dezember 2016, Foto © ad
In den letzten drei Jahren fanden, vornehmlich pandemiebedingt, mit einer Ausnahme keine Veranstaltungen des Berliner Bibliophilen-Abend mehr statt. Darüber hinaus ist leider eine Überalterung der Mitglieder zu konstatieren, wodurch die Aktivitäten des BBA zusätzlich eingeschränkt sind.
Die letzte Aktivität des Vereins fand vor Jahresfrist statt, es konnte die, in 45 Expl. erschienene Jahresgabe 2021 an die Mitglieder ausgereicht werden.

Der Vorstand (Dr. Jens Ziegler, Till Schröder) ist sich nach eingehender Diskussion trotzdem einig darüber, den BBA, der immerhin auf eine fast 118jährige Geschichte (sie ruhte in den Jahren 1941 bis 1954) zurückblicken kann, wiederzubeleben. Dazu haben bereits erste Gespräche stattgefunden.

Die Mitglieder des BBA sind aufgerufen, sich über diese und weitere Fragen in einer Ordentlichen Mitgliederversammlung zu verständigen.

Mitgliederversammlung: 1. März 2023, 18:30 Uhr

Hegenbarth Sammlung Berlin
Laubacher Str. 38, 14197 Berlin

Vorstandswahl beim LBA

Auf der Mitgliederversammlung des Leipziger Bibliophile-Abend am 20. Januar 2023 stand auch eine Vorstandswahl auf der Tagesordnung.

Mit großer Mehrheit wurden wieder- bzw. neu gewählt:
Dr. Thomas Glöß Vorsitzender
Eberhard Patzig Stellvertreter
Yana Borysenko Schatzmeisterin
Dr. Jens Katzek Schriftführer
Evelin Krüger Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ekkehard Schulreich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julia Rinck Verbindung zum Buch- und Schriftmuseum der DNB
Prof. Sabine Golde Betreuung junge Buchkunst
Axel Schöpa Rechnungsprüfer
Petra Gläß Rechnungsprüferin

Weitere Informationen sowie das Programm für 2023 kann auf der Homepage des LBA nachgelesen werden.

Drukseln

Die Spielkartenfabrik Stralsund beschäftiget sich mittels experimentellem Drucken mit der Letter-Anatomie. Die Teilnehmer experimentieren mit Buchstaben und nutzen dabei alles, was die Museumswerkstatt zur Verfügung stellt (Farbe, Walzen, Druckmaterial). Diese Methode des Drukselns geht auf den Niederländer Hendrik Nicolaas Werkman zurück. Er war als Künstler und Grafiker eine der herausragenden Persönlichkeiten der niederländischen Avantgarde. Er produzierte sogenannte „Druksels“, grafische Gebilde, bei denen er große und kleine Lettern von ihrer ursprünglichen Bedeutung befreite und sie für freie Kompositionen nutzte.
Arbeiten von Hendrik Nicolaas Werkmann
Im Geiste der niederländischen Avantgarde versuchen sich die Teilnehmenden im Spiel der freien Formen und komponieren sich durch die faszinierende Welt des Buchdrucks.
Abbn. © Spielkartenfabrik Stralsund
In der Werkschau „Drukseln“ werden diese Arbeiten ab Ende Februar zu sehen sein, die mit der Finissage am Tag der Druckkunst endet.

Ausstellung: 25. Februar - 15. März 2023
Finissage: 15. März 2023, 11 - 18 Uhr

Spielkartenfabrik Stralsund
Katharinenberg 35, 18439 Stralsund

Montag, 30. Januar 2023

29. Huntenkunst

Die internationale Kunstmesse Huntenkunst präsentiert alle Disziplinen der zeitgenössischen bildenden Kunst. Fast 250 Künstler/innen aus 30 Ländern sind dieses Jahr mit ihren Arbeiten anwesend,  wie in den letzten Jahren auch wieder mehrere deutsche, österreichische und schweizerische Künstler.

Auf Huntenkunst ist wie immer viel zu entdecken und man kann in einem wundervollen Ambiente neue Entdeckungen und interessante Begegnungen mit Künstlern und anderen Besuchern aus aller Herren Länder machen. In den vergangenen Jahren haben viele Kunstliebhaber „Huntenkunst“ besucht und von der einzigartigen Atmosphäre genossen.

Notieren Sie jetzt schon die Daten und verpassen Sie unsere Kunstmesse nicht. Für die Teilnehmerliste siehe unsere Webseite. www.huntenkunst.org/teilnehmer

12. - 14. Mai 2023

SSP-Halle
DRUlaan 2, NL- 7071 MC Ulft

Finale mit Künstlerbuch und Koffer

© Claire Illouz | Steffen Faust
Die französische Künstlerin Claire Illouz erhielt im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022“ den Auftrag, die Schau an allen drei Standorten in Bamberg, Berlin und Frankfurt am Main zu besuchen und basierend auf ihren Eindrücken ein Künstlerbuch für die E.T.A. Hoffmann-Sammlung der Berliner Staatsbibliothek zu gestalten. So entstand das exklusive XXL-Leporello „Les Corridors de Theodore. Une visite chez E.T.A. Hoffmann“, das Claire Illouz nun anlässlich seiner Übergabe an die Staatsbibliothek zu Berlin präsentieren wird.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichten Steffen Faust, Jörg Petzel und Bernd Hesse über einen spektakulären Fund: Ein Koffer aus dem ehemaligen Besitz von E.T.A. Hoffmanns Freund und Nachlassverwalter Julius Eduard Hitzig soll Gegenstände enthalten, die einmal Hoffmann gehört haben.

15. Februar 2023, 18 Uhr

Staatsbibliothek zu Berlin
Theodor Fontane-Saal
Unter den Linden 8, 10117 Berlin

Sonntag, 29. Januar 2023

Schüler illustrieren Büchners »Woyzeck«

Der Reclam-Verlag startete einen Coverwettbewerb zu »Woyzeck« von Georg Büchner, in vielen Bundesländern Abiturthema. Es wurden über 1.100 Entwürfe von Schulklassen und von Schülern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zugesandt, aus denen jetzt die Gewinner veröffentlicht wurden:
Platz 1: Johanna Kilian (Gymnasium Klosterschule Hamburg)
Platz 2: Oliver Laatz (Friedrich-Anton-von-Heinitz-Gymnasium Rüdersdorf b. Berlin)
Platz 3: Maria Schaak (Lothar-von-Faber-Schule Nürnberg)
Eine Auswahl der Cover in alphabetischer Reihenfolge zum Download kann hier aufgerufen werden.

Bewerbung um den V.O. Stomps-Preis

Der V.O. Stomps-Preis wird seit 1979 zweijährlich von der Landeshauptstadt Mainz würdigt außergewöhnliche kleinverlegerische Leistungen oder besondere buchgraphische oder literarische Leistungen, die in einem Kleinverlag erschienen sind. 

Patron des Preises ist Victor Otto Stomps (1897-1970), Schriftsteller und Herausgeber. In seinen Verlagen Rabenpresse, Eremitenpresse, Neue Rabenpresse wurden Bücher, Zeitschriften und Privatdrucke in limitierter Auflage, handgesetzt und gebunden, auf Gebrauchspapiersorten unterschiedlichen Formats gedruckt. Er verwendete für Text und Illustration eine Fülle zum Teil neuer Techniken und bewies Einfallsreichtum durch stets wechselnden Satz.
Christian Ewald, Katzengraben-Presse, Neujahrskarte
Die Preisträger der vergangenen Jahre sind 2009 - Corvinus Presse, 2011 - Edition Thurnhof, 2013 - Katzengraben-Presse und SchwarzHandPresse, 2015 - Sonnenberg-Presse und Jaja Verlag, 2017 - Svato Verlag und Kollektiv Tod-Verlag, 2019 - Friedenauer Presse und ottoGraphic, Otto Dettmer.
ottoGraphic, Otto Dettmer auf der artbook.berlin 2022, Foto © ad
Deadline zur Bewerbung: 15. März 2023, Einladung zur Teilnahme
MMPM: 18. - 21. Mai 2023

Samstag, 28. Januar 2023

Kisch, Seiwert und weiteres im Roten Antiquariat

Gleich drei Angebotslisten legt das Rote Antiquariat im Januar vor.

Franz Wilhelm Seiwert (1894-1933) Frühe Grafiken.
Beim Studium an der Kölner Kunstgewerbeschule lernte er den Maler Hubert Nöthen kennen, der seine frühe künstlerische Arbeit - Holzschnitte, Zeichnungen, Plastiken - stark beeinflusste. Ab 1917 stand er dem „Aktion"-Kreis um Franz Pfemfert nah, dessen Zeitschrift seine Grafiken reproduzierte. Zur gleichen Zeit gründete er die Kölner Sektion des Berliner "Arbeitsrat für Kunst" mit. Spätestens 1919 hatte er auch zum Anarchisten und Rätekommunisten Ret Marut Kontakt, der in München die Zeitschrift „Der Ziegelbrenner" herausgab. 1920 erschien „Rufe" mit Holzschnitten und Texten Seiwerts im „Ziegelbrenner"-Verlag, im Dezember 1921 illustrierte der Künstler die letzte, in Köln erschienene Nummer von Maruts Zeitschrift, bevor dieser nach Mexiko emigrierte und unter dem Pseudonym B. Traven als Schriftsteller weltberühmt wurde.
Künstlerisch wandte sich Seiwert, neben einem kurzen Gastspiel bei den Kölner Dadaisten („bulletin d", „Der Ventilator"), immer mehr konstruktivistischen Tendenzen zu: Er war Protagonist der Kalltall-Gemeinschaft von Simonskall, die 1919/20 einige seiner Grafiken druckte, sowie der daraus hervorgegangenen Kölner „Gruppe progressiver Künstler', zu der außerdem Gerd Arntz, Angelika und Heinrich Hoerle oder Otto Freundlich zählten.

Egon Erwin Kisch
Wo sonst der Reporter Kisch für uns in die Welt blickte, erlauben uns die in diesem Katalog versammelten Titel nun, auf ihn zu blicken: anhand zahlreicher Widmungsexemplare, weniger bekannten Fotografien sowie persönlicher Briefe.
Für das Titelbild wurde die Umschlag-Abb. von Otto Umbehr für Zuřivý reportér (Der rasende Reporter), Prag 1929 verwendet.

Die Liste Januar 2023 enthält 204 Positionen in den Rubriken Kunst, Grafik, Literatur, Signierte Bücher/Autografen, Exil-Literatur und Judaica.
Den Titel der Liste ziert eine Abb. aus einem Konvolut aus vier Drucksachen des Vereins für Plakatfreunde, Berlin und Dresden, um 1920.

Behind these walls

Mit der Kampagne *Behind these walls* möchten die Bayerische Staatsbibliothek neugierig machen auf mittelalterliche Handschriften, Karten aus Bayern und der Welt, ikonische Fotografien und viele andere Kulturschätze, die in ihren Magazinen zu finden sind. Den Anfang macht die "Große Karte".

Im 16. Jahrhundert war die Auswahl an Landkarten in Bayern sehr bescheiden. Das änderte Herzog Albrecht V. Er engagierte 1554 den jungen Mathematikprofessor Philipp Apian: Dieser sollte sein Herzogtum vermessen – und mit diesem Werk unvergessen bleiben.

Sieben Sommer lang – die Winter ließ das Vermessungsteam aus – reiste Apian zu Fuß und zu Pferde mit seinen Begleitern durch Bayern und setzte systematisch Vermessungspunkte. Er notierte, welche Orte, Brücken und Flüsse, Gehöfte, Seen und Burgen sie vorfanden. 1563 war das Werk vollendet: Apian hatte eine etwa 5 x 5 Meter große Karte vom Herzogtum Bayern in einem detailfreundlichen Maßstab erstellt, 1 Zentimeter auf der Karte entsprachen 450 Metern. Apian ging bei den Illustrationen seiner Karten übrigens über rein kartografisch notwendige Informationen hinaus: Auf ihnen sind auch Tiere wie Gamsböcke oder auch Fischerboote sowie historische Ereignisse (zum Beispiel Schlachten) zu sehen.
Blatt 19 aus den Bairischen Landtafeln von Philipp Apian
Auf Grundlage der „Großen Karte”, einem Einzelstück, das dem Herzog gewidmet und in der herzoglichen Bibliothek der Münchner Residenz untergebracht war, ließ Apian fünf Jahre später quasi eine „Taschenbuch-Ausgabe” der „Großen Karte” erstellen. Er verkleinerte die Große Karte von Bayern, teilte sie in 24 Bairische Landtafeln auf und ließ Holzschnitte von diesen fertigen. Hier sieht man den Chiemsee, Teil der Landtafel 19. Deren Maßstab war übrigens gröber: 1 Zentimeter auf der Karte entsprachen nun fast 1 500 Metern. Der Vorteil aber war: Diese kleineren Karten konnten durch die angefertigten Holzschnitte vervielfältigt und als handlichere Exemplare verkauft werden. Über 200 Jahre lang galten die Bairischen Landtafeln als offizielles Kartenwerk in Bayern. Auch Napoleon nutzte sie bei seinen Kriegszügen um 1800 für den Einmarsch in Bayern.

Freitag, 27. Januar 2023

Christian Y. Schmidt, Corona Tests Beijing

Im Hybriden-Verlag erschien nach dem erfolgreichen Titel Coronavirus Updates Beijing ein neues Buch von Christian Y. Schmidt mit einer Originalillustration von Hartmut AndryczukCorona Tests Beijing.
Neunundneunzig Massentests in China

Es hat nicht lange gedauert, da waren die Tests als regelmässige Routine in meinen Alltag integriert. Nach einer Weile begann ich sogar Gefallen an dieser behördlich angeordneten Unterbrechung meines Tagesablaufs zu finden. Während ich in der Schlange stand, konnte ich ungestört die Leute beobachten, die in meiner Nachbarschaft wohnen und arbeiten, und die ich vorher nie in dieser Ballung zu sehen bekommen hatte. Weil ich sonst nichts zu tun hatte, studierte ich ihre Kleidung und ihre unterschiedlichen Wartehaltungen. Ich versuchte die Aufschriften auf den T-Shirts zu entziffern, und fragte mich, woran ich die Angestellten aus den benachbarten Büros von Arbeitern unterscheiden konnte. Bemerkenswert fand ich auch, mit welcher Selbstverständlichkeit selbst Kinder auf Inlinern, Skateboards oder mit Wasserpistolen ausgerüstet zu den Tests erschienen.
In seiner 1960 erschienen „Theorie des Films“ formulierte Siegfried Kracauer angesichts der von Edward Streichen konzipierten New Yorker Ausstellung „The Family of Man“ eine ähnliche Hoffnung. Den ausgestellten Fotografien aus 68 Ländern sprach Kracauer die Fähigkeit zu, den Betrachter dazu zu bringen, die „Familienähnlichkeit“ aller Menschen zu erkennen. So würden die Fotos dafür sorgen, dass wir globaler zu sehen beginnen: „Sie machen“, so der Soziologe und Filmtheoretiker, „aus der Welt virtuell unser Zuhause.“
Ich denke, dieses Erkennen der Familienähnlichkeit und der globale Blick ist angesichts der zunehmenden Konfrontation zwischen dem westlichen Block und China nötiger denn je. Alle Bewohner dieses Planeten sollten sich im Klaren darüber sein, dass wir inzwischen an einem Punkt angelangt sind, wo diese Konfrontation jeder Zeit in einen Krieg münden kann. Dann werden die Leute, die auf den Fotos hier in der Schlange stehen, zu Feinden deklariert werden. Auch deshalb sollte man alles tun, um diesen Krieg zu verhindern.

(Christian Y. Schmidt)

Christian Y. Schmidt, Corona Tests Beijing
mit Fotos von Christian Y. Schmidt und Gong Yingxin, einem Beiheft und einer Originalzeichnung von Hartmut Andryczuk
Zweisprachige Ausgabe (deutsch-englisch)
Seiten: 112, Leinenbindung, Prägung, signiert und nummeriert
Vorzugsausgabe: 700 € (Expl. 1 bis 30)
Normalausgabe: 100 € (Expl. 1 bis 100)

Johannes Eckardt bei hochdruckpartner

Nach gestriger erfolgreicher Finissage der Ausstellung Revierwechsel macht Harald Alff, Mitglied des Leipziger Bibliophilen-Abends, auf eine Ausstellung in der Galerie für Holzschnitt und Hochdruck hochdruckpartner mit Holzschnitten, Papierschnitten und Collagen von Johannes Eckardt aufmerksam.
Eckhardt, Johannes. Hellerau.2008. Holzschnitt. Auflage 50 Expl., Blattgröße 35 x 29,5 cm
"Die Grafik", so Prof. Ulrich Hachulla, "bildet einen ... wichtigen Aspekt seines Werkes, zumeist sind es Holzschnitte und Radierungen. überzeugen die Holzschnitte durch die souveräne Handhabung der Umsetzung in Schwarz und Weiß, so bestechen die Radierungen immer aufs Neue durch ihre kräftigen Gestaltungsrhythmen und ihre subtile Ausführung durch ein dichtes Reservoir an Grauwerten und krönendem Schwarz."

„Die Gelehrtenrepublik“ von Arno Schmidt

Die Büchergilde Buchhandlung Bonn zeigt eine Ausstellung einiger zum Künstlerbuch des Kurzromans „Die Gelehrtenrepublik“ von Arno Schmidt vom Grafiker, Buchkünstler, Dichter, Schauspieler und ‚Erforscher des tellurischen Kabinetts‘ (© Elisabeth Einecke-Klövekorn) Thomas Franke geschaffenen Holzstichcollagen samt einigen geschwätzigen Ausführungen zur Entstehung des Buches sowie der Lesung ausgesuchter Passagen aus dem Kurzroman.
Die Gelehrtenrepublik“, erstmals 1957 erschienen, spielt er in der Welt fünfzig Jahre nach einem Atom-, dem Dritten Weltkrieg. Der Roman schildert in Tagebuchform die Reise des amerikanischen Journalisten Charles Henry Winer im Jahre 2008 durch einen von Mutationen bevölkerten „Hominidenstreifen“ in Nevada zu der im Pazifik treibenden künstlichen Insel IRAS (International Republic for Artists and Scientists), auf welcher - unter ebenso gleichberechtigter wie rivalisierender Verwaltung durch die Russen und die Amerikaner – die letzten Geistesgrößen aus Wissenschaft und Kunst Zuflucht gefunden haben. Der Erzählstil des Romans erinnert im Tonfall an klassische Schelmenromane, – und aus der Position eines Schelms, der einen anderen Schelm auf seiner Wanderung beobachtet, macht der Illustrator Thomas Franke viele weitere Details dieser Welt sichtbar, Details, die der Schriftsteller nicht erzählte oder selbst nicht entdeckt hatte, oder die symbolisch, allegorisch und metaphorisch neue surreale Erlebnisse in der Schmidtschen Welt präsentieren.

Mit der von Franke reich illustrierten und gemeinsam mit Michael Haitel gestalteten sowie als Künstlerbuch aufwendig hergestellten, bei p.machinery edierten Neuausgabe des Romans erweist sich Franke als ein Liebhaber des Schmidtschen Humors und seiner bissigen Ironie, weswegen er bei der Gestaltung des Künstlerbuches nicht zurückstehen wollte: die Bücher wurden in Cabra gebunden, ein Material, das sich anfühlt als würde man einer Zentaurin aus dem „Hominidenstreifen“ das Fell streicheln.
Anmerkungen lesen durch Klick auf den Ausriss
Vernissage: 8. Februar 2023, 19.30 Uhr

Altstadtbuchhandlung Büchergilde in Bonn
Breite Str. 47, 53111 Bonn

Arno Schmidt, DIE GELEHRTENREPUBLIK
Kurzroman aus den Roßbreiten, Illustriert von Thomas Franke
Fulminant Fantastische Folianten 1
p.machinery, Winnert, September 2022
246 Seiten (incl. 25 Farbseiten, davon 7 Ausklappseiten), Hardcover mit Cabra-Bezug und Blindprägung
Normalausgabe: ISBN 978 3 95765 302 4 – € 99,90
Vorzugsausgabe (limitiert auf 111 Ex., davon 100 Ex. im Verkauf, mit nummerierter Digigrafik im Einleger und im Schuber): ISBN 978 3 95765 303 1 – € 222
My. hat gesagt... (05. Februar 2023)

Bestellen kann man die Normalausgabe hier und die Vorzugsausgabe hier:
Michael Haitel
p.machinery

Aufruf zur Rettung eines Kulturschatzes

Nach dem Tod Eckehart SchumacherGeblers am 17. Dezember 2022 ist ungewiss, wie es mit der Offizin Haag-Drugulin (OHD) weitergeht. SchumacherGebler hatte den 1829 gegründeten renommierten Leipziger Betrieb nach der Wende übernommen und ihn zuletzt zehn Jahre in Dresden weitergeführt. Nicht als Museumswerkstatt, sondern als Handwerksbetrieb. Gewinnmaximierung stand hier nicht im Fokus. Eckehart SchumacherGeblers Anliegen war, einen Kulturschatz und die damit verbundenen Fertigkeiten zu erhalten und weiterzugeben. So werden in der OHD Druckaufträge im Bleisatz und Buchdruck auf höchstem professionellen Niveau durchgeführt, dank der Monotype auch Buchprojekte größeren Umfangs.
Kern der OHD ist das historische typografische Material, das Eckehart SchumacherGebler in über sechzig Jahren zusammengetragen, gepflegt und genutzt hat: also die einzigartigen immensen Schrift- und Matrizenschätze, die funktionstüchtigen Monotype- und Buchdruckmaschinen, vor allem aber das hier versammelte Wissen. Gemeint sind die in den historischen Techniken ausgebildeten, hochmotivierten Menschen [...].
Weiterhin auf höchstem Niveau zu setzen und zu drucken, ist das erklärte Ziel. Druckprojekte gäbe es. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter dazu befähigt, andere auszubilden und so für den Fortbestand von Handwerksberufen wie Schriftsetzer, Monotype-Taster und ‑Gießer und Buchdrucker zu sorgen.
[...]

... weiterlesen auf "Verein für die Schwarze Kunst"

(Silvia Werfel)

Donnerstag, 26. Januar 2023

Peter Zaumseils gewaltiges Wasserbuch

Dreier Presse auf der artrbook.berlin 2022, Foto © ad
Am Stand der Dreier Presse auf der artbook.berlin 2022 konnte man das Wasserbuch von Peter Zaumseil schon mal in der Hand nehmen, jetzt finde ich im 247. Frankfurter Grafikbrief von Wolfgang Grätz dazu einen schönen Text:
Ich hatte schon im letzten Grafikbrief darauf verwiesen, dass die Corona-Epidemie markante Auswirkungen auf die Arbeitsweise von Künstlerinnen und Künstlern hatte: fehlende Ausstellungen und Messen bescherten ihnen mehr Zeit im Atelier als manchem wohl lieb war — aber herausgekommen sind eben auch umfangreiche, großartige Artefakte, die ohne diese lange Zeit der Konzentration vielleicht nicht entstanden wären. Um ein solches Werk handelt es sich beim Petre Zaumseils neuem Pressendruck „Wasser ist Leben", der sage und schreibe 50 Originalholzschnitte enthält, 30 x 37 cm groß. Landschaften werden ja vorzugsweise im Querformat angelegt, und wenn ein Panorama dann über den Mittelfalz des Buches geht, trübt das das Sehvergnügen. In Peter Zaumseils Buch werden die doppeltseitigen Formate - ausgeklappt.
Das Buch, in striktem Schwarzweiß-Kontrast, porträtiert den Zaumseilschen „Heimatfluss" Weiße Elster von der Quelle bis zu Mündung. Das ist ein 257 Kilometer langer Nebenfluss der Saale, der auch durch Leipzig fließt. Und wer schon mal im Vogtland war und diese herrliche Landschaft gesehen hat, wundert sich, dass diese Region nicht vor Tourismus quietscht... 

(Wolfgang Grätz)

Peter Zaumseil - Wasser ist Leben. Mit 50 Orig.-Holzschnitten inklusive sechs Textholzschnitte mit Gedichten von Christian Morgenstern. 40,4 x 30,5 cm, gebunden in einen doppelseitigen Orig.-Holzschnitt, gedruckt auf Fliess, mit Orig.- Holschnitt bedruckter Schuber, die 50 Holzschnitte sind einzeln signiert, betitelt und nummeriert, Auflage 9 Expl., EUR 850

Graphik. Wolfgang Petrick – Ulrich Reimkasten – Mathias Roloff

Matthias Roloff, Die Küchenuhr von Wolfgang Borchert © beim Künstler
Matthias Roloff stellte auf der artbook.berlin 2022 neben anderen Künstlerbüchern und einer Auswahl von Radierungen auch sein Buch Die Küchenuhr von Wolfgang Borchert vor. Heute Abend wird in der Berliner Galerie feinart eine Gruppenausstellung gemeinsam mit Wolfgang Petrick und Ulrich Reimkasten eröffnet.

Beim Zeichnen entsteht das Reservoir eines Künstlers, es ist sein Atmen." (Ulrich Reimkasten) - Im Vollzug einer Linie auf weißem Papier formulieren sich Empfindungen, Figuren, Motive vergleichbar wie Gedanken beim Ringen um Worte. Immer wieder in einen Ursprung aus Nichts gestellt, ist das Zeichnen Suche und Selbstreflexion. Zugleich fordert es immer auch die Auseinandersetzung mit der Realität als „Vor-Bild" bei der Übertragung von den Augen zur Hand des Künstlers. Eine von dieser Überlegungen zur Zeichnung inspirierte Ausstellung zeigt Graphiken in einer große Varietät an Materialien und Techniken, von klassischer Bleistiftzeichnung, Siebdruck und Radierung über Photogravure, Text-Bild-Collage und Integration digitaler Pigmentdrucke bis hin zu Fingerzeichnungen mit Lehm oder der Tinte von Pilzen.
Die Gegenüberstellung der drei Künstler verleihen dem eine kunsthistorische Tiefe, denn es begegnen sich hier Persönlichkeiten aus drei Generationen mit drei grundverschiedenen „deutsch-deutschen" Biographien:
Wolfgang Petrick, 1939 in Ludwigsfelde/ Genshagen geboren, zog mit zwölf Jahren nach West-Berlin und machte hier seinen Weg als einer der namhaften Berliner Maler und Objektkünstler sowie von 1975 bis 2007 als Professor an der Hochschule der Bildenden Künste.
Ulrich Reimkasten, 1953 in Lichtenstein (Sachsen) geboren und von 1995 bis 2018 Professor für Malerei und Textile Künste an der Halleschen Kunsthochschule Burg Giebichenstein, bewies sich schon als Student und wirkender Künstler in der DDR als eigensinniger Kosmopolit.
Mathias Roloff ist 1979 in Ost-Berlin geboren und steht für die Kunstschaffenden einer Generation, die in ihrem Jugendalter bereits in das wiedervereinigte Deutschland hineinwuchs. Ab 2000 Student der Malerei und Graphik an der Universität der Künste Berlin, absolvierte er 2006 seinen Meisterschüler bei Volker Stelzmann.

Vernissage: 26. Januar 2023, 17 Uhr
Ausstellung: 26. Januar - 2. März 2023
Finissage: 2. März 2023, 17 Uhr

Galerie feinart berlin
Niebuhrstr. 71, 10629 Berlin

Mittwoch, 25. Januar 2023

35. Deutsch-Niederländische Grafikbörse Borken

Seit 1988 lädt die Deutsch-Niederländische Grafikbörse jedes Jahr am ersten Märzwochenende die Deutsch-Niederländische Grafikbörse ein, sie ist damit die größte und älteste Grafikmesse Deutschlands.
Diese Messe, die sich mit 70 Ausstellern der künstlerischen Druckgrafik, dem druckgrafischen Original widmet und zugleich den gegenseitigen Kulturaustausch zwischen den Nachbarländern Deutschland und Niederlande fördert, wird jährlich von rund 2.500 Menschen aus beiden Ländern besucht.
Svato Zapletal (links) und Wolfgang Grätz bedanken sich beim langjährigen Hausmeister der Stadthalle
Das Spektrum der Kunst ist dabei breit: Von serieller Druckgrafik reicht es über Künstlerbücher und Mixed Media-Arbeiten bis hin zu Fotografien, seit 2007 sind Studierende der Grafik- und Fotografieklassen verschiedener Universitäten dazu eingeladen, Arbeiten auf der Grafikbörse zu präsentieren und sich und ihre Kunst dadurch ins Gespräch zu bringen.

Wie gewohnt, wird 2023 auch die Büchergilde Gutenberg mit dem Pirckheimer Wolfgang Grätz wieder dabei sein.
Seit 2007 sind Studierende der Grafik- und Fotografieklassen verschiedener Universitäten dazu eingeladen, Arbeiten auf der Grafikbörse zu präsentieren und sich und ihre Kunst dadurch ins Gespräch zu bringen.

Messe: 3. - 5. März 2023

Stadthalle Borken
Am Vennehof 1

Brechts Tatendurst 1913

Sozusagen als Vorspiel für das diesjährige Brechtfestival veranschaulicht Michael Friedrichs vom Brechtkreis Augsburg an Brechts alter Schule, dem heutigen Peutinger-Gymnasium, wie der fünfzehnjährige Brecht gemeinsam mit Freunden eine Schülerzeitung gründete – in einem Umfeld, das der Eigeninitiative von Schülern sehr kritisch gegenüberstand.
„Ernte“, 4. Heft, gest. von Brechts Freund Fritz Gehweyer., © Staats- und Stadtbibl.
Sechs Hefte konnten erscheinen, die Auflage schätzt man auf etwa 40, die Gestaltung war mehrfarbig, die Texte ambitioniert.

31. Januar 2023, 19 Uhr

Peutinger-Gymnasium
An der Blauen Kappe 10, 86152 Augsburg

Dienstag, 24. Januar 2023

Neue Beobachtungen zum Einhorn

Im Rahmen der Reihe "Das besondere Objekt" zeigt die Österreichische Nationalbibliothek "De unicornu observationes novae", so der Originaltitel des Werks aus 1678.
Neue Beobachtungen zum Einhorn – © Österreichische Nationalbibliothek
"Neue Beobachtungen zum Einhorn" beschäftigt sich mit dem mythischen Fabelwesen der Einhörner. Einhörner wurden bereits in der Antike erwähnt und galten seit dem Mittelalter als Fabelwesen von Pferde- oder Ziegengestalt mit einem geraden Horn auf der Stirnmitte. Sie stehen bis heute als Symbol für das Gute. Einhorn-Hörner zählten zu den begehrtesten Objekten in den fürstlichen Sammlungen und Wunderkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Die beiden dänischen Mediziner Ole Worm und Thomas Bartholin erkannten, dass die angeblichen Hörner des Wundertiers eigentlich die Stoßzähne des Narwals (gehört zur Familie der Zahnwale) waren. Ihre fundierte naturwissenschaftliche Theorie ergänzten sie um die Frage, ob es nicht doch einen Beweis der Existenz eines Land-Einhornes gab. Und konnten die Narwal-Hörner nicht trotzdem dieselbe Heilkraft haben, die den Einhorn-Hörnern zugeschrieben wurde? Diesen Themen stellte sich Bartholin in dem mit zahlreichen Kupferstichen illustrierten Buch über knapp 400 Seiten. In der zweiten Ausgabe des Werks beschrieb er neben dem Narwal und weiteren realen und sagenhaften gehörnten Wesen auch einen Fall aus seiner medizinischen Praxis, eine Patientin mit Hauthorn.

Es findet ein Expertenvortrag zum Thema statt. Ein kurzes » Video ist bereits jetzt abrufbar.

Vortrag: 24. Januar 2023, 18 Uhr
Ausstellung: bis 19. März 2023

Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek
Josefsplatz 1, 1015 Wien

Beste Bilder 13

Am 20. Januar wurde im Kulturbahnhof Kassel der Deutsche Cartoonpreis 2022 vergeben. Der Preis 2022 wurde von der Frankfurter Buchmesse und dem Lappan Verlag ausgelobt und mit einer Ausstellung in der Caricatura – Galerie für Komische Kunst begleitet.

Mehr als 350 Zeichner hatten über 3.000 Cartoons eingereicht. Die Herausgeber der Reihe "Beste Bilder – Cartoons des Jahres" wählten aus diesen Einsendungen 291 Cartoons, gezeichnet von 81 Cartoonisten und Teams, für das Buch "Beste Bilder 13" aus. Auf der Grundlage dieses Buches ermittelte die Jury die drei Gewinner-Cartoons.

Sieger wurde der Zeichner Oli Hilbring, den zweiten Platz belegt Dorthe Landschulz und den dritten Silvan Wegmann. Den erstmals mit Unterstützung der Stadt Kassel ausgelobten Publikumspreis der Ausstellung "Beste Bilder – die Cartoons des Jahres 2022" erhält Jandré.

Dieter Schwalm, Wolfgang Kleinert, Antje Haubner, Beste Bilder 13
Carlsen 2023
brosch, 12 €

Montag, 23. Januar 2023

Erfolgreiche Wiederveröffentlichung von Wolfs "Die Troika"

Die Wiederveröffentlichung des Buches "Die Troika" von Markus Wolf hatte heute Premiere.
Dr. Michael Brie, Dr. Gesine Lötzsch, Daniela Dahn, Paul Werner Wagner Moderation), Hans Eckardt Wenzel (v.l.n.r.)
Die Vorstellung dieses Buches in einer Veranstaltung der Edition Bodoni und der Friedrich-Wolf-Gesellschaft wurde durch einen bemerkenswerten 50minütigen Beitrag von Hans Eckardt Wenzel, den Teilnehmern des Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft 2020 noch in bester Erinnerung, eingeleitet, rund um das Thema Frieden eine treffende Analyse von Schwächen des Kulturbetriebes, Schieflagen in der sozialen Wahrnehmung, Fehleinschätzungen der Politik und ausufernde Selbstermächtigung der Medien.
Das Interesse an dieser Veranstaltung war stärker als erwartet, der Münzeberg-Saal am Franz-Mehring-Platz in Berlin fasste die Interessenten nicht, so dass einige die Veranstaltung vor der Tür mitverfolgen oder sich für eine voraussichtliche Wiederholung anmelden mussten.
Leider enttäuschte die anschließende Diskussion ein wenig, sie zeigte aber eines deutlich: Die Aktualität der durch die Edition Bodoni neu herausgegebenen "Troika" war nicht nur bedeutsam am Ende der DDR, sie ist nach wie vor ungebrochen. Wenn sich auch der Fokus des Lesers auf dieses Buch veränderte, diskutierten 1989 noch Politik und Leser über die Tatsache, dass ein führender Offizier des Nachrichtendienstes der DDR offen über die Folgen des Stalinismus sprach, ist es heute die Möglichkeit von Freundschaft in Zeiten des Krieges.

Elfriede Weidenhaus (9. September 1931 – 2. Januar 2023)

Da ist eine Große gegangen, nach einem langen und erfüllten Künstlerinnenleben. In Berlin geboren, studierte Elfriede Weidenhaus bei Max Schwimmer an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Von 1953 bis 1990 arbeitete sie als freischaffende Malerin und Grafikerin in Stuttgart, seit 1991 in Erkenbrechtsweiler auf der Schwäbischen Alb. Weidenhaus hat mehr als 50 Bücher illustriert, die überwiegende Zahl mit Originalradierungen, die sie meist auch selbst gedruckt und in ihrer 1959 gegründeten Zikadenpresse verlegt hat. Meines Wissens war sie damit die erste deutsche Pressendruckerin. Der Kunstkritik mag ihre heitere, leichte, frivole Handschrift nicht behagt haben, aber das waren eben lange Zeit auch nur – Männer...
Elfriede Weidenhaus – Das Urteil der Paris, Radierung, koloriert,
18,5 x 23,8 cm, Auflage 20 Exemplare, 1/20 nummeriert, signiert
Ich habe sie zwei Wochen vor ihrem Tod noch einmal in ihrem Haus auf der Schwäbischen Alb besucht und da hatte sie mir eine Mappe mit kolorierten Radierungen und einige ebenfalls durch Aquarellieren von Radierungen und Illustrationen zu Unikaten aufgewertete Bücher der Zikadenpresse herausgesucht. Sie wollte, dass ihre Arbeiten öffentlich und zugänglich bleiben. 

(Wolfgang Grätz247. Frankfurter Grafikbrief)

The Many Lives of Books

Exploring the Work of Book Conservators.

Für die meisten von uns bedeutet Buchreparatur schlicht, ein Buch, das durch Alter, Gebrauch oder sonst wie beschädigt wurde, zu reparieren. Doch Konservatoren sehen bei einem beschädigtes Buch nicht nur den physischen Schaden, sondern auch die Historie des Buches.
In der Ausstellung des American Bookbinders Museum in San Francisco wird hinter Umschlag, Papier, Bindung geschaut und die Geschichten, die Bücher einem geschulten Auge enthüllen gezeigt. Von den Anfängen des Schutzes über die Flut von Florenz 1966 bis hin zu modernen Techniken und Werkzeugen der Werkbank des Konservators bietet diese Ausstellung ein Blick auf das, was den Erhalt der Geschichte eines Buches ausmacht.
Die Expertise von Buchrestauratoren zur Buchgeschichte und Materialwissenschaft ermöglicht es ihnen, Hinweise zu interpretieren und historisch und kulturell gemäße Reparaturen durchzuführen. Änderungen, die während der Existenz eines Buches auftreten - von der Herstellung über die Sammlung bis hin zum Gebrauch und Reparatur - ergeben seine einzigartige Geschichte. Die Besitzvermerke, Anmerkungen, Eselsohren, Neubindung und andere Interventionen spiegeln die Gemeinschaften der Eigner und Nutzer wider.

Kuratiert wird die Ausstellung von den Buchkonservatorinnen der Stanford Bibliothek Kimberly Kwan und Elizabeth Ryan, sowie der Buchkonservatorin der Öffentlichen Bibliothek San Francisco Michelle C. Smith.

Eröffnung: 28. Januar 2023

American Bookbinders Museum
355 Clementina Street, San Francisco, CA 94103

Das Original der japanischen Farbholzschnitte

Jeder japanische Farbholzschnitt ist immer ein ephemeres Original, auch ein später Nachdruck ist ein Original des Verlegers und Druckers. Die zu Lebzeiten herausgebrachten Exemplare sind somit Originale. Wie diese späten, heutigen Abdrucke.
Die japanischen Farbholzschnitte sind eine alte Kunstform, die in Japan seit dem 16. Jahrhundert praktiziert wird. In den Farbholzschnitten werden mehrere Schichten von Druckfarbe auf ein Holzstück aufgetragen, um ein Bild zu schaffen. Der Künstler kann dabei verschiedene Techniken anwenden, um ein einzigartiges visuelles Erlebnis zu schaffen. Dazu gehören unter anderem das Aufbringen von Farbe in verschiedenen Schattierungen, das Aufbringen von verschiedenen Texturen und das Hinzufügen von Details wie Schatten und Linien. Diese Techniken können zusammenkommen, um ein einzigartiges, lebendiges Bild zu erschaffen. Reproduktionen existieren, aber sie sind keine Originale. Originale Farbholzschnitte wurden ursprünglich von japanischen Künstlern gemacht und können auch heute noch von ihnen hergestellt werden. Reproduktionen werden häufig aus wieder hergestellten Daten erstellt, wodurch sie nicht als Originale gelten. Es handelt sich um das Original der japanischen Farbholzschnitte. Reproduktionen sind Kopien des Originals, die von einem Künstler hergestellt wurden. Die Originale der japanischen Farbholzschnitte sind sehr selten und kostbar, daher ist es schwierig, Originale zu finden. Reproduktionen können jedoch leicht online oder in Galerien erworben werden.

(Manfred H. Freude)

Manfred H. Freude, Die große Welle The Great Wave. Das Original der japanischen Farbholzschnitte. Ein Japanischer Farbholzschnitt ist immer ein Original. Originale oder Reproduktionen?
Das Sammelgebiet Reprint und Original bei Katsushika Hokusai (1760-1849), Kanagawa Oki Nami Ura (In the Well of the Great Wave off Kanagawa), aus der Serie Fugaku Sanjurokkei (Thirty-Six Views of Mount Fuji). Die große Welle vor Kanagawa (jap. 神奈川沖浪裏 Kanagawa oki nami ura)
Hardcover, 140 Seiten, A5 hoch,  90g weiß, matt
37,50 €
ISBN: 9783748501480

Sonntag, 22. Januar 2023

Persephones Wintergarten

2008 gründete sich in Leipzig das Künstlerkollektiv augen:falter mit den Künstlerinnen Inka Grebner, den Pirckheimern als Schöpferin der Graphik des Jahrestreffens 2019 bekannt, Urte von Maltzahn-Lietz, Gerlinde Meyer, Franziska Neubert, Julia Penndorf, Nadine Respondek, Petra Schuppenhauer und Katja Zwirnmann.
Um den Jahreswechsel 1019/20 stellten sich die augen:falter in der Brandenburger Galerie Sonnensegel mit der Ausstellung "Vielfalter" vor. Neben den Mappenwerken wie "Die Gedanken sind frei", "Waldrand" und "Einübung ins Paradies" war der Graphikzyklus "Imaginäre Islandreise", der aus Anlass der Frankfurter Buchmesse 2011 mit dem Gastland Island entstand, sowie Drucke in unterschiedlichsten Formaten bis hin zu originalgraphische Postkarten zu sehen, geschaffen in den unterschiedlichsten Techniken und variationsreichen Bildfindungen.

Nun konnte den Marginalien 247 für Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft je ein Blatt eines zweifarbigen Linolschnitts aus dem Zyklus "Persephones Wintergarten" beigelegt werden, der in einer Auflage 1.190 Expl. im Atelier carpe plumbum, Leipzig, gedruckt wurde, davon 770 Exemplare exklusiv für die Pirckheimer-Gesellschaft.
  • Inka Grebner (Stillleben mit Dame)
  • Urte von Maltzahn-Lietzt (Gartenmondvioline)
  • Franziska Neubert (Zicke, Zacke ...), hiervon erscheinen nur die 110 Pirckheimer-Expl.
  • Julia Penndorf (Still Alive)
  • Nadine Respondek (Fruchtig, fuchtig & verblichen)
  • Petra Schuppenhauer (Blumen)
  • Katja Zwirnmann (Totenkopfschwärmer)

Heinz Zander: Puppenspiel Mit Moralitäten


Die Ausstellung des Vereins der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. „Willibald Pirckheimer“ im Magdeburger Literaturhaus »Puppenspiel Mit Moralitäten« mit Bildern zur Literatur von Heinz Zander wird um eine Woche verlängert.

Weitere Informationen hier.

Ausstellung: noch bis 3. Februar 2023

Literaturhaus
Thiemstr. 7, 39104 Magdeburg

Samstag, 21. Januar 2023

BuchDruckKunst 2023

Nach dem erfolgreichen Neustart im letzten Jahr wird die von Klaus Raasch organisierte 18. Verkaufsmesse für Erlesenes auf Papier über 60 Künstler und Editionen mit außergewöhnlichen Werken im Museum der Arbeit präsentieren: Schönes & Schräges, Traditionelles & Experimentelles, Erschwingliches & Exklusives.
Die aktiven Werkstätten des Museums demonstrieren das Fräsen von Holzbuchstaben, Hand- und Maschinensatz, Buch-, Stein-und Tiefdruck, Papierherstellung und Buchbinden. Zum Eintritt gibt es ein feingedrucktes Messe-Magazin mit vielen Texten und Bildern gratis dazu!
Die Pirckheimer besuchten im Rahmen ihres Jahrestreffens im September 2021 die 16. BuchDruckKunst, in diesem Jahr gibt es für den individuellen Besuch dieser wichtigem Messe ungehinderten Zutritt.

Das neue Motiv für die nächste BuchDruckKunst hat der Leipziger Künstler Philip Janta gestaltet: Er schuf einen Folienschnitt in drei Farben, eine gelungene visuelle Umsetzung des berühmten Zitats von Laotse:

»Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling.
Leicht liegt es in der Hand, 
entführt uns von einer Blüte zur nächsten
und läßt den Himmel ahnen.«

Mehr Infos im Netz auf buchdruckkunst.

BuchDruckKunst: 31. März - 2. April 2023

Museum der Arbeit
Wiesendamm 3, 22305 Hamburg

Druckfrisch!

Unter dem Titel "Druckfrisch!" erwartet die Besucher des Gutenberg-Museums Mainz ein inspirierender Abend, an dem das ausstellungsbegleitende Booklet mit vielen Geschichten ausgewählter Persönlichkeiten, die in den letzten sechzig Jahren zu Besuch im Gutenberg-Museum waren, vorgestellt wird.
Dr. Anett Göthe und der ersten Mainzer Weinkönigin, Elke Heil
© Gutenberg-Museum, Mainz
Außerdem führt die Ausstellungskuratorin Dr. Anett Göthe ein exklusives Gespräch mit der ersten Mainzer Weinkönigin, Elke Heil, die spannende Geschichten aus ihrer Amtszeit zu erzählen hat.
Bei einem Glas Wein oder Traubensaft des Hechtsheimer Weinguts Stenner können Sie anschließend mit Elke Heil, der Kuratorin der Ausstellung Dr. Anett Göthe und dem Museumsdirektor Dr. Ulf Sölter ins Gespräch kommen. Vorab haben alle Interessierten die Möglichkeit, um 17 Uhr an einer Führung durch die Sonderausstellung teilzunehmen. Der Eintritt ist frei.

Buchvorstellung: 26. Januar 2023, 18 Uhr
Ausstellung: noch bis 4. Juni 2023

è Gutenberg-Museum
Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Telefon 0 61 31 / 12 26 40

Freitag, 20. Januar 2023

Österreich auf der Leipziger Buchmesse

Österreich ist Gastland der Leipziger Buchmesse 2023.

Die Palette der  Präsentationen und Events des Gastlandes reicht von Ausstellungen von Maria Lassnig, Sabine Groschup, Nicolas Mahler und einer künstlerischen Intervention von Elfriede Jelinek und Marko Zink über eine Schau zur österreichischen Literatur der letzten 50 Jahre, eine Filmwoche und Kooperationsprojekte zwischen dem Institut für Sprachkunst in Wien und dem Leipziger Literaturinstitut bis hin zu Diskussionsrunden und Konzerten.

Vom 17. März bis 13. Mai 2023 zeigt die Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig das zeichnerische Werk Maria Lassnigs, einer der herausragendsten, weil eigensinnigsten österreichischen bildenden Künstlerinnen des 20 Jahrhunderts. Ausgestellt werden rund 60 Arbeiten, die einen konsequenten Überblick über die Entwicklung der Zeichnung im Œuvre der Künstlerin geben.
Eine Ausstellung der besonderen Art wird es im Leipziger Literaturhaus geben: „Ah! Thomas Bernhard. Den kenn ich. – Schreibt der jetzt für Sie?Nicolas Mahler zeichnet Artmann, Bernhard, Jelinek, Musil & Joyce. Hier werden Arbeiten des internationalen Comic-Stars aus Österreich gezeigt, der in seiner unverwechselbaren künstlerischen Handschrift Texte von österreichischen Autoren adaptiert hat (10. März bis 27. April 2023).

Die Österreichische Nationalbibliothek präsentiert im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig eine große Ausstellung zur österreichischen Literatur von den 1970er-Jahren bis in die Gegenwart. Die vom Literaturmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek erarbeitete Schau stellt ab 26. April 2023 unter dem Titel „JETZT & ALLES. Österreichische Literatur. Die letzten 50 Jahre“ die wichtigsten österreichischen Autoren der letzten 50 Jahre vor.

Leipziger Buchmesse 2023: 27. bis 30. April 2023

„Alles glüht und blüht“

Bei sphere publishers des Pirckheimers Christoph Liepach erscheint die Publikation »Alles glüht und blüht«.
Mit dieser künstlerischen Intervention hat das Künstlerkollektiv Situation Room ein Zitat von Heinrich Heine über die Kulissenhaftigkeit von Sanssouci in einen Dialog mit der gegenwärtigen städtebaulichen Situation in Potsdam gebracht. Im Rahmen der Veranstaltung „Unterwegs in der Potsdamer Mitte“ wird nun die gleichnamige im September erschienene Publikation vorgestellt und auch mit Blick auf das Themenjahr „Baukultur leben“ von Kulturland Brandenburg besprochen.

In dem Podiumsgespräch soll u.a. den Fragen nachgegangen werden, wie künstlerische Interventionen einen Beitrag zur Stadtgeschichte leisten, wie diese auf vorhandene baukulturelle und gesellschaftliche Diskurse einwirken und welche Impulse aus einer Außenwahrnehmung entstehen. Moderiert wird das Gespräch von Katja Dietrich-Kröck.

Donnerstag, 19. Januar 2023

Die Farben der Kindheit

Auf der Homepage der Bücherkinder Brandenburg kann ab sofort das Ergebnis der von Armin Schubert betreuten Arbeit des Jahres 2022 eingesehen und als PDF heruntergeladen werden.
Die Farben der Kindheit Aus der Kindheit großer Literaten - Jurek Becker, Franz Fühmann, Günter Grass, Christa Wolf sind auf der Homepage der Bücherkinder in der Rubrik "Projekte" und "Archiv", durch Klick auf die Abb. oder hier zu erreichen.

"Mit dieser Arbeit zeigen wir ein Beispiel an kultureller Bildung und begeben uns weiterhin in die Debatte zu Fragen des Umgangs mit digitalen und analogen Texten, wie sie Kognitionswissenschaftler diskutieren. Wir wehren uns ebenso gegen gängige Nachhaltigkeitsphrasen, die die alltägliche Oberflächlichkeit als Qualität deklarieren.
Dieses Projekt ist auch gelebte Bibliophilie."

(Armin Schubert, aus dem Vorwort)

Marginalien 247

Marginalien mit dem Blatt
Petra Schuppenhauer, Blumen
Christiane und Norbert Grewe führen uns durchs »Goldene Zeitalter der fantastischen Buchillustration« genannten Hochzeit der Prunkbände für Märchen und Schauergeschichten zwischen Jugendstil und Art déco. Eine Zeit künstlerischer Opulenz mit wohlklingenden Namen wie Rackham, Dulac, Clarke, Bilibin, Nielsen und vielen mehr. Maria Bogdanovich bringt uns eine weitere goldene Ära nahe: Die Zeit bibliophiler Fülle in Deutschland zwischen 1899 und 1933. Ihr Blick auf jene gut 30 produktiven Jahre mit unzähligen, bis heute nachwirkenden Publikationen, Ausstellungen und
Inka Grebner, Stillleben mit Dame
Gesellschaftsgründungen erzählt sie entlang eines Mannes:
G. A. E. Bogeng - und erinnert an seinen Klassiker Die Großen Bibliophilen, der dieses Jahr sein 100-jähriges Jubiläum erfährt. Auf die eigentliche bibliophile Bonanza aber stößt Matthias Wehry in unserer Reihe Berühmte Bücher. In den 1830ern erschien in England eine kostbare Bibel: Der Drucker De La Rue veröffentlichte das New Testament auf mit Gold bedrucktem Porzellanpapier. 
Und letztlich ist unsere Grafische Beilage diesmal ein wahres Füllhorn: Die Künstlerinnengruppe »augen:falter« schuf für uns gleich ganze sieben Motive.

(Till Schröder, aus dem Editorial)

augen:falter, Persephones Wintergarten, Auflage 1.260 Expl., davon 770 für die Pirckheimer-Gesellschaft, gedruckt im Atelier carpe plumbum, Leipzig
  • Inka Grebner (Stillleben mit Dame)
  • Urte von Maltzahn-Lietzt (Gartenmondvioline)
  • Franziska Neubert (Zicke, Zacke ...)
  • Julia Penndorf (Still Alive)
  • Nadine Respondek (Fruchtig, fuchtig & verblichen)
  • Petra Schuppenhauer (Blumen)
  • Katja Zwirnmann (Totenkopfschwärmer)