».... die Büchersammlung wird zur Bibliothek, indem sie
einen Bewahrungsauftrag für die Allgemeinheit
wahrnimmt als VORRATHSKAMMER DER SEELE ...«
(
Johann Christoph Stockhausen, 1752)
Aus Zigarrenkisten unterschiedlichster Größe und Form (Xylon; griech. Holz; Theke, griech. Aufbewahrungsort) ist eine Bibliothek entstanden, die als Installation ausgestellt wird. Die einzelnen Exemplare dieser Scheinbibliothek oder Xylothek ›benehmen‹ sich als Buchobjekte wie richtige Bücher: Sie haben einen Rücken und einen Deckel, worauf sie manchmal sogar einen Titel tragen. Klappt man sie auf, entdeckt man innen eine Geschichte. Ob Lektürefrüchte, Ausstellungsfragmente, Photos oder Erinnerungsmaterialien aller Art, die Zigarrenkiste wird zum Aufbewahrungsort dieser Schätze »nach selbstgewähltem Plan« und ordnet sie »für eine anschauliche Betrachtung«. Sie folgt dabei vielleicht auch in Ansätzen den Spuren der Bibliothek eines leidenschaftlichen Buchbinders, wie
Wolfgang Hildesheimer sie in seinem Roman ›Masante‹ beschreibt: »Sie war voller Schätze, Bücher aus herrlichen handgeschöpften Papieren, Pergamente wie geschaffen für Apokryphes oder Palimpseste, zartfarbene Vorsatzpapiere in alten Mustern, Bücher seltsamer Formen, oval und sechseckig, Arbeiten eines Lebens, und die Seiten alle leer. In seiner Bibliothek stand nicht ein einziges Wort.«
... im BÜCHERHAUS Bargfeld [...ist] inmitten der vielfältigen Bücherschätze noch bis zum 15. November 2025 Marion Gülzows XYLOTHEK eingezogen ist, eine seit fast 20 Jahren gewachsene kunstvolle (Schein-)Bibliothek aus und in hölzernen Zigarrenkisten. Man kann Stunden dort verbringen, sich verlieren - und wiederfinden - in den außen und innen eingearbeiteten Erinnerungsstücken, Fragmenten, Materialien, flüchtig und zeitlos zugleich, teils thematisch orientiert, teils wie zufällig, widersprüchlich, befremdend wie verlockend. Kunst, Literatur, Bibliophilie vereint in einem ganz besonderen Antiquariat! Dank an Hermann Wiedenroth und Denis Lakey für die Gastfreundschaft und die unvergesslichen Stunden, die ich dort erleben durfte.
Das Erlebnis wurde auch geprägt durch den Fußweg vom Bahnhof Eschede aus in sommerlicher Südheide-Landschaft , die erholsame Übernachtung in der Wassermühle Eldingen mit wohlschmeckendem Frühstück und die Rückwanderung, teils auf dem ausgeschilderten Weg "Kühe in Halbtrauer", vorbei am ehemaligen Wohnhaus von Arno Schmidt und seiner Frau, jetzt Sitz der Arno Schmidt Stiftung. Das ich diesmal, anders als bei einer interessanten Führung vor neun Jahren, aber nur von außen betrachtet habe...(
Ursula Saile-Haedicke)
Ausstellung: 24. Mai - 15. November 2025
DAS BÜCHERHAUS
Inh. Hermann Wiedenroth
Im Beckfeld 48, 29351 Bargfeld/Celle