Mittwoch, 4. Dezember 2024

Licht und Dunkel

Der Radiervereins München eröffnet nächste Woche in seinen Galerieräumen die Ausstellung Licht und Dunkel – Aquatinta, mit Werken des Künstlers Raimund Reiter.
Raimund Reiter: Böse Blumen, Aquatinta, 2012, 66 x 50 cm (Ausschnitt).
Es geht um Schwarz und Weiß, Licht und Dunkel oder um die Frage: Wo ist Licht und wo ist kein Licht? Bei Reiter ist Schwarz mehr als ein Nichts, es ist die Farbe der Dunkelheit. Licht entsteht, wo Dunkelheit weicht. Schwarz erst bringt das Licht zum Leuchten.
Schwarz steht im Werk von Raimund Reiter als Farbe von eigenem Wert und vorrangiger Bedeutung. Das Licht hingegen hat keinen eigenen Farbwert, es entsteht durch die Aussparung. Aus der Dunkelheit heraus beginnt die nicht schwarze Fläche zu leuchten und behauptet sich als Bildraum. Schwarz also choreographiert das Bild.

Vernissage: 12. Dezember 2024, 19 Uhr, der Künstler wird anwesend sein, Begrüßung: Gesa Puell, Einführung: Franz Schneider
Ausstellung: 13. – 20. Dezember 2024 und 08. – 17. Januar 2025

Radierverein München
Ludwigstr. 7, München 80539

Vom Aufstehen mit Eva, mit Abel, mit Noah und mir

Ein Jahr Arbeit am Buch Vom Aufstehen mit Eva, mit Abel, mit Noah und mir ist geschafft - es wurde durch die Bücherkinder Brandenburg gesehen, gedacht, gelesen, geredet, geschrieben, illustriert, durch mich lektoriert, korrigiert, layoutet, gedruckt, gefalzt, in Ribnitz-Damgarten gebunden, dann nummeriert und signiert.
Von zwei Künstlern sind Grafiken eingebunden, so von Klaus Raasch aus Hamburg das Ginkgoblatt und das signierte und nummerierte Blatt mit der Arche und dem Regenborgen von Helge Leiberg.
Dazu hat der Mentor der Bücherkinder, Armin Schubert, allen Kindern auch je eine originale Grafik in das Buch eingelegt. So entstand eine sehr biblophile und kostbare Ausgabe unseres Buches.
Armin Schubert wird in diesem Jahr die Buch-Weihnachtsfeier im Musikraum in der Ritterakademie nutzen, um das Buch den beteiligten Bücherkindern zu überreichen. mit Keksen und Getränken durchführen.
Wie üblich ist vorgesehen, diese Buchprojekt auf der Leipziger Buchmesse im Frühjar 2025 vorzustellen.

12. Dezember 2024, 14:30 oder 15 Uhr

Musikraum in der ehemaligen Ritterakademie

Dienstag, 3. Dezember 2024

Hamburger Bothe #25

Für die Jubiläumsnummer des Hamburger Bothen beginnen die Herausgeber die Serie „Meister der Illustration“. Dem Porträt des Hamburger Buchkünstlers Svato Zapletal sollen alle zwei Monate weitere Artikel über herausragende Illustratoren im deutschsprachigen Raum folgen – und am Ende machen wir daraus vielleicht ein Buch.
Hamburger Bothe #25 lesen durch Klick auf die Abb.
Der „Literaturdetektiv“ Reinhard Pabst legt in einem Beitrag dar, wie ein Tag im Leben eines eingefleischten „Büchernarren“ verlaufen kann. Mitherausgeber Rudolf Angeli schildert in einem weiteren Beitrag seine vielfältigen Eindrücke vom Kongress der Internationalen Stefan Zweig-Gesellschaft und geht in Salzburg und Wien auf Spurensuche nach dem Schriftsteller. Wie immer gibt es bisher unveröffentlichte Literatur im Leseangebot, diesmal Gedichte des Hamburger Lyrikers Hendrik Rost.
Abel Doering stellt als bibliophile Empfehlung sein "Bibliophiles des Monats" vor, eine Festgabe für den Berliner Bibliophilen Abend, als Unikatbuch eigentlich weniger eine Empfehlung. Marc Berger, Handpressendrucker und Buchgestalter, dessen Ausstellung mit Typographiken zum 120sten Gründungsjubiläum Thema des Berliner Bibliophilen Abend  sein wird, stellt die Verlagsgeschichte seiner Edition Schwarzdruck vor.

(Peter Engel, Editorial)

Im Garten des Hieronymus B.

Zu den rätselhaftesten Darstellungen der Kunstgeschichte zählt ohne Frage das vielfigurige Triptychon des niederländischen Malers Hieronymus Bosch, welches unter dem Titel „Garten der Lüste“ bekannt ist. Vor mehr als fünfhundert Jahren erschuf Bosch in detaillierter Feinmalerei Welten, in denen sich zahllose Tiere, Mischwesen und vor allem Menschen tummeln. Die Frauen und Männer zeigen alle Verhaltensweisen, welche die Spezies Mensch ausmachen: sie sind gewalttätig und sie lieben, sie strafen und werden bestraft. Während sich der Künstler auf den Seitentafeln an tradierte Vorstellungen vom Garten Eden und der Hölle orientiert, betritt er mit der Malerei auf der Mitteltafel ikonografisches Neuland. Kunstwissenschaftler sahen in der Darstellung des namensgebenden „Garten der Lüste“ entweder eine Warnung vor den Todsünden oder interpretierten das harmonische Miteinander von Mensch und Tier in der Natur als utopisches Traumparadies. Wie dem auch sei, das Agieren der Protagonisten faszinierte auch die Schüler und Schülerinnen eines Grundkurses der Jahrgangsstufe 12 des „von Saldern- Gymnasiums Europaschule“ in Brandenburg an der Havel. Im Rahmen des Kursthemas „Verwandlung“ adaptierten sie ausgewählte Motive des Bosch- Gemäldes und setzten ihre Interpretationen in mehrfarbige Linolschnitte um, die nun diesen originalgrafischen Kalender schmücken, der In Kooperation mit der Galerie „Sonnensegel“ entstand.
Kinder- und Jugendgalerie „Sonnensegel“
Gotthardtkirchplatz, Brandenburg a.d. Havel

Montag, 2. Dezember 2024

Druck auf Zeitreise

Suche nicht, finde!“. Wieder hat mir mein Leitspruch, der mich beim Schlendern über Flohmärkte begleitet, einen Fund beschert, den ich mir schöner nicht hätte ausdenken können. Ein unscheinbarer Pappumschlag in hellem Gelbbraun, darauf ein Holzschnitt mit Faunen und Putten, umrahmt von einer Bordüre mit stilisierten Ranken, ein dünnes Oktavheftchen, unbeschnitten, mit Klammerheftung und mit winzigen Gebrauchsspuren an den Vorderecken.
Das Heft enhält eine Abhandlung des Frankfurter Antiquars Leo Baer über eine seltene Form von Buchumschlägen und Kartonnagen mit Holzschnittverzierungen, von denen er 13 Stücke, teils aus seinem eigenen Besitz, beschreibt. Es ist in 200 Exemplaren hergestellt für die Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft aus Anlass ihrer ersten ordentlichen Mitgliederversammlung am 25. Februar 1923 von M. Sondheim, Dr. Leo Baer und Edwin Baer. Der Umschlag ist die Nachbildung einer venezianischen Kartonnage der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts im Besitze von Joseph Baer & Co., Frankfurt a. M. Besonderen Wert erhält das Exemplar Nr. 76, das mir als Zufallfund in die Hände kam, durch ein unscheinbares Exlibris innen auf dem Vorderdeckel (1,3 X 4,4 cm) mit dem Aufdruck „Ex libris / Bernard M. Rosenthal“.
Den Wanderweg des Büchleins stelle ich mir so vor: Jacques Rosenthal, Münchener Antiquar, ist der erste Besitzer, der es auf der Flucht vor den Nazis nach Florenz rettet, wo er seine Firma weiterführt, bis auch in Italien ab 1838 die Juden verfolgt werden. Danach Umzug nach Paris und Anfang der 1940er Jahre Umzug nach New York, wo Bernard M. Rosenthal, ein Sohn von Jacques Rosenthal, 1953 sein Antiquariat eröffnet. Von dort 1970 Umzug nach San Franzisco, von dort 1988 nach Berkeley, Kalifornien. Rosenthals Spezialgebiete als Antiquar waren mittelalterliche Texthandschriften, Inkunabeln, Alte Drucke und Paläographie. Er war von 1968 bis 1970 Präsident der Antiquarian Booksellers Association of America und starb am 14. Januar 2017 in Oakland.

Wie aber der Druck aus seinem Besitz auf den Berliner Flohmarkt gelangte, ist ein Rätsel, das zu lösen mir nicht möglich sein wird.

(Ulrich Goerdten)

Exlibris des Monats Dezember 2024 – Winter-Exlibris

Zum Jahresende habe ich ein Exlibris von Igor Piacka für Norbert Hillerbrandt ausgesucht, in dem uns der Winter auf ungewöhnliche, fast rätselhafte Weise begegnet und die Freuden, aber auch die Sorgen in dieser Jahreszeit zum Ausdruck kommen.
Winter – das bedeutet nicht nur tiefe Temperaturen bis weit unter die Nullgradgrenze. Für die gesamte Biosphäre ist das eine große Herausforderung. Laubbäume werfen ihre Blätter ab, manche Tierarten ziehen in wärmere Gebiete oder halten einen Winterschlaf, viele Arten überwintern in einer Kältestarre. Wir kramen die Wintertextilien hervor und heizen unsere Behausungen und brauchen für unsere Autos bessere Reifenprofile für unterwegs bei Schnee und Eis.
3,3 Millionen Wasserteilchen sind notwendig, um eine Kristallkette von 1 mm Länge zu bilden. Die vielfältigen Kristallisationsformen entwickeln sich dann während des Wachsens heraus. Zu Beginn haben die Anordnungen die Form eines sechseckigen Prismas. Wird der Kristall größer, beginnen aus den Ecken des Prismas Äste zu sprießen. Herrschen gleichmäßige Umweltbedingungen um den kleinen Kristall herum, wachsen die Verzweigungen ziemlich gleichartig. Nun werden die Kristalle in der Wachstumsphase stark herumgewirbelt. Dabei ändert sich immer wieder die Temperatur und damit auch die unterschiedliche Bildung sechseckiger Eiskristalle mit einer kaum überblickbaren Formenvielfalt.
Diese Vorgänge scheinen auch den slowakischen Maler und Grafiker Igor Piacka (*1962) zu dieser Radierung inspiriert zu haben. Eine Vielzahl unterschiedlichster hexagonaler Formen sind in dieser Arbeit mit dem Titel „Zima“ (zu deutsch: Winter) zu sehen. In diesem kreisrunden „Landschaftsbild“ gleicht kein Schneekristall dem anderen. Es scheint so, als würden hier Juwelen vom Himmel fallen.
Nackte Körper und Schnee – eigentlich ein schroffer Gegensatz. Nur gut abgehärtete Menschen genießen es, Schneeflocken auf der heißen Haut verdampfen zu lassen. Auf einer dunklen Fläche kniet zusammengekauert eine junge Frau. Ihr nackter Körper ist nach vorne gebeugt, der Kopf berührt den Boden. Mit ernster Mimik blickt sie dem Betrachter entgegen. Schneekristalle scheinen ihre Haut wie Tattoos zu bedecken. Ihre Gestalt ist aber auch von vielen großen Schneeflocken umgeben, auf denen sich nackte, tanzende Menschen bewegen.
Ist sie eine weibliche Personifikation des Winters? Im archäologischen Museum in Antakya in der Türkei existiert ein Mosaik aus dem 5. Jahrhundert, in dem ein Frauenporträt den Winter symbolisiert, aber hier sieht man eine bekleidete Figur mit Flügeln und einem großen Tuch auf ihrem Haupt. Leider tappen wir bei der Beantwortung der vorher gestellten Frage weiter im Dunkeln – neue Überlegungen helfen eventuell weiter.
Vielleicht ist es hilfreicher, dieses Winterbild ganz anders zu interpretieren. Die tanzenden Personen auf den Kristallflocken ermuntern uns zu einem musikalischen Kontext.
Fast leidet man mit den frierenden Menschen mit, die versuchen, durch stampfende Bewegungen ihre Körperwärme aufrecht zu halten, doch das Klappern ihrer Zähne ist in der Interpretation des Winters deutlich zu hören. Kurze abgehackt wirkende Staccato–Bewegungen bauen düster klingende Akkorde auf, welche die eisige Atmosphäre hörbar machen. Auch die sich krümmende Frau im Exlibris scheint kaum die in ihren Körper kriechende Kälte abwehren zu können. Ihre Arme und Hände wirken verkrampft und unterstreichen die sich ausbreitende Körperstarre.

(Heinz Neumaier, gesamten Beitrag lesen)

Sonntag, 1. Dezember 2024

Bibliophiles des Monats: Unikatbuch zum 90. Gründungstag des BBA

Am 12. Januar 2025 begeht der Berliner Bibliophilen Abend den 120sten Gründungstag. Deshalb wird als Bibliophiles des Monats ein unikates Künstlerbuch vorgestellt, welches Frank Heidtmann vor 30 Jahren aus Anlass des 90. Jahrestages des BBA geschaffen hat. Der am 7. November 2023 verstorbene Bibliothekswissenschaftler und Prof. an der Humboldt-Universität zu Berlin stellte dem Buch den doppeldeutigen Spruch voran: "Bücher sind ein geringer Teil des Lebens nicht".
Bereits vor seiner Emeritierung schuf Frank Heidtmann, nicht nur mit dem Buch zum Jubiläum des Berliner Bibliophilen Abend, zahlreiche Künstlerbücher und lebte diese Leidenschaft zur Buch- und Illustrationsgeschichte mit dem Eintritt in den Ruhestand verstärkt in entsprechenden Lehrveranstaltungen mit Studierenden, ob Bachelor oder Magister, aus und war als passionierte Bücherbastler in seinem Element.
Gebunden in einem zweifarbigen Leineneinband enthält der Buchblock in Folio auf ca. 120 nicht paginierten Seiten neben einigen Fotos von der Jubiläumsfeier und Belegen zur Geschichte dieser bibliophilen Vereinigung, ca. 100 Aquarelle, Collagen, Linolschnitte und typographische Blätter, denen der Spaß anzusehen ist, den der Schöpfer bei der künstlerischen Umsetzung dieses Themas hatte. So verwendete Frank Heidtmann dieselben Motive in wechselnder Zusammenstellung, druckte vom selben Stock in unterschiedlicher Farbgebung variierend und mit Collagen versetzt, wobei er teilweise verschiedener Techniken im Bild verwendet.

Kalender der Original Hersbrucker Bücherwerkstätte

Auf der artbook.berlin 2034 wurde von der Original Hersbrucker Bücherwerkstätte der Kalender für 2025 "allerhand Kunst, Kultur, Moral" vorgestellt.
Die nebenstehende Abb. wurde aus einem Foto kopiert und lässt dem Kalender nur erahnen, ein Besuch der Seite der Bücherwerkstätte durch Klick auf nebenstehende Bild ist deshalb zu empfehlen.

Original Hersbrucker Bücherwerkstätte
Mauerweg 17a
91217 Hersbruck