Mittwoch, 11. Dezember 2024

Epistre Othea von Christine de Pizan

Im Verlag Müller & Schindler erscheint eine neue Faksimile-Edition des Otheabriefs (Epistre Othea) von Christine de Pizan (Bibliothèque nationale de France, Français 606).
Im Zentrum des Werkes steht die fiktive Göttin der Weisheit, Othea, die dem jungen Hector von Troja hundert Lebenslektionen erteilt. Diese zeitlosen Ratschläge sind in lebendige Erzählungen aus der griechischen Mythologie und antiken Sagen eingebettet, die von Christine de Pizan meisterhaft allegorisch kommentiert werden. Als Frau im mittelalterlichen Europa nutzte sie die Figur der Othea, um ihre gesellschaftskritischen und bildungsorientierten Botschaften zu übermitteln, ohne in einer von Männern dominierten Welt Anstoß zu erregen. Indem sie die Rolle einer Göttin als Sprachrohr wählte, konnte Christine de Pizan als eine der ersten bekannten Schriftstellerinnen Europas Einfluss nehmen und literarisch sowie gesellschaftlich mit den Konventionen ihrer Zeit brechen. Frauen werden im Otheabrief bewusst als zentrale Figuren dargestellt, womit die Autorin zu Bildung und weiblicher Selbstbestimmung aufruft.

Ein weiteres herausragendes Merkmal dieser Handschrift sind die 101 prachtvollen Miniaturen des sogenannten Othea-Meisters. Von der Schönheit Dianas beim Bade über das berühmte Urteil des Paris bis hin zum dramatischen Kampf zwischen Hector und Achill – jede Szene ist in meisterhafter Detailtreue und mit künstlerischem Geschick dargestellt.

Begleitend zur Edition erscheint der Kommentarband von Dieter Röschel, der detailliert jede einzelne Szene und den historischen Hintergrund erläutert und dem Liebhaber so die ganze Fülle dieser außergewöhnlichen Handschrift erschließt.

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