Samstag, 27. Juli 2024

ein Hinweis vom Karl Dietz Verlag

„Ein adäquates Verständnis des Kapitalismus ist ohne Marx nicht zu haben. Eine Kritik schon gar nicht.“
Warum dieser Post? Einfach anklicken
XXL-Interview mit Ingo Stützle, Leiter unserer MEW-Edition, mit viel spannendem Stoff zu Forschung & Relevanz in der neuen Ausgabe der ›Kieler sozialwissenschaftliche Revue‹

Freitag, 26. Juli 2024

7. Braunschweiger Antiquariatsmarkt

Acht Antiquariate der Löwenstadt (Buch & Kunst, Bücherlöwe, Gründer, Klittich-Pfankuch, Leseratte, Rabenschwarz, Eichhorn und Tills Bücherwege) organisieren in Kooperation mit dem Braunschweigischen Landesmuseum die Verkaufsausstellung, die durch drei Stände auswärtiger Antiquare aus Bargfeld (Wiedenroth), Hannover (Wilder) und Hildesheim (Dr. Hennighaus) bereichert wird.
Angeboten werden wertvolle und auch preisgünstige Druckwerke: Literatur, Erstausgaben, signierte und illustrierte Bücher sowie Widmungsexemplare, Reiseberichte, Wissenschafts- und Geistesgeschichte, Kinderwelten, Orts- und Landeskunde, Natur und Technik, Kunst und Kultur, Geschichte und Politik. Interessierte können außerdem vor Ort den Wert ihrer mitgebrachten Bücher und Graphiken fachkundig schätzen lassen.
Besonderheit in diesem Jahr: Von 13 Uhr an findet im Museumsgarten Hinter Aegidien das Jüdische Sommerfest statt, mit literarischen und musikalischen Darbietungen, kulinarischem Angebot sowie Kurzführungen auch in die sehenswerte Dauerausstellung "Ein  Teil von uns".
Der Eintritt ist frei.

:Messe: 25. August 2024, 10:00 - 17:30 Uhr

Museum Hinter Aegidien
Dormitorium-Saal, barierefrei
38100 Braunschweig

Bis hierhin lief’s noch gut

Das Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg zeigt eine Einzelausstellung rund 300 Werken aus dem  vielfältige kreative Schaffen der Illustratorin und Comiczeichnerin Anna Haifisch 
Ausstellungsgraphik, «Bis hierhin lief’s noch gut», © Anna Haifisch & Anja Kaiser
Doe Künstlerin schreibt und zeichnet Comics, arbeitet als Illustratorin für nationale und internationale Medien und gestaltet Druckserien, Poster und Designprodukte. Charakteristisch für ihr Schaffen ist das Zusammenspiel von kräftiger Farbgebung und fragilem Strich. Ihre Erzählungen zeichnen sich durch den humorvollen Umgang mit popkulturellen Anleihen aus. Sie sieht sich in der internationalen Tradition der sogenannten Funny Animals wie Snoopy von Charles M. Schulz oder der Zeichentrickserie „Looney Tunes“. Die Künstlerin spielt mit visuellen und erzählerischen Elementen aus Design, Comic- und Kunstgeschichte.

Ausstellung:  seit 6. Juni - 20. Oktober 2024

Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg
Steintorplatz, 20099 Hamburg

Donnerstag, 25. Juli 2024

Skizzenbuch von Caspar David Friedrich wird ausgestellt

Im November 2023 ist das "Karlsruher Skizzenbuch" von Caspar David Friedrich für 1,8 Millionen vom Berliner Auktionshaus Grisebach versteigert worden.
Die Berliner Kulturverwaltung sorgte dafür, dass das wertvolle Objekt in das Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes eingetragen wurde. Damit bestand ein Ausfuhrverbot. Die Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar Ulrike Lorenz berichtete, dass es daraufhin zu Verhandlungen, einem "wunderbaren kollegialen Kraftakt und Hunderten von Emails und WhatsApp" zwischen den verschiedenen Parteien kam. Nach einigem Hin und Her ist nun klar: Das wertvolle Büchlein bleibt in Deutschland und in öffentlicher Hand.
nach einer Abb. dees Auktionshauses Grisebach
Zunächst können Besucher Friedrichs Studien im Berliner Kupferstichkabinett besichtigen. Im August soll das Büchlein in Dresden bei der Caspar-David-Friedrich-Schau "Wo alles begann" ausgestellt werden. Im November wird es dann schließlich nach Weimar wandern.  

Vorher gehörte das Buch mehr als 200 Jahre der Familie des Künstlerfreundes Kersting aus Karlsruhe. Rund um die Versteigerung gab es viele Diskussionen über den Verbleib des "Karlsruher Skizzenbuchs". Stimmen wurden laut, es solle als Kulturgut geschützt werden – handelt es sich doch um das letzte gebundene Exemplar eines Skizzenbuchs des Künstlers. Nur sechs von insgesamt wohl 20 dieser Büchlein sind erhalten. Vier davon bewahrt das Nationalmuseum in Oslo auf, ein weiteres das Kupferstichkabinett in Dresden.

Sommerfest für die Kunst

Irmela Ehrmann, Steindruck,
gedruckt von Christian Müller
Am 18. August um 14.00 Uhr findet im Rahmen des „Kunstfestivals am Grünen Band" anlässlich der Vernissage einer Ausstellung mit Malerei, Grafik und Plastik von Irmela Ehmann das alljährliches SOMMERFEST FÜR DIE KUNST im Museum für Steindruck statt.
Zur Eröffnung spricht Susanne Krassa zum „Schmetterlingstal" von Inger Christensen, einer Inspiration für Irmela Ehrmanns Werke, musikalische Umrahmung Hot Club d'Allemagne, Grafik auf der Wäscheleine, Kaffee mit hausgebackenem Kuchen. Eintritt frei.
Zur Ausstellung erscheint eine Vorzugsgraphik, ein Holz-schnitt von Irmela Ehrmann, Auflage 20 Exemplare, ohne Titel, Motivformat 30 x 23 cm, Blattformat 48 x 38 cm, zum Vorzugspreis von 90,00 €, nach der Ausstellung 150,00 €. Ihre Bestellungen nehmen wir gerne entgegen.

Am 25. August um 15.00 Uhr beteiligt sich das Steindruckmuseum am „Weimarer Kunstfest". Das RUMPEL PUMPEL THEATER spielt „Das Hotel im Karussell" Eine mobile Inszenierung auf unserem Wurzbacher Markt, bei Regen im Festzelt.

Ausstellung: 18. August - 2. November 2024
Kunsthaus Müller
è Kunsthaus Müller & Galerie für zeitgenössische Kunst
Markt 6, 07343 Wurzbach/Thüringen

Mittwoch, 24. Juli 2024

Großer lyrischer Klavierabend

Mikhail Mordvinov (Klavier) Reha-Zentrum Seehof
Steffen Marciniak, Foto © ad, Plakat: Eva-Maria Nerling

Neue digitale Edition

21 Notizbücher von Peter Handke online

Vor kurzem fand ein umfangreiches und innovatives Editionsprojekt an der Österreichischen Nationalbibliothek seinen vorläufigen Abschluss: 21 Notizbücher des österreichischen Nobelpreisträgers, mit knapp 3.000 Seiten an Aufzeichnungen, sind vollständig editiert als Faksimiles mit kommentierten Transkriptionen und drei Registern online frei zugänglich. Die Edition öffnet der Handke-Forschung, aber auch einem breiten Publikum völlig neue Perspektiven.

Die betreffenden Notizbücher stammen aus dem Zeitraum zwischen März 1976 und November 1979 und werden mit der Edition erstmals veröffentlicht. Die Handschrift Handkes wurde dabei vollständig transkribiert und nach den Standards der digitalen Geisteswissenschaften erschlossen: Umfangreiche Register erlauben es, über erwähnte Orte, Werke oder Personen in dieses vielschichtige Werk einzutauchen. Notizbuchbeschreibungen geben Einblicke in die inhaltlichen und materiellen Besonderheiten jedes Notizbuchs und bieten thematische Einstiege. Stellenkommentare schlüsseln die zahlreichen Lektürezitate, Bildbeschreibungen bei Museumsbesuchen oder fremdsprachigen Stellen aufghäund geben wichtige, akribisch recherchierte Hintergrundinformationen.

Von weiterer Notizbücher ist im Rahmen von Folgeprojekten geplant.

Dienstag, 23. Juli 2024

Hot Printing Festival #2

Wie schon vor zwei Jahren beim ersten Offenbacher Hot Printing Druckfestival war der Verein für die Schwarze Kunst auch bei der Fortsetzung vor 2 Wochen mit einem Stand im Klingspor Museum vertreten. Es war wieder ein fröhliches, im wahrsten Sinne des Wortes unterhaltsames Fest mit vielen guten Gesprächen am Stand, alten und neuen Bekannten – und mindestens einem neuen Mitglied.
Heike Schnotale (Officina Arcane) rechts, Theresa Wedemeyer links und Katja Zwirnmann hinten links
Der Verein mit zwei Vorstandmitgliedern, Heike Schnotale, welche die Arbeiten aus ihrer Werkstatt (Officina Arcane)anbot, teilte sich den Raum diesmal mit Theresa Wedemeyer, die ebenfalls eigene Arbeiten zeigte und als Vorsitzende unseres Partners zugleich die Meister der Einbandkunst repräsentierte, teilte sich den Raum diesmal  mit Katja Zwirnmann, deren Atelier und Arbeiten der Verein im Rahmen seiner Jubiläumsfeier im vergangenen Oktober in der Leipziger Baumwollspinnerei besuchen und bestaunen durften. 
Vielen Dank. Herzlichen Dank auch an Malte für die Unterstützung am Sonntag und ganz herzlichen Dank dem Klingspor Museum in Person von Dorothee Ader und ihrem bezauberndem Team für die erneut sehr gelungene Ausrichtung des Festivals.

Montag, 22. Juli 2024

... über heimische Bibliotheken

Umberto Eco, der 50.000 Bücher besaß, hatte dies über heimische Bibliotheken zu sagen:

"Es ist verrückt zu denken, dass man alle Bücher lesen sollte, die man kauft, denn es ist verrückt, diejenigen zu kritisieren, die mehr Bücher kaufen, als sie jemals lesen können. Das wäre, als würde man sagen, dass man alle Besteck, Gläser, Schraubenzieher oder Bohrsätze, die man gekauft hat, benutzen sollte, bevor man neue kauft."
Es gibt Dinge im Leben, die wir brauchen, um immer viel Vorräte zu haben, auch wenn wir nur einen kleinen Teil gebrauchen werden. "Wenn wir z.B. Bücher als Medikamente betrachten, verstehen wir, dass es gut ist, viele zu Hause zu haben, statt wenige: Wenn wir uns besser fühlen wollen, dann gehen wir in den "Medikamentenschrank" und suchen uns ein Buch aus. Kein Zufall, aber das richtige Buch für diesen Moment. Deshalb sollte man immer eine Ernährungswahl haben! "Wer nur ein Buch kauft, liest nur dieses und entsorgt es. Sie wenden einfach die Verbrauchermentalität auf Bücher an, d.h. sie betrachten es als Konsumprodukt, als Warengut. Wer Bücher liebt, weiß, dass ein Buch alles andere als eine Ware ist."

(Marie Gagnon auf facebook)

Sonntag, 21. Juli 2024

Vokabular einer toten Sprache

Ein Broschürchen (19,4 x 8 cm) aus dem Jahre 1888 mit dem Titel „Der geschickte Ballordner“ enthält neben Anweisungen für Kotillontouren, Kontretänze und diverse Tanzspiele auf den Seiten 58-59 unter der Überschrift „Die Fächersprache“ eine Liste mit 25 Anweisungen, wie die Dame den Fächer für nonverbale Mitteilungen an die Herrenwelt benutzen kann.
zum Lesen bitte anklicken
Im Zeitalter der Partnerbörsen im Internet ist die Dame auf derartige Kommunikationshilfen nicht mehr angewiesen, und man darf die Fächersprache nun zu den ausgestorbenen Sprachen wie Hethitisch und Babylonisch zählen. Als Kulturgut einer verschollenen Zeit vermag sie jedoch immer noch das Interesse der Sprach- und Sittengeschichtsforscher zu erwecken.

Das Heft ist in Köln erschienen, mithin dürfte es sich hier um eine Variante der Fächersprache im rheinischen Dialekt handeln. Es zeigen sich nämlich bei Vergleichen mit anderen Verzeichnissen der Fächersprache, die im Internet zu finden sind, einige Abweichungen.

Für bücherkundige Sammler mag noch der Hinweis nützlich sein, dass es sich bei dem hier vorgestellten Exemplar, an dem der Zahn der Zeit schon ein wenig genagt hat, um ein Unikat zu handeln scheint. Kein elektronischer Katalog weltweit führt den Titel auf. Nur ein Bücherverzeichnis weist die Cimelie nach, die Bibliographie génèrale de la Danse in den Archives Internationales de la Danse, Nr. 3, 15. Juillet 1934, S. 120.

(Ulrich Goerdten)

1 Kommentar:
Bernd Friedrich Schulz hat gesagt…(22 Juli, 2024)
Höchst amüsant! Ähnliches Schicksal widerfuhr der Briefmarkensprache. Es ist schon fast eine Ewigkeit her, dass ich mich einmal solcher Zusatzbotschaft bediente, jedoch ohne richtig verstanden zu werden. Und wohl nur wenige gibt es noch, die überhaupt Liebesbriefe schreiben und diese der Post zum Transport anvertrauen. Meine derzeitigen Zusatzbotschaften übermittle ich durch das Kleben eine Vielzahl von unterschiedlichen Blumenbriefmarken mit niedrigem Wert.
Nebenbei: Der Briefkasten Pettenkofer Straße/Frankfurter Allee begrüßt mit einem Graffiti "Nur für Liebesbriefe"

Perlen-Bibliothek

Ralf Plenz
gestaltete dieses, von Paul Klee inspiriertes Aquarell mit einem Zitat von Abel Doering aus dem Pirckheimer-Blog, Aufwand für diesen Hinweis auf die Reihe „Perlen der Literatur“ aus dem Hamburger Input-Verlag: rund sechs Stunden.

Band 29
Karl Kraus: Die Sprache. Unsere Neuveröffentlichung, seit zwei Wochen lieferbar. Besonders das Vorwort von Elmar Dod sortiert Kraus’ Textsorte und Stil sehr gut ein. 20 € für 192 Seiten, Leinenband mit Fadenheftung.
Band 28
Erich Mühsam: Unpolitische Erinnerungen. Neuveröffentlichung, seit zwei Wochen lieferbar. Prominenz: Das Vor- und Nachwort von Henning Venske ist sehr hilfreich für das Verständnis des Lebens von Erich Mühsam. 24 € für 320 Seiten, Leinenband mit Fadenheftung.
Band 27
Emilia Pardo Bazán: Die rosafarbene Perle und andere Geschichten aus dem Panoptikum der Liebe. 24 Geschichten von 1898, erstmals aus dem Spanischen übersetzt. 160 Seiten, Leinenband mit Fadenheftung, 18 €.
Band 26
Maria Montessori: Das Geheimnis der Kindheit, Teil 2 und 3, neu übersetzt und mit einem Vor- und Nachwort versehen von Cordula Scheel, 192 Seiten, geb., Leinenband mit Fadenheftung, 20 €
Band 30
Colette: Chéri, kommt Anfang August. Herbst 2024.
Die Neuerscheinungen sind alle fertig und seit einigen Wochen in jeder Buchhandlung erhältlich. Die Vorschau mit immerhin 32 Seiten ist ab sofort lieferbar.

Freitag, 19. Juli 2024

In den Gärten der Götter

Im dritten LiteraturGarten präsentiert der Pirckheimer und Autor Florian L. Arnold Literatur über besondere Gärten, wilde Natur und freches Grün unter freiem Himmel. Viel heitere Literatur und Ende des Abends eine entspannte Runde am Lagerfeuer.
Der Garten war seit jeher eine beliebte Spielwiese für Literaten. Als Raum für Träume, Erholung, Freiheit haben ihm erstaunlich viele Literaten*innen ganze Bücher gewidmet. An diesem Abend wird Autor und Sprecher Florian L. Arnold im Refugium im Finninger Ried Texte der Weltliteratur zum Thema „Gärten der Götter“ vorstellen. Das alternative Leben im Grünen, ein „Traum“, der sich für die einen erfüllt, für andere nicht.
Der „Urwald“ im heimischen Vorgärtchen kommt da ebenso vor wie eine Harzreise, „Legenden“ aus Lappland und „Blütengedichte“ von Thomas Rosenlöcher und Jan Wagner. Listige Insekten von Siegfried Arnold und halsbrecherische Fliegenflüge von Joachim Ringelnatz beleben unseren Göttergarten ebenso wie der Stier, den Saki unvermutet in einem Vorgärtchen auftauchen lässt

27. Juli 2024, 18 Uhr

Refugium im Finninger Ried (Gärtnerei Weimar)
Breitenhofstr. 110, 89233 Neu-Ulm

Mittwoch, 17. Juli 2024

ProtestKunst & ProtestKultur

Archive Artist Publications lädt ein zur Vorstellung von so-VIELE.de Heft 97 demokratie_2024.jpg, einer fotografischen Dokumentation der Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in Deutschland. (Bildredaktion Barbara Donaubauer, Gestaltung Studio mllr, Carina Müller, München)
30 Fotografen aus ganz Deutschland – darunter Wolfgang Tillmans und Marlene Gawrisch – teilen ihre Bilder, die seit Januar 2024 während der Demonstrationen gegen Rechtsextremismus entstanden sind. Im Rahmen der Offenen Ateliers in der Münchner Maxvorstadt erscheint dazu eine Publikation und eröffnet eine Ausstellung, die die gesammelten Motive erstmalig präsentieren.
Die Ausstellung ProtestKunst & ProtestKultur beleuchtet Protest als Akt der öffentlichen Auflehnung: In Ablehnung gegen untragbare soziale Umstände reagieren Menschen vereinzelt oder aber auch als Masse mit öffentlich geäußertem Unmut.
Ein besonderer Fokus liegt in der Wechselwirkung zwischen politischem Protest und der Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen.
Knapp 200 Poster, Flyer, Bücher, Magazine oder Zines aus aller Welt veranschaulichen eindrucksvoll, wie Menschen weltweit laut werden, um eine bessere Lebensrealität für sich und andere zu schaffen. Ebenso erinnern sie daran, dass Protest als Form von anti-systemischer Kommunikation eine basisdemokratische Notwendigkeit darstellt. In diesem Rahmen bietet sich die Gelegenheit, einige der Macherinnen der ausgestellten Materialien persönlich kennen zu lernen und mit Ihnen über ihre Arbeit zu sprechen.

(Harald Kretzschmar)

20./21. Juli 2024

Kunst im Karrée
München

Dienstag, 16. Juli 2024

Ums Buch…

Frankfurter Grüngürteltier auf dem Berger Rücken
Von dontworry - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0,
Ums Buch ist mir nicht bange. 
Das Buch hält sich schon lange. 

Man kann es bei sich tragen 
und überall aufschlagen. 

Sofort und ohne Warten, 
kann man das Lesen starten. 

Im Sitzen, Stehen, Knien, 
ganz ohne Batterien. 

Beim Fliegen, Fahren, Gehen. 
Ein Buch bleibt niemals stehen. 

Beim Essen, Kochen, Würzen. 
Ein Buch kann nicht abstürzen. 

Die meisten andren Medien,
tun sich von selbst erledigen. 

Kaum sind sie eingeschaltet, 
heißt´s schon, sie sind veraltet. 

Und nicht mehr kompatibel. 
‘Marsch in den Abfallkübel!’ 

Zu Bändern, Filmen, Platten, 
die wir einst gerne hatten. 

Und die nur noch einen Dreck sind, 
weil die Geräte weg sind 

und niemals wiederkehren, 
gibt´s nichts zu sehn, zu hören. 

Es sei denn, man ist klüger 
und hält sich gleich an Bücher, 

Die sind noch in hundert Jahren, 
das sind, was sie einst waren. 

Schön lesbar und beguckbar. 
So stehn sie unverruckbar, 

in Schränken und Regalen 
und die Benutzer strahlen: 

Ha´m die sich gut gehalten!’ 
Das Buch wird nicht veralten.

(Robert Gernhardt, zitiert in einem Brief von von Gwendolyn Mertz-Jork, Leiterin der Geschäftsstelle der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin)

Montag, 15. Juli 2024

Valet Harald Kretzschmar!

Harald Kretzschmar
war bekannt als Karikaturist, Porträtist, Autor, Herausgeber, Feuilletonist, Bibliophiler. 1931 zwar in Berlin zur Welt gekommen, wuchs er als Spross einer ursächsischen Großbürgerfamilie in Dresden auf – unter seinen Vorfahren reputierliche Repräsentanten der königlich sächsischen Residenzstadt in Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft.

Das Ende seiner Kindheit war gleichzeitig das apokalyptische Ende des Nazi-Reiches mit der Vernichtung des alten Dresdens im Feuersturm. Mitten in den Hunger- und Trümmerjahren aber, die darauf folgten (und von denen wir Nachgeborene nur mehr eine blasse Vorstellung haben) absolvierte dieser lang aufgeschossene junge Mann die ehrwürdige Dresdner Kreuzschule und anschließend die nicht minder traditionsreiche Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst.

Sein sparsam-präziser, unverwechselbarer Zeichenstil korrespondierte mit der verschwenderischen Breite und Vielfalt seiner Interessen und Kenntnisse. So war der antifaschistisch-demokratische, später sozialistische Neuanfang im Osten Deutschlands eben nicht nur vom sowjetischen Sieger und seiner stalinistischen Bürokratie oktroyiert, sondern von den überlebenden deutschen Linken vieler Couleur auch gewollt. Der junge Kretzschmar bekannte sich dazu, nicht zuletzt aus der Tiefe einer humanistischen Bildungstradition heraus. Davon zeugte eine ganze Wandelhalle bedeutender Re-Emigranten, die bewusst in den kleineren deutschen Teilstaat gingen (und allesamt früher oder später von Kretzschmar face to face porträtiert wurden).

Kunst und Politik – ein weites Feld. Karikatur in einer Diktatur – ein immer währender Drahtseilakt, auch wenn es nach Stalin wenigstens nicht mehr gleich den Kopf kostete. Obwohl kalter Krieg war (der übrigens immer von zwei Seiten geführt wurde, was heute gern vergessen wird). Es fand ein ungleich mühsamerer deutscher Wiederaufbau im armen Osten statt und es gab dennoch dort zugleich eine reiche Kulturlandschaft (was heute nicht minder gern vergessen wird). Mitten drin Kretzschmar, der das alles als Zeichner und Publizist, Autor und Lobbyist der politischen Zeichnerei begleitete. Um nach dem Mauerfall dann weiter unermüdlich noch mehr als ein Vierteljahrhundert lang seinem Metier und seinem kritischen Blick treu zu bleiben.

Nach dem Studium in Leipzig, wo ihm eine solide akademische Kunstausbildung nebst graphischen Techniken vermittelt wurden, verschlug es ihn ins Märkisch-Preußische: Seit 1956 war er in Kleinmachnow am südwestlichen Berliner Stadtrand ansässig, als „Speckgürtelgemeinde“ mit einst reichem Baumbestand ideal zum konzentrierten Arbeiten im Grünen und sowohl nach dem Bau als erst recht dann nach dem Fall der Mauer heiß begehrter Siedlungsgrund.

Hier darf ich den großen Maler Adolf Menzel zitieren, der bekannte: „Alles ZEICHNEN ist nützlich, und ALLES zeichnen auch.“ – Neben den Porträtköpfen, die den Kern von Kretzschmars Œuvre ausmachen, gibt es tausende Blätter politischer Karikatur (heute im Neusprech editorial cartoon genannt); sodann unzählige Reiseskizzen, auch malerische Versuche, Druckgrafik, Ausflüge in Relief und Plastik, Auftrags- und Gelegenheitsarbeiten, die zusammen einen veritablen Zeichnerkosmos und nebenbei die Spiegelung einer ganzen Epoche in einer geteilten Welt ausmachen. Sozusagen aus der geheimen Schublade kamen dazu Antlitze einiger verblichener Politbüro-Genossen, die man vielleicht vergessen möchte, die aber immerhin Figuren der Zeitgeschichte sind, und die man (ganz im Gegensatz zu ihren viel-, aber manchmal auch nicht so gut gezeichneten Pendants aus dem Deutschen Bundestag) derart kenntlich gemacht noch nicht gesehen hatte. Die Sicherheit des eigenen Strichs und die Souveränität des freundlich-präzisen Zugriffs auf das ganz und gar Unverwechselbare einer jeden Physiognomie machen überdies Kretzschmars Nähe zu den Kollegen verschiedener Zeitalter erst möglich und glaubhaft: Seien es die immer unsichtbar anwesenden frühen Großmeister des beginnenden Bürger- und Pressezeitalters namens Hogarth, Daumier, Hosemann oder die Kollegen vom Simplizissimus, – oder aber die künstlerischen Zeitgenossen-Freunde aus Ost und West, denen Kollege Kretzschmar ein exemplarisches neues Gesicht gab, weil ihm die jeweilige Nase einfach passt: Marie Marks und Tomi Ungerer, Arno Mohr und Henry Büttner, e.o. Plauen und Charlie Sturzkopf, Roland Topor und Ronald Searle, Friedrich Karl Waechter und Janosch undsoweiterundsoweiter.

Geschichte wiederholt sich nicht, aber sowohl der kritische Zeichner als auch sein Publikum können aus ihr lernen, schärfer zu sehen. „Ich habe eine Zukunft erlebt, die von gestern war“ sagt Volker Braun, und Stephan Hermlin bemerkte 1989: „Ich nehme zur Kenntnis, einer Generation anzugehören, deren Hoffnungen gescheitert sind. Aber damit haben sich diese Hoffnungen nicht erledigt.“

Nach 1990 verstummte Kretzschmar nicht, sondern stürzte sich im Gegenteil mit erstaunlicher Energie in die schmerzhafte gesellschaftliche Transformation des deutschen Ostens. Publizierend, zeichnend, ausstellend, lesend kämpfte er um sein Publikum und darum, sich selbst treu zu bleiben. In unterhaltsamen Erinnerungsbüchern hat er seine profunde Kenntnis von Lebensgeschichten der DDR-Intelligentsia aufbewahrt und damit an einer kritischen Zeit- und Kulturgeschichte des Ostens mitgeschrieben, die von echter Kenntnis zeugt. „Satire darf alles“, bemerkte Tucholsky vollkommen richtig, aber damit sie alles dürfen darf, sollte sie ihrerseits auch alles geben: Inhaltlich wie zeichnerisch, und nicht zum Beispiel nur mehr schlecht als recht als Lifestyle-Späßchen daherkommen oder kalauernde Sprechblasen illustrieren. Liberalität und Meinungsfreiheit sind das tägliche Brot der Satire, gesellschaftliche Um-und Aufbrüche sind eine Hoch- und Festzeit für sie. Aber sie lebt bekanntlich selbst unter den verschiedenen Formen von Repression, Zensur und Gängelung weiter, ja sie kann dort manchmal subtilere und überraschende Dimensionen entfalten, was im besten Fall vielleicht sogar künftige neue Auf- und Umbruchphasen vorbereiten hilft.

So bild-mächtig und machtlos zugleich ist, was die zeichnenden Arbeiter in den Steinbrüchen der Zeitgeschichte vermögen; jene, die leichthändig und in veritablem Größenwahn mit Wort, Witz, Federn und Stiften dem nackten Felsgebirge scheinbar alternativloser Zustände zu Leibe rücken.

Am 27. Juni 2024 ist Harald Kretzschmar in seinem Haus in Kleinmachnow verstorben.

(Rainer Ehrt, in Das Blättchen, 27. Jahrgang | Nummer 15 | 15. Juli 2024)

Sonntag, 14. Juli 2024

Tiere, Gewächse, Köpfe

Mit Unterstützung der Fränkischen Bibliophilengesellschaft zeigt die Kunst und Kultur Initiative Lichterfeld eine Ausstellung von Stephan Klenner-Otto in der „Galerie der Spitalpassage“  zeigt Tiere, Gewächse, Köpfe – und einem Schuh.
Foto © Werner Diefenthal
Klenner-Otto zeichnet und radiert zu den großen deutschen Literaten und schafft phantastische Erzählbilder. Sein Talent, das Charakteristische eines Gesichts zwischen Präzision, Groteske, Karikatur und Horror einzufangen, ist ebenso geschult wie beim Darstellen nuancierter Brüchigkeiten.
Seine Werke sind vielseitig, vielschichtig, manchmal auch ein wenig verstörend. Es sind Zeichnungen und Radierungen, er arbeitet mit Blei- und Farbstiften und er malt Aquarelle. Manchmal kombiniert er diese Techniken. Die Rede ist von Stephan Klenner-Otto, einem gebürtigen Kulmbacher, der seine Werke in der Spitalpassage in Lichtenfels ausstellt.

Ausstellung: 7. Juli - 4. August 2024
Druckvorführung: 14. Juli 2024, 16 Uhr, Stephan Klenner-Otto 

Kunst und Kultur Initiative
„Galerie der Spitalpassage“
Lichtenfels, Bamberger Str. 16

Samstag, 13. Juli 2024

Vorwärts – mit heiteren Augen! 100 Jahre Büchergilde Gutenberg

Im August 2024 feiert die Büchergilde an ihrem Gründungsort in Leipzig ihr 100-jähriges Bestehen mit einem großen Festwochenende und einer Jubiläumsausstellung. Es ist ein Fest der gelebten Gemeinschaft, für die vielen Leserinnen und Leser, Mitglieder sowie Genossinnen und Genossen, Künstlern, Autoren und Kulturbegeisterten.

In einer Jubiläumsausstellung zeigt das Museum für Druckkunst in Leipzig die Werkstattausstellung »Vorwärts – mit heiteren Augen! 100 Jahre Büchergilde Gutenberg« macht 100 Jahre Büchergilde mit allen Sinnen (be-)greifbar.
Das Jubiläumsmotto »Vorwärts – mit heiteren Augen!« ist der Schlusssatz des Vorworts der allerersten Büchergilde-Publikation von 1924 – der Geschichtensammlung Mit heiteren Augen von Mark Twain.
Am Eröffnungswochenende der Ausstellung, vom 31. August bis 1. September, feiert die Büchergilde Gutenberg im Museum für Druckkunst mit Kinderprogramm, Druckworkshops und Werkstattgesprächen sowie einer literarischen Matinee.

Bücher für alle zu machen, das ist eines der zentralen Anliegen der Büchergilde Gutenberg seit ihrer Gründung. 1924 wurde sie vom Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker ins Leben gerufen, um Arbeiterinnen und Arbeitern den Zugang zu Büchern zu erleichtern.
Heute ist die Büchergilde als Verlagsgenossenschaft organisiert. Und auch heute geht es der Büchergilde ganz im Sinne des Gründungsgedankens darum, Bücher in hochwertiger Ausstattung für alle zugänglich zu machen. Um ein wohl kuratiertes Literaturprogramm, kreative Gestaltung sowie um eine kritische Reflexion des Zeitgeschehens.
Gegründet wurde die Büchergilde 1924 im Volkshaus zu Leipzig auf Initiative von Bruno Dreßler, dem Ersten Vorsitzender des Bildungsverbandes sowie späteren Geschäftsführer der gewerkschaftseigenen Buchdruckerwerkstätte. Seit Jahren schon trieb ihn die Idee einer »proletarischen Kulturgemeinschaft« um. Sein Anliegen fiel auf fruchtbaren Boden. Einstimmig erklärten die anwesenden Gewerkschaftskollegen ihre Zustimmung zur Einrichtung der Buchgemeinschaft. Die Idee, auch Arbeitern mit Hilfe einer Buchgemeinschaft zum Besitz von Literatur zu verhelfen und den Zugang zur Bildung zu erleichtern, war ein Gebot der Stunde.
1933 wurde die Büchergilde wie die meisten Kulturinstitutionen gleichgeschaltet. In Zürich übernahm der in die Schweiz ausgereiste Bruno Dreßler die Züricher Filiale, die sich zuvor von der Büchergilde in Berlin abgespalten hatte. Die Exil-Büchergilde führte den Gründungsgedanken fort: »Aufrichtige demokratische Tradition verträgt kein Diktat, keine sklavische Gesinnungsuniformierung.« Das Exil in der Schweiz war zentral für das Überleben der Büchergilde während der NS-Zeit und ihre Entwicklung nach 1945.
Nach Kriegsende wurde die Büchergilde Gutenberg 1947 mit Sitz in Frankfurt am Main neu gegründet. Sie bot wieder einen Zugang zu klassischen Stoffen, zu Autoren der Weltliteratur und zeitgenössischen Schriftstellern, der jahrelang verwehrt gewesen war.
Die Mitgliederzahlen wuchsen in den Jahren des Wirtschaftswunders und die Büchergilde betätigte sich wieder mehr als eigenständiger Verlag. 1964 gehören 300.000 Menschen zur Büchergilde, die Zahl der Mitarbeitenden ist auf über 10.000 gestiegen, in 52 Städten in der Bundesrepublik hat die Büchergilde Zweig- und Geschäftsstellen, Treffpunkte für Bücher- und Musikfreunde.
2014 beschloss man nach mehreren Umstrukturierungen, das Unternehmen in eine Genossenschaft umzuwandeln, um den Erhalt und die Unabhängigkeit der Büchergilde zu sichern. Die wirtschaftliche Sanierung und Gewinnung neuer Mitglieder wurde durch eine engagierte Programmpolitik vorangetrieben, die an die alten Ideale der Gründungsidee in neuer Form anknüpft.

Jubiläumsausstellung: 29. August bis 10. November 2024

Museum für Druckkunst Leipzig

Freitag, 12. Juli 2024

Utz Benkel - PROträts

Der Kulturspeicher Ueckermünde präsentiert in der Galerie unterm Dach 43 farbige Linolschnitte und Linoldrucke von Utz Benkel in seiner Ausstellung „PROträts“.

Darin werden ab 2012 vom Künstler geschaffene Portraits von Menschen, die sich PRO/FÜR mittels Musik, Kunst, Literatur oder Politik für etwas einsetz(t)en. Durchweg sind es starke Persönlichkeiten, die den Künstler durch ihre Lebensgeschichte, ihre Haltung, ihr Engagement und die Qualität ihrer Kunst sehr beeindruckt und berührt haben und an die er mit seinen Arbeiten erinnern möchte.

Dazu gehören die 2013 zum ersten Mal erschienene Kalenderreihe „Die wilden 13“: Revolutionärinnen aller Welt, Starke Frauen (2014-2017), Männer (2017), MusikerInnen (2018-2021) und Literaten (2022).
Wolfgang Borchert, Annemarie Schwarzenbach,
unten Pina Bausch

Auch Portraits bekannter Politiker, wie Libertas und Harro Schulze-Boysen, die 1942 in Berlin-Plötzensee ermordeten Widerstandkämpfer der Roten Kapelle und Raoul Wallenberg, der als schwedischer Diplomat Zehntausende Juden in Ungarn rettete werden gezeigt. Portraits von Musikern reichen von A wie Ian Anderson dem schottischen Musiker und Frontmann der Band „Jethro Tull“ über den Queen-Sänger Freddi Mercury und Rio Reiser – „König von Deutschland“ bis Y wie den Folksänger Neil Young.

Ausstellung: 12. Juli -31. Oktober 2024

KULTurSPEICHER
Galerie unterm Dach
Bergstraße 2, 17373 Ueckermünde

Kafkas Hut

Reiner Ehrt, Jahrgang 1960, studierte 1981-1988 an der Hochschule für Kunst und Design Halle Burg Giebichenstein. Seine Arbeitsgebiete sind Malerei, Grafik, Cartoon, Illustration und Holzskulptur sowie poetische und belletristische Bücher, Unikatbücher und Mappenwerke. Er lebt und arbeitet in Kleinmachnow bei Berlin.
Meine Bilder haben oft erzählerischen, Literatur, Kulturhistorie und Geschichte refektierenden Charakter - daher ergibt sich eine besondere Beziehung zum Medium Künstlerbuch. Allen Büchern gemeinsam ist eine gegeständlich - ironische Bildsprache und ein solider Handeinband, verbunden mit expressiv gezeichneten Texten. In der eigenen Edition kann ich buchkünstlerische und literarische Ambitonen gleichermaßen realisieren."

Vernissage: 19. Juli 2024, 19 Uhr!, Einführende Worte: Sigrid Wege (Vorsitzende - Verein der Bibliophilen und Grafikfreunde „W. Pirckheimer") Musik: Carola Perlich (Akkordeon)
Ausstellung: 19. Juli - 18. September 2024
Finissage / Lesung: 18. Sewptember 2024, 18 Uhr

FABULARIUM
Grüne Zitadelle zu Magdeburg
Breiter Weg 10a, 39104 Magdeburg

Donnerstag, 11. Juli 2024

Anerkennung für die Bücherkinder Brandenburg

... aus einem Brief von Armin Schubert, Mentor der Bücherkinder, an die Anna Seghers Gesellschaft:

Heute war der letzte Schreibtag vor den Sommerferien und am Ende gab es dann die Büchergeschenke. Auf den Tischen lagen wahlweise Texte/ Kopien zu Kant 300, zum Regenbogen mit Arche, zu Jurek Becker: Ein Baum, was ist das schon und von Maja Lunde Die Geschichte der Bienen.
Bei der Hitze war es erstaunlich, dass die Kinder am Nachmittag sich solchen Themen noch genähert hatten. Das Klima an den Schulen ist so wenige Tage vor den Zeugnissen weit entfernt von Lernenmüssen/ -wollen. Und doch war heute Stille beim Lesen und Schreiben. An die Anna-Seghers- Gesellschaft nun unseren Dank mit Fotos, denn am Ende gab es das Argonautenschiff. [...]
Ich werde nun den Sommer über all die Texte durchsehen und abtippen und lektorieren und dann planen, wozu wir im Sept. noch Illustrationen machen werden. Helge Leiberg hat zugesagt, dass wir von ihm ein Original bekommen werden. Im August werde ich ihn besuchen. [...]

Mittwoch, 10. Juli 2024

Rohrbruch in der Berliner Stadtbibliothek

    
Das Gewitter am Mittwoch war heftig und kurz, hat aber schwere Schäden hinterlassen: Dabei ist in der Berliner Stadtbibliothek ein Rohr gebrochen und der Keller mit Regenwasser vollgelaufen. Eine Katastrophe, denn im Keller sind laut Bibliotheksdirektor Hunderttausende Bücher gelagert, darunter kulturelles Erbe Berlins.

1 Kommentar:
Eva Schwarz hat gesagt (10. Juli 2024)
Seit Jahren kämpft die ZLB für ein neues Gebäude und hat dann zB beim Bürgerentscheid um die Bebauung des Tempelhofer Feldes, wo auch ein Neubau für die Bib angedacht war, den kürzen gezogen. Der vorhandene Platz reicht schon lange nicht mehr für die Bestände. Das ist ja auch nicht die erste Überflutung. Fleißig den Umzug in die Galerie Lafayette unterstützen und das Problem könnte endlich aus der Welt geschafft werden.

Nur Papier, und doch die ganze Welt

2024 feiert das Grafikmuseum Stiftung Schreiner in Bad Stebenein doppeltes Jubiläum: 30 erfolgreiche Jahre mit zahlreichen, vielbeachteten Ausstellungen regional, national und international renommierter Künstler. Unter dem Motto »Nur Papier, und doch die ganze Welt. 30 Jahre Grafikmuseum Stiftung Schreiner Bad Steben« besinnen sich das Museum einmal mehr auf Ostdeutschland und Osteuropa als den beiden Sammlungsschwerpunkten dieses in Deutschland einzigartigen Spezialmuseums.

Als Sinnbilder deuten und ordnen Symbole die Wirklichkeit und werden damit zu einem für uns eminent wichtigen Kompass in einer immer diffuseren Welt, die schließlich lesbar wird. Dieser besonderen Magie spürt die internationale Schau zum 30. Jubiläum des Grafikmuseums Stiftung Schreiner nach, in der ausgewählte Werke von Künstlern aus Bulgarien, Deutschland, Polen, Rumänien und Tschechien präsentiert werden.

Vernissage: 21. Juli 2024, 11 Uhr
Ausstellung: 21. Juli – 13. Oktober 2024

Grafikmuseum Stiftung Schreiner
Bad Stebenein

Dienstag, 9. Juli 2024

Trauerfeier für Harald Kretzschmar

Sommerpause bis September

Der Berliner Bibliophilen Abend wird nach der Sommerpause in der zweiten Septemberwoche im Salon Ekke Maaß zusammenkommen. Der Liedermacher Ekkehard Maaß wird sein von Moritz Götze illustriertes Künstlerbuch mit Texten von Bulat Okudschawa vorstellen.

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Die Regionalgruppe Berlin -Brandenburg der Pirckheimer-Gesellschaft wird sich nach ihrer Sommerpause zu einem Vortrag von Fritz Jüttner zum Thema Das Epos - sein Dichter - sein erster Verleger. Ein bibliophiler Streifzug durch Carl Hermann Hemmerdes Drucke von Klopstocks "Messias" treffen

5. September 2024, 19 Uhr

Zentral und Landesbibliothek Berlin
Kleiner Säulensaal
Breite Straße 36, Berlin-Mitte
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Die nächste Veranstaltung des Leipziger Bibliophilen-Abend findet nach einer Sommerpause findet ebenfalls im September statt.
Das Thema lautet "Bild, Linie, Text – Comic und Buchillustration in der Sammlung Armin Abmeier".
10. September 2024, 19:30

Deutschen Nationalbibliothek
Großer Sitzungszimmer
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Montag, 8. Juli 2024

Das Papiermuseum ist wieder geöffnet

Nachdem das Papiermuseum Düren bedingt durch einen Wasserschaden im Monat Juni 2024 geschlossen bleiben musste, öffnet es zum 2. Juli 2024 wieder seine Pforten und hält eine Vielzahl an Neuerungen bereit: eine neue Papierkunst-Ausstellung, eine neue Präsentation im Schaudepot, einen neuen „EinBlick in die Sammlung“ und ein Objekt „Zu Gast“.
Im Bereich „Künste“ zeigt das Papiermuseum die Ausstellung: Just Paper – Papierkunst aus der Sammlung
Jorge Luis Giacosa, Comic (Detail), 1990, Foto: Peter Hinschläger
Mit plastischen Collagen, Prägedrucken und Papierreliefs aus den Sammlungsbeständen des Leopold-Hoesch-Museums und des Papiermuseums Düren von Horst Antes, Puck Bramlage, Werner Buser, Enrico Castellani, Leo Erb, Marcel Floris, Jorge Luis Giacosa, Jiří Kolář, Hermann Künert, Harry van Kuyk, Jaume Rocamora, Fred Siegenthaler, Günther Uecker, Ulrich Wagner und Andreas von Weizsäcker.

2. Juli – 10. November 2024

Leopold-Hoesch-Museum
Hoeschplatz 1, 52349 Düren

Bernd Hesse fotografiert ...

Bernd Hesse von der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft fotografierte Abel Doering während de Gerhard-Großmann-Vernissage.
Sein Text zum Foto: Abel Doering, Antiquar, Bibliophiler mit Leib und Seele, Mitglied verschiedener Brecht-Gesellschaften und Vorsitzender des Berliner Bibliophilen Abend

Sonntag, 7. Juli 2024

Jahresexkursion des Berliner Bibliophilen Abend

Atelier von Manfred Neumann
Den Berliner Bibliophilen Abend führte gestern seine Jahresexkursion nach Frankfurt (Oder) zu einem Atelierbesuch bei Manfred Neumann und, nach einem gemeinsamen Mittagessen, zu einer Vernissage in die Spectrum Galerie Kunigam, in der Ralf Parkner ausgewählte Stücke seiner Sammlung Gerhard Goßmann vorstellt.
gemeinsames Mittagessen im Diebels life
Sowohl der Atelierbesuch bei Manfred Neumann, von dem die Kunstwissenschaftlerin Monika Tschirner  sagt, dass er "in seiner künstlerischen Arbeit ... zwischen  Abbild und Abstraktion (pendelt)", als auch in der Ausstellung Gerhard Goßmann" erlebten die Teilnehmer, darunter Manfred Funke, Ulrich Goerdten, Ninon Suckow und Jürgen Wilke, ein Stück Kunstgeschichte der DDR zwischen den letzten Tagen des deutschen Faschismus und den ersten Jahren des wiedervereinigten Deutschland.
Jürgen Wilke, der Drucker von Conrad Felixmüller beim Betrachten der Arbeiten von Gerhard Goßmann
Der BBA dankt dem Pirckheimer Ralf Parkner für die Anregung zum Atelierbesuch und die Organisation der Exkursion, sowie für den dezidierten Einblick in seine Sammlung.

Donnerstag, 4. Juli 2024

Buch des Monats: "Der Krieg mit den Molchen"

Das Buch des Monats Juli der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft ist eine Würdigung der Buchproduktion der DDR. Es ist die 1987 in opulenter Aufmachung und mit "atemberaubenden Illustrationen" von Hans Ticha erschienene Neuauflage des Romans "Der Krieg mit den Molchen" von Karel Čapek (1890-1938).
Ausgewählt von Sabine Bierich, seinerzeit Schauspielerin am Landestheater Altenburg, ist diese Auswahl auch eine letzte Ehrung für Peter Sodann.

"Der 1936 entstandene Roman fügt sich aus fiktiven Erzählungen, Zeitungsartikeln, wissenschaftlichen Berichten, Protokollen von Tagungen und Nachrichten, spielerisch zusammen, ist eine Parabel, eine Vorahnung und Warnung angesichts des sich abzeichnenden 2. Weltkriegs.
Ein westdeutscher Verlag hätte sich ein solches Buch auf Grund des drucktechnischen Aufwands vermutlich nicht leisten können. Um so verstörender ist es, dass es 1991 kurz nach der deutschen Wiedervereinigung auf der Müllhalde landete.
1990 gab die Büchergilde Gutenberg eine lizenzierte Ausgabe des von Ticha illustrierten Der Krieg mit den Molchen heraus und 2016 wurde das Buch mit seinen Illustrationen von der Büchergilde im Stil des Originals wieder aufgelegt.
"
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(Sabine Bierich, Schaffhausen)

Mittwoch, 3. Juli 2024

Harald Kretzschmar (1931 - 2024)

Harald Kretzschmar ist am 27. Juni, wenige Wochen nach seinem 93. Geburtstag, in seinem Haus in Kleinmachnow gestorben.
Der langjährige Pirckheimer, Karikaturist, Grafiker und Feuilletonist, der vor allem durch seine Porträtkarikaturen bekannt geworden ist, bat mich noch wenige Tage zuvor, mich für die Richtigstellung einiger fehlerhafter Darstellungen im Internet seiner Person, seines Wirkens beim Eulenspiegel, seiner Funktion im Verband Bildender Künstler und im Satiricum Greiz einzusetzen. Im Neuen Deutschland hatte er am 17. Mai 2024 einige Sätze dazu gesagt.
Es war ihm nicht mehr vergönnt, den "DDR-Experten" von "Welt" und "Bild", oder den "Faktencheckern" von Wikipedia die Wahrheit abzutrotzen, und so blieb dem streitbaren Feuilletonisten nur der eigene, in seinen Büchern und in Zeitschriften veröffentlichte, kritische Blick auf Hintergründe und Zusammenhänge im Kunst- und Kulturgeschehen, welches er anfangs in zwei deutschen Staaten und später im geeinigten Deutschland Zeit seines Lebens als Satiriker mit dem frechen Zeichenstift akribisch unter die Lupe nahm.
Damit wird er uns fehlen.
(ad)

Babylon Transit

Hartmut Andryczuk brachte in bewährter Zusammenarbeit mit Anna Hoffmann im Hybriden-Verlag das Künstlerbuch Babylon Transit heraus.
Polaroid von Anna Hoffmann, 2023
Babylon, das antike, jedenfalls kurz über dem Erdboden, echt alte Babylon, begann der deutsche Architekt und Bauforscher Robert Koldewey 1899 auszugraben, 1917 endeten die Arbeiten mit dem Einmarsch der britischen Truppen in Bagdad im Zuge des Ersten Weltkrieges. 10 % der Anlagen wurden bisher freigelegt. Die gut erhaltenen über zweitausend Jahre alten Ziegel trugen Einheimische gern zum Bau eigener Häuser ab in den vier Dörfern rechts und links des alten Babylon, ein anderer großer Teil des antiken Materials wurde in den Bau von Staudämmen integriert, erzählte mir ein Babylonier. Und Saddam Hussein ließ die antiken Funde aufmauern, natürlich nicht ohne analog zum König Nebukadnezar II. im Ischtar-Tor, eine Inschrift mit seiner Ruhmestat in etlichen der neuen Ziegel reinzuklotzen. Die Kopie des Tors, das echte steht ja im Pergamon-Museum in Berlin, wurde von Norden nach Süden verlegt, als Eingang für die Besucher des Südpalastes. Trotz aller Gedanken über echt-alt-neu-und-Kopie ist Babylon ein erhabenes, majestätisches und faszinierendes Zeugnis alter Hochkultur. Und tatsächlich kann man auf dem Gelände einfach so tausende Jahre alte gemusterte Scherben finden und Stücke mit der schwarzen Glasur von Vorratsbehältern, umso schwerer diese kleinen Wunder nicht in die Hosentasche gleiten zu lassen. Es ist aber keine gute Idee dafür irakisches Gefängnis zu riskieren. Ich habe die beiden Stücke fotografiert und nicht mehr auf den Boden gekuckt. Es war mir arg. Der Guide, ein Babylonier, schenkte mir als Trost ein Souvenir, einen Behang von dem Kronleuchter aus Saddams Schlafzimmer in dem gestürmten Palast, der in Sichtachse zur antiken Fundstätte steht. Ein seltsames Souvenir, es lag mir in der Hand wie ein vergammelter Backenzahn.
insuffizienz

ich versteh nichts, gar nichts, nicht mal die fahrt vom flughafen zum hotel.
nicht die schlafriesen, die mit ihren wimpern gebete klimpern. nicht den mond
über bagdad, der den muezzin ruft, nicht den muezzin, der leuchtbuchstaben

sendet, nicht die krähen in den mg-nestern, nicht die hühner und auch nicht
die palmen im smog. ich sammel ihre geisterflecken ein: abdrücke von träumen
in der luft. sammle nicht lesbare häuserzeilen – legenden ohne erklärung –

arabische spitze, jenes biegsame licht, das sich um meinen hals legt.
notiere „hochzeiten unten, puff oben, dazwischen die dichterInnen“ im hotel al-mansur
und „die stadt ist reich an details der zerstörung“, „der tigris gestresst“

und ich kritzel, was mich kitzelt und andauernd pocht es als ob – ob – ob
ja ich weiß, es ist besser, ich halte die hand vor den mund, wenn ich rede.
ich verstehe nichts.

56 Seiten, gebunden
Text, Gedichte, Polaroids: Anna Hoffmann
Zeichnungen: Hartmut Robert Andryczuk
Übersetzung der Gedichte ins Englische: Catherine Hales
Auflage: 30 Exemplare,
nummeriert und signiert
450 €

254. Frankfurter Grafikbrief

im Internet lesen durch Klick auf die Abb.
An den Nagel gehängt! …was bisher nur im Internet zu sehen war. (Accrochage)
Man mag manchmal das zeitfressende Internet verfluchen, man kann es auch meiden, ohne sich dafür genieren zu müssen, es bringt aber auf jeden Fall z.B. auch für die Präsentation von Kunst gewaltige Vorteile: Vieles, was sonst nur in den dunklen Schubladen unserer deckenhohen Grafikschränke (oder denen der Künstler) schlummerte, können wir jetzt zu relativ überschaubaren Kosten in ein weltweit sichtbares Schaufenster stellen.
Aber das Internet ist groß und sehr unübersichtlich, und Kunst kann man ja nicht nach berechenbaren Parametern oder Algorithmen suchen, man muss ihr irgendwie sinnlich begegnen. Und so gehen wir jetzt mal den umgekehrten Weg: Viele Bilder und Bücher, die wir in den letzten Monaten weitgehend unbemerkt neu ins Internet gestellt haben, hängen wir jetzt an die Wand bzw. präsentieren sie in unserer großen Vitrine, und zur übersichtlichen Information stellen wir hier die neuen Künstler/innen bzw. neu ins Internet eingestellte Werkblöcke mit einem Bild pars pro toto vor.
(Wolfgang Grätz)

Ausstellung Marcel Mayer (Göhring): 1. Juli - 31. August 2024

è Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt
An der Staufenmauer 9, 60311 Frankfurt/M

Dienstag, 2. Juli 2024

Friedrich Gottlieb Klopstock zum heutigen 300sten!

Michael Augustin widmet dieses Blatt in kleiner signierter Aufl.
"Dem Meister zum heutigen 300sten!", 
Collage & Text © Michael Augustin

Exlibris des Monats – Erhard Beitz für Galina Lwowa

Die zentrale Person des Exlibris, das Erhard Beitz im Jahr 2011 für seine Frau geschaffen hat, ist die bekannte Zeichentrick-Figur Donald Duck. In diesen Tagen feierte Donald Duck gerade seinen neunzigsten Geburtstag.
Erhard Beitz: Exlibris für Galina Lwowa
In dieser Grafik befindet sich Donald Duck nicht an seinem bekannten Wohnort Entenhausen, sondern in einer unbekannten Landschaft. Auch scheint er nicht auf dem Weg in die Sommerfrische. Denn seine marine Kopfbedeckung, die er fast nie abnimmt, hat er durch einen ungewöhnlichen, feudalen Hut getauscht. In welchen Kontext stellt Beitz in diesem Exlibris die bekannte Ente?
Piero della Francesca: Porträt des Federico da Montefeltro
Die Idee zur Komposition zu diesem Exlibris entlieh Beitz dem Gemälde von Piero della Francesca (1410-1492), in dem der Renaissance-Künstler den Herzog von Urbino, Federico da Montefeltro (1422-1482), porträtierte. Dass man sich heute, mehr als 600 Jahre nach seiner Geburt, an Federico erinnert, hängt vor allem mit seinem Wirken im kulturellen Bereich zusammen. 
Durch das Gemälde von Piero della Francesca wurde die Nase von Montefeltro wohl die berühmteste Nase Italiens. Die Deformationen in seinem Gesicht waren die Folgen eines Turnierunfalls im Jahr 1451, bei dem er nicht nur das rechte Auge, sondern auch einen großen Teil seiner Nasenwurzel einbüßte. Die naturalistische Darstellung Montefeltros in dem späteren Porträt von Piero della Francesca machte sein Profil von der linken Seite mit dem verformten Nasenprofil zu einem einzigartigen Erkennungs­merkmal des Herzogs von Urbino.
Diesen Kontext greift Erhard Beitz auf und stellt Donald Duck in die Rolle des Renaissance-Herzogs. Donald betrachtet also kritisch seine Nase. Die Landschaft im Hintergrund sowie die Kopfbedeckung und Kleidung des bekannten Erpels ist dem Gemälde von Piero della Francesca entlehnt.
Dieses Exlibris, das ein bekanntes Gemälde humoristisch verfremdet, steht im Werk von Erhard Beitz in einer Serie, in der er berühmte Bilder in seinem Stil interpretiert. So hat er René Magritte, Salvador Dalí, Arnold Böcklin und auch Sandro Botticelli, Leonardo da Vinci, Raffael und eben Piero della Francesca in seiner typischen Ausdrucksart verfremdet. Es bereitet ihm große Freude in die Werke der berühmten Künstlerkollegen seine humorvolle Sicht einzubringen.

(Siegfried Bresler, vollständige Beschreibung hier)

Paul Veres (1944 – 2024)

Wir haben die Nachricht erhalten, dass Paul Veres Anfang Mai verstorben ist. Er war ein wunderbarer Künstler, Sammler, Typograf und ein wahrer Kenner des Künstlerbuchs. Es gibt nur sehr wenige Menschen wie ihn heutzutage. Er war eine echte Rarität, ein Meteorit von einem anderen Planeten, ein wunderbares Geschenk an unsere Welt. Wann immer wir kommunizierten, konnte ich nicht anders, als zu denken, dass er aus einem anderen Universum stammte. Seine Reaktionsfähigkeit, Freundlichkeit, sein Altruismus, seine unendliche Liebe zum Leben und seine positive Einstellung zu allem, was ihn umgab, sind heute seltene Eigenschaften. Er war ein einzigartiger und fantastischer Mensch, der wie ein heller Komet über meinen Himmel huschte und nun in die Ewigkeit oder auf den Planeten seiner Geburt zurückkehrte. Möge er in Frieden ruhen.

(Dmitry Sayenko)

Montag, 1. Juli 2024

aktuell bei Wolf & Galentz

Gestern war die Finissage in der Pankower Galerie Wolf & Galentz der ersten Ausstellung mit zeitgenössische Kunst aus Irland. Oona Hyland wurde mit Installationen, Zeichnungen, Video und Druckgrafik präsentiert.
Blick in die Ausstellung Oona Hyland, Foto © Archi Galentz
Thematisch zentral in Oona Hylands Arbeit ist das Vergessene und Verdrängte, das, was totgeschwiegen wird, Menschen, die mundtot gemacht worden sind. Ihr besonderes Interesse gilt der Erkundung von künstlerischen Mitteln, die die Prozesshaftigkeit des Vergessens und auch des Erinnerns nicht nur darstellen, sondern erlebbar machen.
Die titelgebende Arbeit Active Forgetting beleuchtet den institutionellen Missbrauch in irischen Mutter- und Säuglingsheimen und den zugehörigen sogenannten Magdalene Laundries (Wäschereien), in denen unverheiratete schwangere Frauen interniert wurden und Zwangsarbeit leisten mussten (vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1990er-Jahre).

Ein zweiter Teil mit zeitgenössischer Kunst aus Irland zeigt in einer Gruppenausstellung unter dem Titel "Out of Place" Arbeiten von Camilla Fanning, Oona Hyland, Grace Sexton.
Ausstellungsplakat (Ausschnitt)
Der Titel der Ausstellung spielt mit den verschiedenen Bedeutungen der englischen Wendung „out of place“, was man wörtlich verstehen kann als Bezeichnung für etwas, das nicht an seinem angestammten Ort ist, auch mit einer Konnotation von verloren, desorientiert, und in übertragener Bedeutung heißt es, das etwas unpassend ist, im Deutschen ebenfalls mit einer Ortsmetapher benannt: deplatziert.
Die drei irischen Künstlerinnen beschäftigen sich in der Ausstellung mit unterschiedlichen Aspekten von Vertreibung und Verdrängung von Menschen und Naturphänomenen, Dingen, die nicht an dem Ort sind, an dem wir sie zu finden erwarten. Die Künstlerinnen rücken dadurch die Peripherie ins Zentrum, machen Übersehenes und Verdrängtes sichtbar.

Ausstellung 5. - 28 Juli 2024

Galerie Wolf & Galentz
Wollankstraße 112a, 13187 Berlin