Donnerstag, 29. März 2012

Veranstaltungsblog des BBA

Der BBA stellt ab sofort einen Blog mit ausführlichen Beschreibungen seiner Veranstaltungen und einer Auflistung seiner Mitglieder zur Verfügung, siehe bba-veranstaltungen.blogspot.com. Die Informationen werden in den nächsten Wochen erst einmal rückwirkend für die letzten 3 Jahre vervollständigt.

Heidrun Hegewald

Der 75. Geburtstag von Heidrun Hegewald am 21. Oktober 2011 gab Anlaß, in ihrem gerade erschienenen Buch mit dem von Marivaux entliehenen Titel Ich bin, was mir geschieht zu lesen, und die Lektüre fesselte. Bei diesem, vom Verlag Neues Leben als Biographie bezeichneten Titel handelt es sich um eine Sammlung publizistischer Arbeiten der Malerin aus den letzten 20 Jahren, wobei den Texten schwarzweiße Abbildungen ihrer Werke beigefügt sind. Das Büchlein, 160 Seiten im Oktavformat zum Preis von 9,95 Euro, wurde auf 120gr Offsetpapier im Digitaldruck produziert und ist ordentlich in einem von Michael de Maizière gestalteten festen Pappband gebunden. Man nimmt es gern in die Hand. Allerdings setzt der an sich richtig vorangestellte Hinweis des Verlages: »Die Abbildung der Arbeiten von Heidrun Hegewald … folgt keiner illustrativen Absicht. Assoziation ist hoffentlich unvermeidlich«, etwas voraus, was das Buch gar nicht halten kann, denn die Bildchen, und das soll meine einzige Kritik an diesem Bändchen sein, sind leider teilweise recht klein geraten und werden weder der tatsächlichen Größe der Arbeiten noch dem geradezu philosophischen Gehalt der Texte gerecht.
Die Texte der Heidrun Hegewald erklären mit dem scharfen Blick einer Rosa Luxemburg die spätkapitalistische Wirklichkeit und beschreiben gleichzeitig mit den Augen einer Malerin voller Poesie mecklenburgische Landschaften und menschliches Miteinander. Ein gleichsam humanistisch analysierendes wie von Farben und Formen inspiriertes Schauen. Die Notate und Reden zeigen nochmals deutlich, daß sich Heidrun Hegewald neben ihrer Passion als Malerin auch als Schriftstellerin profiliert hat, was vielen, ich gestehe auch mir, lange Zeit verborgen geblieben ist. Diese Lücke schließt das Buch in beeindruckender Weise, indem es teilhaben läßt am Werden einer Künstlerin, die mit dem Trauma des Faschismus aus ihrer Kindheit in der DDR zur Künstlerin wurde und jetzt mit wachem Blick den bundesdeutschen Osten und das Leben im marktwirtschaftlich bestimmten Europa sieht und beschreibt. Ihre Texte verweisen auf die Perversion der modernen Gesellschaft und auch auf daraus resultierende Verflachung der deutschen Sprache und Alltagskultur. Und sie schreibt das konsequent, teilweise bewußt Konventionen der Rechtschreibung aufbrechend, bis hin zu interessanten Wortschöpfungen wie das von den Genießern des Choriner Musiksommers, die die Musik aus mitgebrachten Proviantkörben umessen.
Genau darin liegt für mich der eigentliche Wert dieser Texte. Es ist nicht das nähere Kennenlernen einer Künstlerin, die mit ihrem Schaffen einen wesentlichen Beitrag zur bildenden Kunst der DDR geleistet hat und auch nicht die Entdeckung der Schriftstellerin Hegewald. Es ist der allen Texten immanente, immer wieder brillant formulierte Aufruf, sich nicht in die bürgerliche Bequemlichkeit eines Vernunft, Menschlichkeit und wirkliche Kunst vergessenden, mediengesteuerten Konsumenten zu ergeben, sondern stets zu schauen, genau hinzuschauen, zu überdenken und ebenso ästhetisch zu genießen, der das Buch für jeden kulturell Interessierten bedeutsam macht.
(ad, MARGINALIEN 205, S. 94)

Dienstag, 27. März 2012

Victor Otto Stomps und die Rabenpresse

Die Rabenpresse wurde 1926 von Victor Otto Stomps in der Stallschreiberstraße gegründet und avancierte schnell zu den führenden Kleinverlagen in Berlin. Zum 1. Mai 1937 musste er auf Druck der Nationalsozialisten verkaufen. Die im Lesesaal der Historischen Sammlungen präsentierte Ausstellung zeigt neben Büchern der Rabenpresse auch Briefe, Verlagsverträge, Dokumente und Fotos.
Zur Ausstellung erscheint ein originalgraphisches Plakat mit einem eigens dafür hergestellten Porträtholzschnitt von Johannes Vennekamp in einer nummerierten und signierten Auflage von 13 Exemplaren, 50/70 cm. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Corvinus Presse.
Hendrik Liersch sammelt seit 1978 alles von und über V. O. Stomps und macht seit 1990 selbst Bücher in der von ihm gegründeten Corvinus Presse. 2007 erschien gemeinsam mit der Freien Universität Berlin sein Ausstellungskatalog „Die fast vollständige Geschichte der Rabenpresse“, ISBN 978-3-910172-99-9, 15 Euro.

Vernissage und Einführungsvortrag von Hendrik Liersch: Freitag, 13. April 2012, 19.00 Uhr
Ausstellung: 13. April bis 8. Juni 2012

Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Berliner Stadtbibliothek
Lesesaal, Historische Sammlungen

Breite Straße 30/31 in 10178 Berlin

Die Britannica, das Antiquariat und der Tod als Aufhören


... Nach 244 Jahren wird die Druckausgabe der Encyclopedia Britannica eingestellt. Das heißt, es wird keine neue Ausgabe mehr auf Papier geben ... Fast alles, was dazu geschrieben wurde, trifft: Ja, Allgemeinenzyklopädien, die mehr als einen Meter im Regal einnehmen und fast einen Zentner schwer sind, haben sich im Sinne ihres Zweckes als rasche und doch profunde Auskunftsmittel überlebt; ... und online wird es die Britannica auch weiterhin geben. Und ja, manche Menschen verbinden mit der Benutzung eines solchen Werkes nicht nur ‘Information', sondern einen sinnlichen Eindruck und ein Gefühl: die Goldlettern auf dem strapazierfähigen Kunststoffeinband, das Rascheln und den Geruch des dünnen Papiers, das Gefühl der Sicherheit beim Anblick der 32 Bände im Regal, die Verlockung, sich in einen der langen Überblicksartikel zu vertiefen, ...
(Uwe Walter in der FAZ)

weiterlesen

Montag, 26. März 2012

Spurensuche


Roland Templin stellte heute vor dem Berliner Bibliophilen Abend in der Villa Oppenheim überraschende Funde aus seiner Bibliothek vor. Sein Vortrag stand unter dem Titel: Spurensuche – Jakob Haringer am Abgrund, Ret Marut im Untergrund und weitere Funde in gesammelten Schriften. Von Geschichten die eine Widmung, ein Zettel, ein Foto oder eine handschriftliche Notiz erzählen können".
Zuvor fand die Jahresversammlung des BBA statt. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig in seiner bisherigen Zusammensetzung für weitere 3 Jahre bestätigt.

100 Jahre Liebhaberbibliothek Gustav Kiepenheuer

Einband von Max Schwarzer (1882-1955)
Der 1910 in Weimar gegründete Gustav Kiepenheuer Verlag gab ab 1912 als Krönung seiner Tätigkeit "Die Liebhaberbibliothek" heraus. Dieser bibliophile Reihe widmet sich zum 100jährigen Jubiläum eine Ausstellung.
Auf den guten Erfahrungen aufbauend, hat der Verlag bis zu seiner Einstellung 2010 vier Mal mit einer Gustav Kiepenheuer Bücherei versucht, das Erfolgsrezept wieder zu beleben. Ab 1936 verlegte Gustav Kiepenheuer trotz eingeschränkter Umstände zehn Titel einer Kiepenheuer Bücherei. Noa Kiepenheuer gab ab 1956 in Weimar 50 Titel heraus, die hoch beachtet humanistisches Gedankengut ("kleine Weltliteratur") reflektierten. Mit der Veräußerung des Verlages nach dem Tod von Noa Kiepenheuer begann die erfolgreichste Serie der Gustav Kiepenheuer Bücherei bis 1990 in Leipzig und Weimar. Auf insgesamt 100 Titel wurde das Programm mit spektakulären Nachauflagen der vorliegenden Jahrzehnte gestaltet. Nach dem Ende der DDR folgten in einer weiteren Gustav Kiepenheuer Bücherei 20 Titel nahezu unveröffentlichter Raritäten.
Das Druckgrafische Museum Pavillon-Presse Weimar hat in mehrjähriger Arbeit 2010 mit Kooperationspartnern Ausstellungen zum Gustav Kiepenheuer Verlag in Weimar und Leipzig erarbeitet, von denen die Pirckheimer eine bereits anläßlich des Jahrestreffens besuchen konnten. 2011 konnte das Museum eine Publikation "100 Jahre Kiepenheuer-Verlage" im Christoph Links Verlag befördern.

Ausstellung: 24. März bis 03. Juni 2012

Stadtmuseum Weimar
Karl-Liebknecht-Str. 5-9
99423 Weimar

Antiquarische Blätter März 2012

Unsere Mitglieder Gabriele Ballon und Dr. Carsten Wurm haben einen neuen Katalog herausgegeben, wie immer mit den Schwerpunkten Bibliophile Bücher, Belletristik und Kunst. Diesmal sind besonders reich vertreten die Drucke der Berliner Handpresse, Lyrik und Judaika. Viele Bücher sind wieder aus interessanten Provenienzen, zum Beispiel aus der Bibliothek des Erzählers Wolfdietrich Schnurre, der sich in seiner zweiten Lebenshälfte viel mit jüdischer Kultur beschäftigte, aus der Bibliothek des Berliner Lyrikers und Bürgerrechtlers Lutz Rathenow, der sich für einen Wohnungswechsel erleichert hat, und aus der Bibliothek des kürzlich gestorbenen Lyrikers und Kinderbuchautors Walther Petri - viele mit Besitzvermerken oder Widmungen, vereinzelt von Schnurre mit Exlibris.

Freitag, 23. März 2012

Jahresgabe der Maximilian-Gesellschaft

Ilja Trojanow: Der gefressene Zoo


Im Februar konnte hier voll Freude der Erhalt einer è Jahresgabe der Maximilian-Gesellschaft vermeldet werden, nun habe ich diese Freude ein weiteres mal. Der Text, ein ironischer Blick auf das Ende des Sozialismus und die Folgen, wird hier in der Auflage von 800 Exemplaren erstmals veröffentlicht. Das querformatige 16seitige Bändchen in Kleinoktav wurde von Gert Hoffrath, Roßdorf mit einem ansprechenden geprägten Pappeinband versehen, enthält 4 Kaltnadelradierungen von Detlef Kraft und wurde vom Illustrator signiert. Gesetzt in 12 Punkt Original Janson Antiqua, wurde der Text in in den Werkstätten Haus für Industriekultur Darmstadt von Ralph Henckel und Peter Strasser gedruckt, die eingebundenen Graphiken von Gunter Staschik.

è Maximilian-Gesellschaft für alte und neue Buchkunst

1 Kommentar:

Abel Doering hat gesagt: Die Angaben folgen dem Impressum. Allerdings stellte ich fest, dass der Text bereits in der Benefiz-Anthologie "Wir Kinder dieser Erde. Ein Umweltlesebuch", hrsg. von artists for nature im WWF, © 1998 Heyne Verlag, München enthalten ist.

Donnerstag, 22. März 2012

Left Book Club

Heute sprach André Welters M.A. aus Köln vor der Regionalgruppe der Berlin/Brandenburger Pirckheimer im Säulensaal der Stadtbibliothek Berlin über den Left Book Club. Diese, zu besten Zeiten 57tausend Mitglieder zählende politische Buchgemeinschaft der 1930ger und 1940ger Jahre in Großbritannien, geleitet von Victor Gollancz unter wesentlicher Mitarbeit von John Strachey und Harold Laski, hatte einen großen Einfluss nicht nur auf die Verbreitung linken Denkens und antifaschistischer Haltung sowie das Interesse an der UdSSR, sondern auch auf die Entwicklung des Verlagswesens und an der Verbreitung des Buches. Anders als überparteiliche Buchgemeinschaften z.B. in Deutschland funktionierte der LBC als eine Gemeinschaft politisch interessierter Leser und weniger als Gesellschaft des bibliophilen Schöngeistes - gemeinsam haben diese Clubs von Buchfreunden dennnoch, den Wert des Buches als Kulturgut zu stärkerer Beachtung verholfen zu haben.
(ad)

Montag, 19. März 2012

21. Jahresschrift für Künstlerbücher und Handpressendrucke

Aufsätze, Essays
Walter-Tiemann-Preis 2012 (Julia Blume),

Für eine endlose Sekunde. Wandzeichnungen von Maryna Zhdanko für ein Schweizer Krankenhaus (Tabea Soergel),
Gedichte aus dem "Clown-Zyklus" (Ingo Cesaro),
6. Internationale Triennale des Künstlerbuchs Venedig-Leipzig-Vilnius - Give Love A Chance (Kestutis Vasiliunas / uebersetzt von Jost Braun),
Mit den Sternen durch die Dornen. Zum Tode der jüngst verstorbenen Dresdner Künstlerin Christiane Just (Jens Weissflog),
Originalgraphiken der 21. Jahresschrift (Jost Braun),
Die Hawelkas und ihr Cafehaus. Eine Graphikkassette (Oliver Bentz),
Holzschnitte und Holzschnittmoebel von Sabine Nier (Jost Braun),
Die befreite Linie. Skripturale Zeichnungen von Hella Nohl (Burkhard Brunn),
Unerwartete Formen: Mark Twains "Grausame, fürchterliche, mittelalterliche Liebesgeschichte" als bibliophile Edition (Dr. Irmgard Heidler);

eingebundene, sign. Originalgraphiken in wechselnder Sortierung von
Steffen Braumann (Original-Radierung, 10 neue, wechselnde Motive aus der seit 2009 entstehenden Reihe "Totentanz")
Hella Nohl (Unikatzeichnung "Notiz")
Maryna Zhdanko (Siebdruck "Das Orchester")
Sabine Nier (Farbholzschnitt)

* ISBN 978-3-929852-26-4
* Format A5, 66 Seiten, viele Abbildungen
* diverse Ausgabe-Varianten mit jeweils mehreren sign. Originalgraphiken, davon je ein Motiv aus der Reihe "Totentanz"
* Ausgabevariante 12-01 bis 12_07 je 44 Euro, 12_08 bis 12_11 je 39 Euro zuz. Versandpauschale (D = 1,75 Euro / EU 3,90 Euro)
* auf der Leipziger Buchmesse gab es dieses Angebot an alle Pirckheimer: nach Ablauf der Subskriptionszeit noch einige Exemplare zu Messepreisen lieferbar
* Abonnenten erhalten bevorzugt die jeweils beste Ausgabevariante zum Subskriptionspreis - innerhalb Deutschlands versandkostenfrei..

Originalbeilagen in wechselnder Sortierung - hier koennen Sie sich ansehen, welche Motive in den Ausgaben der 21. Jahresschrift enthalten sind: zur Web Gallery 2012

EDITION LEBENSRETTER
Schloesschenweg 1,
04155 Leipzig / Deutschland
Tel. +49 - 341 - 912 20 11
verlag@artists-books.de

Harald Kugler

„In meiner Bibliothek – sie ist in zwei hohen dunklen Gartenzimmern behaglich untergebracht und dürfte mehr als viertausend Bände zählen – fühl ich wie selten sonst mich hier bestätigt: wahrlich, dieses Reich ist mein, ich bin sein angestammter Herr; ich liebe die Edlen, denen ich gebiete“. So schreibt der Ministerialrat und Bücherfreund Dr. jur. Richard Schaukal (Wien) in seinem Beitrag zum Deutschen Bibliophilen-Kalender für das Jahr 1914. Ja – ein Bibliophiler bin ich auch und ich habe in den vergangenen Jahren viel finanzielle Mittel in den Aufbau meiner Bibliothek gesteckt. Bücher sammeln ist wie eine endlose Straße zu beschreiten, man muss sich daher rechtzeitig ein kleines Ziel stecken, um in ein überschaubares Gebiet abzuzweigen. Aber selbst wenn dies gelungen ist, haben die ledernen, leinengebundenen oder broschierten Bücher so viele Brüder und Schwestern, die als vollständige Reihe zu besitzen, jede Vernunft im Keime erstickt. Es ist eine sowieso für den Nichtleser schwer zu vermittelnde Tatsache, so viele Bücher sein Eigen zu nennen, die zu lesen ein Menschenleben nicht hinreicht, wie soll man dann noch verständlich erklären, Bücher einer Reihe nur deshalb zu besitzen, damit die Ausgabe vollständig ist. Das klingt unlogisch und ist es auch, aber um Verständnis geht es beim Sammeln auch nicht; bedenkt man nur die Kuriositäten, die Menschen an den Tag legen, wenn sie Zollstöcke oder Kronkorken zu Tausenden anhäufen.
Als Bücherliebhaber, diese Bezeichnung ziehe ich dem Bibliophilen vor, habe ich eine Neigung vor allem zum alten Buch entwickelt. ...
(Harald Kugler)


è weiterlesen

Sonntag, 18. März 2012

Exemplar 44

Als ich mich am 17. März zur Leipziger Buch- und zur 18. Antiquariatsmesse aufmachte, traf ich im Bus erst einmal japanische Prinzessinnen, blutbespritzte Chirurgen, martialisch anzusehende Schwertkämpfer, drollige Fabelwesen und auch einen weiteren Pirckheimer. Ich sah sie alle auf der Messe wieder und weitere Pirckheimer. In den Nachrichten hatten wir zwar gehört, dass die diesjährige Messe einen Besucheransturm verzeichnet, aber was sich dann vor Ort zeigte, war überwältigend. Diese Messe ist zu einem wirklichen Volksfest geworden, wobei mich vor Allem wieder beeindruckte, wie viele noch junge Buchliebhaber Leipzig anzieht. Und dabei war die Abteilung Manga und Comic bei Weitem nicht mehr so groß, wie noch im vergangenen Jahr, dafür war das Kinder-, Jugend- und Schulbuch diesmal umfangreicher vertreten. Erfreulich war auch festzustellen, dass das Thema Buchgestaltung und Buchkunst wieder stärker im Mittelpunkt der Buchpräsentation stand, natürlich neben dem Hörbuch und elektronische Medien, die das Buch im klassischen Verständnis weiter zunehmend verdrängen. Aber es scheint sich eben auch die gegensätzliche Tendenz abzuzeichnen, dass neben dem digitalen "Buch" ebenso das gedruckte, das künstlerisch gestaltete Buch und sogar das Buchhandwerk wieder an Bedeutung gewinnt. Und es waren, so hatte ich den Eindruck, wieder mehr Graphiker und Buchkünstler, kleinere Pressen und Verlage vertreten, für die das Buch nicht ausschließlich ein Verkaufsprodukt, sondern ein Kunstobjekt ist.
Diese positive Einschätzung zur Zukunft des Buches konnte man für die Antiquariatsmesse leider nicht in gleichem Maße treffen. In den Gesprächen war deutlich herauszuhören, dass für viele Antiquare nur noch die Präsenz auf dieser Messe wichtig ist und sie von vornherein kaum mit einem nennenswerten Umsatz rechneten. Auch die angeschlossene Antiquariatsmeile, eine lange Regalstrecke mit kleinpreisigen Titeln, wurde nicht unbedingt positiv eingeschätzt, da man feststellte, dass sich die Kunden zwar gern mit billigem, oder besser "preiswertem" Lesefutter eindeckten, sich aber für die raren Sammlerstücke kaum interessierten. So hielt sich der Ansturm auf die Antiquariatsmesse im Gegensatz zur Antiquariatsmeile auch in Grenzen. Nur so kann ich mir erklären, dass ich noch am vorletzten Tage der Messe problemlos die aktuelle Nummer der Insel-Bücherei "Günter Grass, Lebenslang", die für die 18. Antiquariatsmesse in einer Sonderausgabe von 200 nummerierten Exemplaren erschien, bei meinem Bonner Kollegen als Nummer 44 erstehen konnte.
(ad)

Donnerstag, 15. März 2012

Heftig: Hi Visuelle Gestaltung

Junges, innovatives westliches Graphikdesign aus der Mitte Europas: Die Schweizer Gestalter Megi Zumstein (*1973) und Claudio Barandun (*1979) gründeten 2007 in Luzern ihr Büro für Gestaltung „Hi Visuelle Gestaltung“. Zahlreiche Plakate und buchgraphische Arbeiten entstanden für kulturelle Institutionen, ein weiteres Arbeitsfeld ist das Schriftdesign. Ihr Schaffen erhielt internationale Auszeichnungen. Die Ausstellung im neuen Dachgeschoss des Museum widmet sich ihren typographischen Plakaten für das Kulturzentrum Gaswerk in Winterthur. Sparsam farblich akzentuiert zeigen sie eine große Bandbreite im spielerischen Umgang mit Schrift nach allen Regeln der Kunst. Claudio Barandun ist Mitherausgeber des Comicmagazin „Strapazin“. Das prädestinierte ihn geradezu für die Gestaltung des Leporellos „Bastokalypse“ von M. S. Bastian und Isabelle L. Eine spektakuläre Zeichenflut kennzeichnet die im Comicstil gezeichneten Untergangsvision. Zitate aus der Kunstgeschichte beispielsweise von Werken Jacques Callots oder Hokusais verbinden sich mit solchen aus modernen Horrorfilmen. Claudio Baradun gehörte zu eingeladenen Grafikdesignern des vielbeachteten Workshops „Copy Shop“, den Studenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach im Februar 2011 im Klingspor-Museum veranstalteten.

Ausstellung: 20. April bis 10. Juni 2012

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Delikat: Lü Jingren. Buchdesign

Noch relativ unbekannt ist das chinesische Graphikdesign im Westen, groß dagegen das Interesse am westlichen Design in China, die Protagonisten des Grafikdesigns werden in großen Ausstellungen geehrt und ihr Schaffen in großartigen Katalogen dokumentiert. Hervorragende Universitäten bilden junge Grafikdesigner aus, die zur Avantgarde vorstoßen. Lü Jingren gehört zu den renommiertesten zeitgenössischen Buch- und Graphikdesignern Chinas. In seinen Arbeiten verbindet er Einflüsse des modernen westlichen Graphikdesigns mit traditionellen chinesischen Gestaltungsprinzipien: überlieferte Einbandformen wie die klassische chinesische Heftung in Kombination mit Kassetten oder mit Seide bezogenen Mappen und der Rückgriff auf klassische Muster chinesischer Stoffe geben den von ihm gestalteten Büchern trotz ihrer internationalen Modernität ein auf den ersten Blick als typisch chinesisch erkennbares Gepräge. Die Ausstellung gibt einen Überblick seines vielfach ausgezeichneten Buch- und Plakatschaffens. Lü Jingren wurde 1947 in Shanghai geboren, er studierte an der Kunsthochschule in Kobe, Japan. 1998 gründete er das Jingren Art Design Studio, er ist Professor an der Akademie für Kunst und Design der Tsinhua Universität. Lu Jingren ist Mitglied der AGI. Die Ausstellung ist in Kooperation mit der Hochschule für Gestaltung Offenbach unter Vermittlung von Professor Klaus Hesse entstanden. Lü Jingren war Gast der von der Hochschule veranstalteten Grafikdesign Biennale Deutschland China 2010 in Offenbach. Mit der Ausstellung verbindet sich ein mehrtägiger studentischer Workshop mit Lü Jingren.

Ausstellung: 20. April bis 10. Juni 2012

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Ulrich Becher

Als Zeichner und Maler
„Einer der Idole meiner Kindheit war der größte bitterste, in seiner Sozialkritik schonungsloseste Zeichner des Weimarer Deutschlands, George Grosz." So Ulrich Becher in seinem Aufsatz Aus der Spielmacherschule geplaudert - einer seiner raren autobiographischen Schriften. Als Romancier und Novellist verbarg sich Ulrich Becher hinter allen möglichen Masken, Auskünfte zur Person gab er selten; zu seinen Zeichnungen und Bildern ist mir keine schriftlichen Äußerung von ihm bekannt, und auch im Gespräch mit ihm war darüber nicht viel zu erfahren. Er beließ es bei der Bemerkung, daß man als Maler ein Atelier brauche, und da er schon in jungen Jahren zu einem rastlosen Emigranten-Dasein gezwungen war, verlegte er sich aufs Schreiben. 1910 in Berlin geboren, aufgewachsen als Sohn eines Berliner Rechtsanwalts und einer Schweizer Pianistin, besuchte er die Freie Schulgemeinde Wickersdorf, in der die musischen Fächer besonders gefördert wurden. Nach dem Abitur wurde er zum einzigen Schüler von George Grosz, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. Schon bevor er mit Grosz und seinem illustren Kreis in Verbindung kam, zeigte Uli Becher in seinen Zeichnungen und Bildern eine scharfe Beobachtungsgabe, eine skurrile Phantasie und satirisches Talent. Man erkennt in diesem jugendlichen Maler den Zeitgenossen der Expressionisten wie auch der frühen Surrealisten. Nach dem erzwungenen Auszug aus Weimarer Deutschland endete Bechers malerische Produktion, mit dem Beginn der Emigration verlegte er sich mehr und mehr aufs Schreiben: Seine Bilder und Zeichnungen gerieten in Vergessenheit und waren erst Anfang der neunziger Jahre, kurz nach dem Tod Ulrich Bechers, 1990, wieder in einer Ausstellung zu sehen: Zeugnisse eines sehr jungen und eigenwilligen Künstlers, die über die Jahrzehnte von Krieg, Vertreibungen und Verwüstungen hinweg ihre freche Unbeschwertheit bewahrt haben und den Betrachter ganz unmittelbar ansprechen.
(Martin Roda Becher, Januar 2012)

Ausstellung: 23. März bis 23. Mai 2012
Vernissage am Freitag, den 23. März 2012 um 19:00 Uhr
Lesung aus Ulrich Bechers Roman Kurz nach 4 mit Martin Roda Becher, Agnes Dünneisen und Christoph Haaker


è Rotes Antiquariat
und Galerie C. Bartsch
Knesebeckstr. 13/14
10623 Berlin

Dienstag, 13. März 2012

Stummes Gespräch

Die Künstlerin Anke Mühlig zeigt als „begehbares Buch“ eine Installation der Biographie Zwi Kanars Jona oder A Fish hot mikh nisht ayngeshlungen. Handschriftlich wurden Textpassagen auf halbtransparente, große Stoffbahnen übertragen und in ein eine Art Labyrinth montiert. In seiner Biographie nimmt Zwi Kanar, der als Kind das Lager Buchenwald überlebte, seine Leser mit auf eine fiktive Reise heim in sein Schtetl. Dort begegnet er auf dem Marktplatz den Zurückgelassenen, die im Holocaust umgekommen sind – als wäre alles nur ein böser Zauber gewesen. In die Freude des Wiedersehens mischt sich unversehens ein Gefühl von Schuld – die unbegreifliche Schuld des Überlebenden. Anke Mühlig beschäftigt sich mit diesem Widerspruch.

Vernissage am Sonntag, dem 18.3.2012 um 16.00 Uhr

Die Kantorin Jalda Rebling liest im Wechsel mit Martin Swarzenski,
jiddische Lieder umrahmen das Geschehen.

Ausstellung: 19. März bis 25.3.2012

Parochialkirche
10179 Berlin-Mitte
Klosterstr. 67

Samstag, 10. März 2012

100 Jahre Insel-Bücherei

Zur Gründung der Insel-Bücherei vor 100 Jahren erscheint in den nächsten Tagen im Suhrkamp-Verlag die von unserem Mitglied und Vorsitzenden des Leipziger Bibliophilen Abend bearbeitete und herausgegebene Bibliographie sämtlicher in dieser legendären Reihe erschienenen Bände: alle Varianten, alle in Leipzig, in Wiesbaden bzw. Frankfurt am Main erschienenen Bücher, alle bibliophilen Ausgaben. Ein Register nennt alle Autoren, Herausgeber, Illustratoren, Übersetzer, Verfasser von Vorworten und Nachworten. Die in Übereinstimmung mit den ästhetischen und buchdrucktechnischen Standards der Insel-Bücherei hergestellte Bibliographie ist somit ein unverzichtbares Kompendium für die Literatur- und Geistesgeschichte der letzten 100 Jahre und zugleich ein unentbehrliches Nachschlagewerk für Sammler und Freunde der Insel-Bücherei.

Leinen, 312 Seiten, 29,00 €
ISBN: 978-3-458-17540-7

Dienstag, 6. März 2012

Schütze Deine Arbeitskraft

Neue Plakatausstellung auf der Burg Beeskow

Nachdem bereits von Juli 2010 bis Februar 2011 eine Plakatausstellung auf der Burg Beeskow stattgefunden hatte, ist jetzt wieder eine neue zu sehen. Waren es damals Plakate für Kunstausstellungen der DDR aus der Sammlung Dieter Leber, die gemeinsam mit dem Kreisarchiv Oder-Spree präsentiert wurden, handelt es sich diesmal um Plakate zum Arbeitsschutz. Wieder wurden sie von einem Privatsammler zusammengetragen, von dem 25-jährigen Studenten der Zeitgeschichte an der Universität Potsdam, Tobias Bank. Es sammelt seit mehr als 13 Jahren Exponate zur Geschichte der DDR, die er regelmäßig auf Ausstellungen zeigt. Außerdem hält er Vorträge über DDR-Geschichte, besonders an Schulen. Sein Anliegen ist es, die Geschichte der DDR so objektiv wie möglich darzustellen, also auch einer Verklärung entgegenzuwirken. Insgesamt hat er unter dem Thema „Schütze Deine Arbeitskraft“ 30 Plakate von 1955 bis 1990 zum Arbeitsschutz in der DDR herausgesucht. Die meisten waren von der Abteilung Arbeitsschutz des Bundesvorstands des FDGB herausgegeben worden. Einig stammen vom Staatlichen Amt für Arbeit und Löhne, vom Hygienemuseum und auch von der Staatlichen Versicherung, die um Verkehrsschutz bemüht war. Die Herstellung wurde meist von der DEWAG (Deutsche Werbeagentur) übernommen. Aufgehängt worden sind sie meist in den Aufenthalts- und Umkleideräumen der Betriebe. Die Plakate sind weitgehend ideologiefrei, haben eine klare Gestaltung und klare Aussage. Die Schöpfer sind in den meisten Fällen allerdings nicht benannt oder nur mit dem Familiennamen. Das ist schade, denn es sind dabei interessante Lösungen gefunden worden, etwa mit konstruktivistischen Anklängen, hinter denen das Ampelmännchen winkt.
(Elke Lang)

Ausstellung: bis 28. Mai 2012,
NB: Tobias Bank kauft ständig DDR-Artikel aller Art bis hin zu Kleidung und Büchern, Betriebschroniken und anderem an. Zu erreichen per * E-Mail

è Burg Beeskow
Archiv, Lese- und Medienzentrum
des Landeskreises Oder-Spree
Frankfurter Straße 23, 15848 Beeskow
*
E-Mail

Sonntag, 4. März 2012

Pirckheimer auf der Leipziger Buchmesse


Nicole Bottet
Unser Mitglied Nicolaus Topic-Matutin wird auch 2012 wieder auf der Leipziger Buchmesse (15. bis 18. März) mit dem gesamten Programm der bisherigen Künstlerbücher und Graphik der Neuhauser Kunstmühle in Halle 3 am Stand 502 vertreten sein. Dort wird auch das neue Buchobjekt der französischen Künstlerin Nicole Bottet präsentiert. Mit dieser attraktiven neuen Edition beschreibt die Künstlerin in Wort und Bild ihre schöpferische Überzeugung.

è Neuhauser Kunstmühle
Mühlstr. 5a
5023 Salzburg

Gleich nebenan am Stand D502 in Halle 3 finden Sie unser Mitglied Heinz Hellmis mit der, gemeinsam mit Linde Kauert gestalteten, Edition ZWIEFEACH und weiteren Graphiken und Künstler- und Unikatbüchern aus seinem Künstlerverlag.

è Edition ZWIEFACH
* Linde Kauert

Auf der Antiquariatsmesse werden unsere Mitglieder Volker Riepenhausen (München), das Rote Antiquariat und Riewert Q. Tode (beide Berlin) zu finden sein.

è Katalog der Leipziger Antiquariatsmesse

Donnerstag, 1. März 2012

Sein oder Nichtsein

Karikaturen von Barbara Henniger

Am 09. November 1938 wird Barabara Henniger in Dresden geboren. Die Angriffe auf Dresden prägen bis heute die Erinnerungen an die Kindheit. 1956 macht Barbara Henniger das Abitur und studiert anschließend Architektur an der Technischen Hochschule. Zeitgleich zeichnet sie erste Karikaturen für das Sächsische Tageblatt Dresden. Das Studium, welches sie nicht sonderlich interessiert, beendet Barbara Henniger nach zwei Jahren und macht ein Volontariat beim Sächsischen Tageblatt. Ab 1959 läßt sie sich zur Journalistin ausbilden als Journalistin und im Fernstudium zur Redakteurin. Bis 1967 arbeitet Barbara Henniger bei der Dresdner Zeitung. Als ihr Mann eine Verlagsstelle in Berlin erhält zieht die Familie nach Strausberg bei Berlin. Seither arbeitet Barbara Henniger als freischaffende Karikaturistin, vorrangig und bis heute für die Satirezeitschrift " Eulenspiegel", aber auch Beiträge für verschiedene Zeitschriften und Tageszeitungen entstehen, Buchillustrationen, Plakate, Kalender und Kabarettausstattung.

Ausstellung: 10. März bis 20. Mai 2012

è Sommerpalais Greiz
Greizer Park Postfach 1146, 07961 Greiz
Tel. (0 36 61) 70 58-0 Fax (0 36 61) 70 58-25
*
E-Mail

Herzlichen Glückwunsch zum 60sten

Wir wünschen unserem Schatzmeister, dem Berliner Antiquar Abel Doering alles Gute zu seinem heutigen Jubiläum sowie Freude an Kunst, Literatur und den schönen Büchern, selbstverständlich verbunden mit dem ausdrücklichen Dank für das stete Engagement für die Pirckheimer und bei der Pflege unserer Internetpräsenz.