Zwar stellte die Washington Post kürzlich fest, dass der Antiquariatsmarkt überraschend robust ist, was zum Teil auf die Notwendigkeit einiger Haushalte zurückzuführen ist, sich zu verkleinern. In Gesprächen mit pensionierten Wissenschaftlern wird auch von den Herausforderungen berichtet, Bibliotheken zu finden, die bereit sind, Materialien aufzunehmen. Und jeder Sammler weiß, dass es nur selten gelingt, selbst bedeutende Sammlungen in eine Stiftung zu überführen oder komplett in andere Bibliotheken zu integrieren.
Trotzdem wird es gleichzeitig, häufig ökonomisch bedingt, immer schwieriger für den Einzelnen, eine Sammlung oder eine Arbeitsbibliothek aufzubauen.
Im Blog The Scholarly Kitchen beschreibt Jill O'Neill, Educational Programs Manager für NISO (National Information Standards Organization), sich auf das Buch The Library: A Fragile History (Basic Books, 2021) beziehend, dieses Dilemma (siehe hier).
Die Autoren Andrew Pettegree und Arthur der Weduwen zeigen am Beispiel früher europäischer Klosterbibliotheken, dass der Inhalt des Bibliotheksbestandes für seine Bewertung nicht immer unbedingt bedeutsam ist: "Obwohl wir das Schicksal jedes Silberbestecks, jeder Glocke und jedes Bleidaches verfolgen können, werden Bibliotheken in den Bewertungsberichten nur für den Wert ihrer Holzmöbel erwähnt... Liturgische Bücher, die zu den Klöstern gehörten, wurden sehr geschätzt, aber nur wegen des Potenzials, Gold, Silber und Halbedelsteine aus ihren Einbänden zu retten. Jenseits dieser Dekoration waren sie von geringem Eigenwert" (S. 108-109).
Bei allem Optimismus der Autorin, dass ganze Sammlungen gern von Bibliotheken angekauft werden (das scheint in anderen Ländern besser zu sein als hierzulande?) konstatiert Jill O'Neill: "Es wird immer diesen Titel einer kleinen Offizin geben, der irgendwie durch die Finger der Interessenten rutscht. ... Wer wird diesen einzigartigen Titel haben, den der einzelne Leser benötigt?"
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