Mit der Kampagne *Behind these walls* möchten die Bayerische Staatsbibliothek neugierig machen auf mittelalterliche Handschriften, Karten aus Bayern und der Welt, ikonische Fotografien und viele andere Kulturschätze, die in ihren Magazinen zu finden sind. Den Anfang macht die "Große Karte".
Im 16. Jahrhundert war die Auswahl an Landkarten in Bayern sehr bescheiden. Das änderte Herzog
Albrecht V. Er engagierte 1554 den jungen Mathematikprofessor
Philipp Apian: Dieser sollte sein Herzogtum vermessen – und mit diesem Werk unvergessen bleiben.
Sieben Sommer lang – die Winter ließ das Vermessungsteam aus – reiste Apian zu Fuß und zu Pferde mit seinen Begleitern durch Bayern und setzte systematisch Vermessungspunkte. Er notierte, welche Orte, Brücken und Flüsse, Gehöfte, Seen und Burgen sie vorfanden. 1563 war das Werk vollendet: Apian hatte eine etwa 5 x 5 Meter große Karte vom Herzogtum Bayern in einem detailfreundlichen Maßstab erstellt, 1 Zentimeter auf der Karte entsprachen 450 Metern. Apian ging bei den Illustrationen seiner Karten übrigens über rein kartografisch notwendige Informationen hinaus: Auf ihnen sind auch Tiere wie Gamsböcke oder auch Fischerboote sowie historische Ereignisse (zum Beispiel Schlachten) zu sehen.
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Blatt 19 aus den Bairischen Landtafeln von Philipp Apian |
Auf Grundlage der „Großen Karte”, einem Einzelstück, das dem Herzog gewidmet und in der herzoglichen Bibliothek der Münchner Residenz untergebracht war, ließ Apian fünf Jahre später quasi eine „Taschenbuch-Ausgabe” der „Großen Karte” erstellen. Er verkleinerte die Große Karte von Bayern, teilte sie in 24 Bairische Landtafeln auf und ließ Holzschnitte von diesen fertigen. Hier sieht man den Chiemsee, Teil der Landtafel 19. Deren Maßstab war übrigens gröber: 1 Zentimeter auf der Karte entsprachen nun fast 1 500 Metern. Der Vorteil aber war: Diese kleineren Karten konnten durch die angefertigten Holzschnitte vervielfältigt und als handlichere Exemplare verkauft werden. Über 200 Jahre lang galten die Bairischen Landtafeln als offizielles Kartenwerk in Bayern. Auch Napoleon nutzte sie bei seinen Kriegszügen um 1800 für den Einmarsch in Bayern.
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