Freitag, 26. Mai 2023

Sterbehilfe, weil der Patient kränkelt?

Screenshot der Homepage, © BBA
Dem Berliner Bibliophilen-Abend geht es schlecht. Wie in vielen bibliophile Gesellschaften sind seine Mitglieder überaltert und er hat, wie alle Vereine, damit zu kämpfen, dass die nachrückende Generation zunehmend skeptisch gegenüber jeglicher Eingliederung in Vereine ist.

Auch wenn diese Ursachen, gepaart mit einer Schuldzuweisung an das Coronavirus, zu einer sinkenden Attraktivität des BBAs führten, muss man berücksichtigen, dass diese sinkende Attraktivität z.B. auch der Übergabe der Internetpräsenz an eine branchenfremde, dem Bibliophilen ferne, Firma geschuldet ist, die Seite wurde seitdem nicht mehr betreut oder aktualisiert und damit bedeutungslos, auch der Austritt einiger Mitglieder nach dem letzten Wechsel des Vorstandes wurde nicht ausreichend analysiert. Der Vorstand hat dennoch vieles zum Erhalt des BBA beigetragen.

Die eigentliche Frage ist jedoch, warum eine Vereinigung, die seit 118 Jahren existiert, in ihrem Wirken lediglich durch den Nationalsozialismus behindert, eine Selbstauflösung ins Auge fasst. Der BBA wurde von einer Handvoll bedeutender Bibliophiler vor gut 100 Jahren ins Leben gerufen. Sein Zweck war keine „Vereinsmeierei“, sondern die Förderung der Buchkultur, ein Anliegen, welches heute mindestens genauso aktuell ist wie seinerzeit. Und es waren auch damals nur wenige, die sich dazu berufen fühlten, es sind auch heute nur noch wenige, die sich dazu in der Lage sehen.
Wem das aufgrund seines Alters oder aus anderen Gründen nicht mehr möglich ist, kann seine Mitgliedschaft im BBA problemlos beenden, das sollte aber nicht Grund sein, den BBA insgesamt zu liquidieren. Ich jedenfalls möchte nicht dazu beitragen, eine Jahrhunderttradition, ein wichtiges kulturelles Anliegen, nur deshalb zu beenden, weil der BBA schwächelt. Ich müsste damit eine Verantwortung übernehmen, die mir, der ich erst seit 15 Jahren Mitglied bin, nicht zusteht, anders gesagt, für mich wäre das verantwortungslos! Denn wir alle als Mitglieder haben mit dem Mitgliedsantrag auch eine Verantwortung für den Berliner Bibliophilen-Abend übernommen.

Auch die Gründe für eine Liquidierung des BBA erschließen sich mir nicht. Wer sagt denn, dass der BBA monatlich zusammenkommen muss? Wer sagt denn, dass es nicht eine Vereinigung Berliner Freunde des Bibliophilen bleiben kann, auch wenn dieser Freundeskreis immer kleiner wird? Wer sagt denn, dass der BBA eine Mindestanzahl von einem Dutzend Mitglieder haben muss? Und es gibt in Berlin Antiquariats- und Buchmessen, die der BBA besuchen kann, es gibt Veranstaltungen der Regionalgruppe Berlin-Brandenburg der Pirckheimer-Gesellschaft, woran sich der BBA beteiligen kann, niemand zwingt den BBA, das Rad selbst neu zu erfinden.

Also: Wenn der Berliner Bibliophilen-Abend aufhört zu existieren, sollte das nur sein, weil er keine Mitglieder mehr hat.

Und ein Hinweis als Alternative zur Auflösung des BBA: Andere regionale Gesellschaften überlebten auch schon mal Jahrzehnte unter dem Dach überregionaler Gesellschaften, nicht nur der BBA, 1941 erzwungen durch das NS-Regime unter dem Dach der Gesellschaft der Bibliophilen, auch die Wiedergründung des LBA in der DDR geschah unter dem Dach der Pirckheimer-Gesellschaft. Übrigens haben ohnehin viele BBA-Mitglieder eine Doppelmitgliedschaft bei den Pirckheimern.
Der BBA und der LBA haben diese Krise vor Jahrzehnten gemeistert, dem BBA sollte ein solches auch heutzutage gelingen.

1 Kommentar
Ninon Suckow hat gesagt...
In meiner Funktion in der Leitung des Regionalgruppe Berlin-Brandenburg der Pirckheimer-Gesellschaft biete ausdrücklich die Zusammenarbeit an. Ich bin bereit die Mitglieder des BBA, die nicht ohnehin schon Mitglied bei den Pirckheimern sind, in meinen Mailverteiler aufzunehmen und zu allen unseren Aktivitäten mit einzuladen, wenn sie es wünschen.

16 Juni, 2023

1 Kommentar:

Ninon hat gesagt…

In meiner Funktion in der Leitung des Regionalgruppe Berlin-Brandenburg der Pirckheimer-Gesellschaft biete ausdrücklich die Zusammenarbeit an. Ich bin bereit die Mitglieder des BBA, die nicht ohnehin schon Mitglied bei den Pirckheimern sind, in meinen Mailverteiler aufzunehmen und zu allen unseren Aktivitäten mit einzuladen, wenn sie es wünschen.