Reisen erschließt Welten und schafft neue Erkenntnisse und Sinnesreize. Wie sehr das Reisen zu unserem Alltag gehört, haben wir spätestens gemerkt, als durch Corona nichts mehr ging. Dabei ist das Thema so alt wie die Menschheit. Von seiner Urheimat Afrika aus begann der Mensch seine Reise und erschloss sich die ganze Welt. Nach der neolithischen Revolution wurde der Mensch sesshaft, trotzdem spielte das Reisen eine große Rolle in der kulturgeschichtlichen Entwicklung, es erschloss Handelsrouten und führte zu Austausch von Waren und technischen Errungenschaften. Über viele Jahrhunderte hinweg blieb das Reisen ein Privileg weniger Menschen, die oftmals angetrieben wurden von Neugier und Entdeckungslust. Heute jedoch ist der Mensch so mobil wie nie zuvor. Reisen erweitert den Horizont und erschließt neue Sichtweisen. Die eigene Perspektive steht auf dem Prüfstand, die Menschheit rückt näher zusammen und das Verständnis füreinander wächst. Seit dem 20. Jahrhundert beschränken sich Reisen nicht nur auf unseren Heimatplaneten, auch das All wird erkundet.
|
Clifton Meador, Vereenigde Oostindische Compagnie. © Clifton Meador |
Dass das Reisen nicht nur positive Aspekte hat, sondern auch fürchterliches Unheil nach sich ziehen kann, zeigen die Entdeckungsreisen, die seit der frühen Neuzeit von Europa ausgingen. Sie führten zu Ausbeutung, Kolonialismus, Landnahme, Sklaverei und zur Vernichtung ganzer Völker. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar und führen wiederum zu massenhaften Reisen ganz unfreiwilliger Art. Über 100 Millionen Menschen sind zurzeit auf der Flucht.
|
Wilhelm Deffke. HAPAG Amerika Reisen. Fotos Klingspor Museum |
Selbst Reisen zum Vergnügen haben deutliche Schattenseiten. Moderne Verkehrsmittel und wachsender Wohlstand führten zu Massentourismus mit zahlreichen negativen Folgen: er belastet die Umwelt durch Co2 Ausstoß, Wasserverbrauch, die Erzeugung von Müll und Landschaft- und Flächenverbrauch. Beliebte Orte werden von Menschenmassen überschwemmt. Auch negative Auswirkungen für die einheimische Bevölkerung durch falschen Tourismus sind nicht selten.
Eine Ausstellung in Offenbach will die verschiedensten Aspekte des Reisens aufzeigen, die Freude am Neuen, den Erkenntnisgewinn, die Reise als Weg zu sich selbst. Auch die Themen Flucht und Migration werden beleuchtet. Reisen als Traum und Alptraum. In Künstlerbuch, Graphic Novel und Kinderbuch wird ein facettenreicher Bogen gespannt, der durch Plakate, Zeichnungen und Aquarelle ergänzt wird. Die Installation „
Postkognitives Schelleklobbe“ von
431art beschäftigt sich mit dem Thema der Isolation des Individuums währen der Corona-Pandemie, einer Zeit, in der das Reisen unmöglich war, die Menschen in Kontaktlosigkeit gefangen und auf sich selbst zurückgeworfen waren.
Eröffnung: 22. März 2023, 19 Uhr
Ausstellung: 23. März - 25. Juni 2023
Klingspor Museum
Herrnstr. 80, 63065 Offenbach
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen