Sonntag, 15. September 2024

BücherLust Berlin schoss die Pforten

Der zweite und letzte Tag der BücherLust Berlin ist mit eher mäßiger Bilanz zu Ende gegangen.
Vivaldi, gespielt von Dr. Liesbeth Bloemsaat (Florisatus Fine Books, Manuscripts & Musicalia) Edwin Bloemsaat & Den Haag
Antiquarin Elvira Tasbach
Unter den Ausstellern fanden sich Pirckheimer wie Volker Riepenhausen, Christan BartschReinhard Denecke vertrat die GIAQ vertrat, sowie Sebastian Eichenberg, der natürlich die Gesellschaft der Bibliophilen repräsentierte. Am von Abel Doering betreuten Stand des Berliner Bibliophilen Abend trafen sich Mitglieder und Freunde des BBA und Pirckheimer, darunter Irmtraud und Fritz Jüttner, Ulrich Goerdten, Thomas Schmiedeck, Michael Ley und auch Freunde, die sich für das bibliophile Leben in Berlin interessierten, es war dennoch ein schwindendes Interesse am Buch zu erkennen, nicht zuletzt daran ablesbar, dass ich einige Antiquare vermisste, die wohl nicht mehr so recht von Antiquariatsmessen überzeugt sind, und auch, weil Besucher unter 50 Jahren die absolute Ausnahme waren. Diese waren eher an der schlecht gemachten und uninspirierten bunten Massenware von Gedrucktem im angrenzenden Trödelmarkt interessiert.
Jasmin Fritz, Antiquariat DIDEROT und Sebastian Eichenberg, Antiquariat Hamecher, Naumburg-Altenstädt
Antiquare unter sich, Fotos © ad

Herzlichen Glückwunsch, Christoph

Der Berliner Verleger und Publizist Christoph Links feiert heute seinen 70. Geburtstag.
Christoph Linke bei der Vorstellung der neuern Bände "Geschichte des Deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert" vor der Pirckheimer-Gesellschaft, Foto © ad
Mit seinem Verlag, direkt nach der Wende aus der Taufe gehoben, hat sich Christoph Links insbesondere auf Themen rund um die DDR, den Kalten Krieg und die Wiedervereinigung spezialisiert. Mit mehr als 1000 veröffentlichten Büchern ist der Verlag zu einer festen Größe geworden, wenn es um die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und Gegenwart, um politische Debatten und Aufklärung geht.

Später öffnete Christoph Links sein Programm auch für Werke zur NS-Geschichte sowie zur deutschen Kolonialgeschichte und nahm stärker die internationale Politik in den Blick.

2018 wurde der Verleger, der sich auch intensiv für Meinungsfreiheit engagierte, mit der Goldenen Nadel des Börsenvereins geehrt: „In seinem Verlag, der Historischen Kommission und als Sprecher der IG Meinungsfreiheit hat Christoph Links die gesellschaftliche Bedeutung des Buches nachhaltig gestärkt,“ hieß es damals in der Laudatio.

In den letzten Jahren berichtete Links von zunehmenden Drohungen gegen den Verlag und von gezielten Störungen bei Veranstaltungen – so konnten 2017 zum Beispiel Lesungen aus dem Band „Unter Sachsen. Zwischen Wut und Willkommen“ nur unter Polizeischutz stattfinden. Auch Angriffe juristischer Art aus organisierten rechtsextremistischen Kreisen nähmen zu.

Christoph Links hat als Sachbuchautor selbst zahlreiche Werke herausgegeben und veröffentlicht, darunter vielbeachtete Bücher wie "Das Schicksal der DDR-Verlage", das sich mit der Privatisierung der 78 Buchverlage in der DDR um 1989 und deren Konsequenzen auseinandersetzt.

2019 wurde der Ch. Links Verlag Teil der Aufbau-Gruppe und zog in die Räume des Aufbau-Hauses in Berlin Kreuzberg. Bis Ende 2020 blieb Christoph Links alleiniger Geschäftsführer, bevor er sich in den Ruhestand verabschiedete.

(boerrsenblatt,net)

Samstag, 14. September 2024

bei der Lektüre der Marginalien

Christian Bartsch, Foto © ad
Christan Bartsch vom Roten Antiquariat Berlin bei der Lektüre des aktuellen Heftes der Marginalien auf der BücherlLebe Berlin
Empfohlen wurde ihm von einem anderen Pirckheimer und Antiquar (ich war es nicht, ich bin noch nicht dazu gekommen, das Heft zu lesen) der Artikel von Moritz Lampe "Buchkunst am Bauhaus. Anny Wottitz und das Nachleben der Whitman-Druckbögen. aus dem Utopia Verlag Weimar".

14./15. September 2024, 10 - 17 Uhr

Trabrennbahn Karlshorst
Tribünenhalle
Treskowallee 159, 10318 Berlin

Freitag, 13. September 2024

Magdeburg und Berlin

An diesem Freitag, den 13., starteten zwei Ereignisse für Bibliophile: die 3. Antiquariatsmesse BücherLust und das 51. Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft.
Beim Betrachten der Bilder drängt sich unweigerlich eine alte Weisheit auf: "Die Hoffnung stirbt zuletzt." Möge ich mich irren, zumindest in Berlin wird sich das in den nächsten zwei Tagen zeigem.
Ralf Parkner (lks.) macht ein Gruppenfoto der Teilnehmer am Jahrestreffen

Antiquariatskollegen beim Aufbau auf der BücherLust Berlin

Christian Thanhäuser auf der BücherLust

An diesem Wochenende findet auf dem Gelände der Trabrennbahn Karlshorst zum 3. mal die Antiquariatsmesse BücherLust Berlin statt.

Christian Thanhäuser, der internationalbekannte und geschätzte Künstler, Graphiker und Verleger , begleitet in diesem Jahr die Antiquare auf der BücherLust Berlin mit einer Ausstellung seiner Reiseskizzenbücher, Holzschnitte und Bücher aus seiner Edition.
Christian Thanhäuser, 1956 geboren in Linz/Österreich. Lebt und arbeitet in Ottensheim an der Donau/Österreich als Künstler, Illustrator und Verleger. 1989 Gründung des Verlages Edition Thanhäuser. Buchillustrationen für verschiedene Verlage, u.a.: Insel Bücherei | Suhrkamp, Matthes & Seitz Berlin, Friedenauer Presse Berlin, Kalligram Budapest, Haymon Verlag Innsbruck, Wieser Verlag Klagenfurt, edition fundamental Fulda, Neue Literatur Bukarest, Poeteka Tirana, Al-Kamel Beirut, Ketos Verlag Wien, Edition Tandem Salzburg und Verlag der blaue reiter.

Auch der Berliner Bibliophilen Abend wird auf der 3. BücherLust vertreten sein, in diesem Jahr das zweite mal und mit einem eigenen Stand.
Mitgliedeer des BBA erhalten freien Eintritt.

Vernissage: 13. September 2024, 19 Uhr
Messe und Ausstellung: 14./15. September 2024, 10 - 17 Uhr

Trabrennbahn Karlshorst
Tribünenhalle
Treskowallee 159, 10318 Berlin

Donnerstag, 12. September 2024

Neues von Lubok

Buchmesse. Vom 20. bis 22.9. präsentieren wir Neuerscheinungen, Lieblingstitel und Schnäppchen bei Between Books in der Kunsthalle Düsseldorf. 
Und falls noch nicht geschehen, bitte unterstützt und teilt unser aktuelles Crowdfunding-Projekt:

Ende des Jahres soll „Lubok 14“ erscheinen mit Original-Linolschnitten von Tiziana Jill Beck, Maja Behrmann, Anna Haifisch, Stefanie Leinhos, Stefhany Y. Lozano, Gudrun Petersdorff, Nora Riggs, Malwine Stauss, Gemma Wilson.

Der 14. Band der originalgrafischen Lubok Reihe mit vorauss. 64 schwarz-weißen und 8 dreifarbigen Linolschnitten kostet 50 EUR inkl. Mwst. für unsere Abonnent*innen und Vorbesteller*innen. Der Vorverkaufspreis gilt bis 30.11., danach wird das Buch 70 EUR kosten.

Alle Infos hier: https://lubok.de/de/shop/lubok-14/

Wir freuen uns von Euch zu hören,
Henriette und Christoph vom Lubok Verlag.

Sibylle Prange. Spätes Licht

Das Museum Schloß Burgk, Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, zeigt Malerei und Zeichnung von Sibylle Prange.

Die Künstlerin, 1969 in Eberswalde geboren, lebt und arbeitet in Berlin und Brandenburg. Die Künstlerin hat als Zeichnerin begonnen und die Zeichnung (mit malerischen Elementen) hat bis heute einen festen Platz in ihrem Oeuvre. Sibylle Prange liebt das Meer, die Wüste, die Weite, wo Verlorenheit das Melancholische berührt. Auf ihren zahlreichen Reisen steuert sie nicht die touristischen Orte der Reiseprospekte an, sondern Gegenden, die sie „gebrochene Locations“ nennt. Schönheit wächst ihr aus Übersehenem, auch Unansehnlichem. Man kann sich der Faszination ihrer Bilder, dem Spannungsfeld von tiefer Melancholie und großer Lebensfreude, kaum entziehen. Gezeigt werden in Burgk Arbeiten aus allen Schaffensperioden.

Vernissage: 14. September 2024, 16 Uhr, Musik Hans-Georg Kramer (Viola da Gamba), Ingelore Schubert (Cembalo)
Ausstellung: 14. September - 24. November 2024

Museum Schloß Burgk
Burgk 17, 07907 Schleiz

Mittwoch, 11. September 2024

>Marginalien... # 254

Wie gewohnt zum Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft, welches am kommenden Wochenende in Magdeburg stattfindet, erscheint das neue, in diesem Fall das dritte Heft des Jahres, der Marginalien.
Einige Mitglieder halten es bereits in den Händen, andere finden es in den nächsten Tagen im Briefkasten, die Teilnehmer des Jahre3streffens bekommen es vor Ort ausgehändigt.
Im aktuellen Heft spricht Volker Probst die Historie seiner Walt Whitman-Sammlung und Moritz Lampe beschreibt das Nachleben der Whitmans-Texte am Weimarer Bauhaus. Den ersten 10 Jahren der Büchergilde Gutenberg widmet sich aus Anlass ihres diesjährigen 100sten Geburtstages Ernst Falk. Jens-Fietje Dwars porträtiert Oskar Wolff (1799–1851), dessen "Die nobeln Passionen" in einer Kurzfassung als von Matthias Gubig gestaltete typografische Beilage ist. Peter Arlt würdigt Werner Oechslin und Thorsten Ahrend stellt den Verlag Das Kulturelle Gedächtnis vor.
Harald Kretzschmar, Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, der am 27. Juni, wenige Wochen nach seinem 93. Geburtstag starb, wird in zwei Nachrufen gewürdigt.
Für Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft liegt dem Heft eine zweifarbige Originalgraphik (Abb..) von Henrik Schrat in verschiedenen Varianten und einer Gesamtauflage von 650 Exemplaren im Stempel- und Körperdruck bei.

Dienstag, 10. September 2024

Geist ist möglich

Friedrich Schorlemmer ist gestorben, hörten wir gerade in den Nachrichten. Welch ein Verlust eines so guten Freundes und Bruders.
Als Gründer und langjähriger Leiter der Jugendkunstschule Galerie Sonnensegel e.V. in Brandenburg an der Havel haben wir viele gute Kontakte und Impulse durch ihn und mit ihm gehabt.
Erinnert sei an den Besuch von Tara Gandhi, an viele Ausstellungseröffnungen hier in Brandenburg und bei ihm in Wittenberg-Lutherstadt, Besuche zu den Geburtstagen privat und denen der Kunstschule in unserer Stadt. Wir haben einen ZDF-Gottesdienst mit ihm in der Cranach- Stadt-Kirche zu Wittneberg gestaltet und unsere gedruckten Texte aus dem Gutenberg DRUCK-laden verteilt,
so auch sein Credo mit dem für uns so wichtigen Auszug:

Ich vertraue dem, der Kinder erhöht, Grenzen mißachtet und den eisenbeschlagenen Himmel öffnet mit der Unbestechlichkeit seiner Liebe.

Er hat zusammen mit Brechts Tochter Hanne Hiob dem Brecht-Gymnasisum Brandenburg seinen Namen gegeben.
Von ihm bekam ich als weitere Verpflichtung die Menschenrechte Taube Nr. 19 zum 60. Jahrestag der Deklaration der Menschenrechte, die dann später in die Alhambra nach Granada zu einer Künstlerin und danach zum Bundesaußenminister Steinmeier flog. Er hat unsere Enkel gesegnet und uns in schwierigen Lagen Mut zugesprochen, uns Bücher geschenkt.
Mit ihm waren wir in Brüssel zu Eröffnung des Rosa-Luxemburg-Büros.
Er hat uns beim Streit um die Enthüllung der Kriegertafel im Saldern -Gymnasium unterstützt und unser Bild zu Guernica in Wittenberg ausgestellt. Er hat noch in DDR-Tagen den Mut gehabt, Cartoons von Paul Pribbernow in der Stadtkirche zu WB zu zeigen und vieles mehr.

Ja, er hat uns geholfen, die Zivilgesellschaft in unserer Stadt zu stärken und sich als streitbarer Demokrat und christlicher Protestant an unsere Site gestellt.
Geist ist möglich, wenn er auftritt. Wir trauen mit seiner Familie, und all seinen Freunden.

Armin Schubert

Montag, 9. September 2024

Udo Mammen (1930–2024)

Udo Mammen ist am 3. September gestorben.

Udo Mammen wurde am 24 Juli 1930 in Esens (Ostfriesland) geboren. Er war Lehrer in Kunrau (Altmark). ab 1958 in Halberstadt, zunächst an der Gauss-Oberschule, ab 1968 an die Medizinische Fachschule Quedlinburg. Hier blieb er tätig, zuletzt als Stellvertretender Direktor, bis die Schule 1992 „abgewickelt“ wurde und er in den Vorruhestand gehen musste. Das vorzeitige berufliche Aus hatte immerhin den Vorteil, dass er fortan eine rege publizistische Tätigkeit in der von dem Uelzener Verleger Horst Hoffmann Altmark-Zeitung und ihrer Heimatbeilage entfalten konnte, wo er seit 1992 mehr als 200 Texte veröffentlicht hat – neben 40 Aufsätzen vor allem Rezensionen von literarischen, sprachwissenschaftlichen und landeskundlichen Neuerscheinungen. Früher hatte Mammen viel für die Lehrerzeitung im Verlag Volk und Wissen geschrieben. 

Mit Udo Mammen verliert die Pirckheimer-Gesellschaft ihr letztes lebendes Gründungsmitglied. 
Anlässlich eines Jahrestreffens in Halberstadt konnte die Pirckheimer-Gesellschaft Udo Mammen an seinem letzten Wohnort zu seinem 90. Geburtstag, ehren.

das album amicorum Philipp Hainhofers wurde digitalisiert

In einem dreijährigen Forschungsprojekt wurde das Großen Stammbuchs des Augsburger Kaufmanns, Kunstagenten und politischen Korrespondenten, Philipp Hainhofer (1578–1647), textlich und ikonographisch erschlossen und digitalisiert.
Das Große Stammbuch Philipp Hainhofers, S. 58–59, nach einem Foto: derr HAB
Das Buch wurde im Jahr 2020 für die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel erworben und anschließend in einem dreijährigen Forschungsprojekt.

Die Ergebnisse sind im Internet zugänglich: Philipp Hainhofer: Das Große Stammbuch. Kommentierte digitale Edition eines bedeutenden Album Amicorum aus der Zeit um 1600, herausgegeben, transkribiert, übersetzt und kommentiert von Sabine Jagodzinski, Wolfenbüttel: Herzog August Bibliothek 2021–2024 (Wolfenbütteler Digitale Editionen, Nr. 6).
Ende des Jahres wird darüber hinaus eine reich bebilderte gedruckte Publikation bei Harrassowitz erscheinen.

Sonntag, 8. September 2024

Till Schröder zum 50sten Geburtstag

Till Schröder 2019 in Mainz, Foto © ad
Till Schröder, seit 2018 Chefredakteur der Marginalien und seit 2020 Vorstandsmitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, feiert heute seinen 50sten Geburtstag.

Herzlichen Glückwunsch.

So widmete sich Till Schröder unter anderem dem öffentlichen Auftreten der Pirckheimer-Gesellschaft durch die Anregung eines neuen Corporate Designs.
Verdienstvoll ist er auch als Mitglied des Berliner Bibliophilem Abend, dieser verdankt ihm nicht nur die Jahresgabe des in seinem Verlag herausgegebenen Titels "Frans Haacken" und weitere Gaben, z.B. die mit Unterstützung des Hegenbarth Archivs von den Lettertypen herausgegebenen Bandes "Die Glocke".

Ein Minibuch zu Willibald Pirckheimer

Dieses, pünktlich zum Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft, welches in einer Woche in Magdeburg stattfindet, erschienene Büchlein vermittelt Einblicke in die Zeit, Denk- und Lebensweise des Willibald Pirckheimer, Nürnberger Ratsherr, Humanist, Freund Albrecht Dürers in die Zeit am Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts.
Willibald Pirckheimer hat Bildung und Bildungsbedürfnis seiner Zeit in sich verkörpert. Er verkehrte brieflich mit Martin Luther und war lange Zeit bis zum Tode Dürers mit diesem befreundet, er war für seine Zeit genau so bedeutsam wie die beiden anderen.

Neben seiner Biographie werden auch seine Vorfahren, Geschwister und Nachkommen benannt und ihre Lebenswege aufgezeigt.
Das Minibuch kann, sofern die kleine Auflage nicht vergriffen ist, direkt bei Heike Haedicke (* E-Mail) bestellt werden.

Willibalde Pirckheimer, Ratsherr, Humanist, Freund Albrecht Dürers
in blaues Leder gebunden, mit Metallplakette mit dem Bildnis Pirckheimers
gefertigt von Heike Haedicke
Miniaturbuch, Buchblock: 50 x 70 mm
148 pag. Seiten
Auflage: 50 nummerierte Exemplare
Preis: 45 Euro

Samstag, 7. September 2024

Liste Sept. 2024 des Roten Antiquariats

Diese Antiquariatsliste mit einer Auswahl unserer Neueingänge erscheint zur Berliner Antiquariatsmesse Bücherlust, die vom 13.-15. September in Berlin-Karlshorst stattfindet. Bei Interesse schicken wir Ihnen gerne kostenlos eine Eintrittskarte. 
Vom 4. bis 6. Oktober werden wir dann mit einer Auswahl an Büchern und Designobjekten auf der Berliner Designbörse, ebenfalls in der alten Tribünen-Halle der Trabrennbahn Karlshorst, zu finden sein. Auch auf einen weiteren Termin möchte ich noch hinweisen: 
Vom 18. bis 20. Oktober findet im Zentrum von Amsterdam die Internationale Antiquariatsmesse der ILAB statt, an der wir ebenfalls teilnehmen. Gegen den zunehmenden Pessimismus setzten wir auf einen spannenden und abwechslungsreichen Bücherherbst und hoffen, dafür auch mit dieser Liste Interesse zu wecken. 

(Christian Bartsch)

Freitag, 6. September 2024

Editionsgeschichte des „Messias“

Dr. Fritz Jüttner präsentiert frühe "Messias"-Ausgaben, Foto © ad
In Würdigung des 300sten Geburtstags von Friedrich Gottlieb Klopstock (2. Juli 1724) führte gestern Dr. Fritz Jüttner die Berlin-Brandenburger Regionalgesellschaft der Pirckheimer-Gesellschaft und den Berliner Bibliophilen Abend im Kleinen Säulensaal der Zentral- und Landesbibliothek Berlin unter dem Thema "Das Epos – sein Dichter – sein erster Verleger" in einem bibliophilen Streifzug durch Carl Hermann Hemmerdes und weitere frühe Drucke von Klopstocks „Messias“.

Dabei konzentrierte sich der Referent vor allem auf den Beginn der Editionsgeschichte des „Messias“, den Klopstock bereits in seiner Schulzeit in Schulpforta plante, um in der Studienzeit die ersten drei Gesänge zu erarbeiten, die 1748 in den Bremer Beiträgen* (Band 4, Stücke 4 und 5), danach als selbständiges Buch 1749 in 2 Drucken in Hemmerdes Verlag veröffentlicht und zu einem großen Erfolg wurden. Die Gesänge IV und V erschienen dann 1751 im 1. Band von Hemmerdes "Messias"-Gesamtausgabe (Gesänge I-V), 1752 als Separatpublikation für alle, die 1749 bereits die Gesänge I-III erworben hatten. 1756 publizierte Hemmerde Band 2 (Gesänge VI-X) und 1769 Band 3 (Gesänge XI-XV), jeweils mit dem Text der kurz vorher in Kopenhagen erschienenen Bände. Eine 2. Auflage des 1. Hemmerde-Bandes 1760 übernahm den überarbeiteten Text des 1. Bandes der Kopenhagener Ausgabe von 1755. Nach Fertigstellung des Werks erschienen die letzten Gesänge XVI-XX zuerst 1773 im 4. Band von Hemmerde. Einen 4. Kopenhagener Band gab es nicht. Die vollständige Hemmerde-Ausgabe ist in Oktav gedruckt. Mit unveränderten Erscheinungsjahr-Angaben kennen wir vom 1.Band 1751 2 Drucke, von seiner 2. Auflage 1760 4 Drucke, vom 2. Band 6 Drucke und vom 3. und 4. Band je 3 Drucke. Dass wir es hier z.T. mit falschen Angaben der Erscheinungsjahre zu tun haben, zeigt je ein Druck der Bände 2, 3 und 4, der den Text der Altonaer Ausgabe "der letzten Hand" von 1780 enthält. Von den Bänden 1 und 2 gab Hemmerde auch eine heute sehr seltene Quart-Ausgabe heraus. Der vom Autor bis ins hohe Alter weiter bearbeitete Text wurde 1799 (in Folio) und 1800 (in Quart und Oktav) als Ausgabe „des letzten Fingers“ in Göschens großer Klopstock-Werkausgabe publiziert. Die folgenden Jahrhunderte brachten weitere Editionen und vielfältige Rezeption in Wissenschaft und Kunst, auch in einer Symphonie des 20. Jahrhunderts - der 10. Symphonie von Aubert Lemeland -, was DER Klopstock-Sammler Fritz Jüttner, dem ich auch für ergänzende Anmerkungen zu diesem Post danke, eindrucksvoll darstellte.
___________
* Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes, Verlag Nathanael Saurmann, Bremen und Leipzig

Droste Digital. Handschriften – Räume – Installationen

Auf dem Weg zum Vortrag über die Editionsgeschichte von KlopstockMessias besuchte ich die Ausstellung von Originalmanuskripten der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff. Es hieß, diese Manuskripte treffen auf künstlerische Installationen: Die Autorinnen Dorothee Elmiger und Nora Gomringer, die Kollektive Anna Kpok und Hyphen-Labs sowie der Videokünstler Roman Hagenbrock interpretieren und inszenieren die Handschriften neu und tragen ihre Gedankenwelten in die Gegenwart. Klingt toll.
Auch wenn man einige Handschriften tatsächlich fand, die Ausstellung ist dennoch gewöhnungsbedürftig, zumindest ich hatte den Eindruck, nicht eine Präsentation von Manuskripten und Handschriften der Schriftstellerin zu sehen, sondern die Show einer Show, gerahmt von aufwendigen Dia- und Videoinstallationen zwischen Utensilien wie Getränkedosen und Teddybären, die nach Aussage der gestaltenden Künstlerinnen u.a. das Studierzimmer einer Schriftstellerin damals und heute darstellen.
Eine Ausstellung also, in der nicht die Ausstellungsstücke im Vordergrund stehen, sondern die allein die "Kreativität" der Ausstellenden betont.

»Droste Digital. Handschriften – Räume – Installationen« ist eine Produktion von Burg Hülshoff – Center for Literature in Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin.

Ausstellung: 23. August - 20. Dezember 2024

Stabi - Kulturwerk
Staatsbibliothek zu Berlin
Unter den Linden 8, 10117 Berlin

Donnerstag, 5. September 2024

Herbsttagung der Fränkischen Bibliophilengesellschaft

Die Herbsttagung der Fränkischen Bibliophilengesellschaft findet im Oktober (zu einem geänderten Termin!)in Aschaffenburg statt. 

Johann Friedrich Eich (1748-1807)
Abb. © Gleimhaus Halberstadt
Thema wird Wilhelm Heinse sein, Schriftsteller und Bibliothekar am kurmainzischen Hof der Erzbischöfe und Kurfürsten Friedrich Karl Joseph von Erthal und Karl-Theodor von Dalberg, in dessen Gefolge er vor den Franzosen nach Aschaffenburg floh.

Mehr über sein Leben, seine Reisen, seine Werke werden wir im Festvortrag von Herrn Dr. Hans Spies, Archivdirektor a. D. des Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg, erfahren.

11. bis 13. Oktober 2024

Aschaffenburg

Mittwoch, 4. September 2024

Petra Ober in Offenbach

Bei der Samstagswerkstatt im Klingspor-Museum Offenbach inspiriert die Frankfurter Künstlerin Petra Ober in einem Workshop für Erwachsene zur eigenen Gestaltung von lyrischen Texten.
Mit Pinseln wird weich fließende Beize auf Papier aufgetragen, die Farben bringen die Wörter zum Klingen. Es sind noch Plätze frei! (Mit Anmeldung)
Petra Ober. Foto: Klingspor Museum Offenbach
Jeden Freitagabend bietet die Buchbar von 18 bis 21 Uhr nettes Beisammensein und Getränke, begleitet von Veranstaltungen zur aktuellen Ausstellung „Same bold stories?

14. September 2024, 11.30 Uhr

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80, 63065 Offenbach

Buch- und Druckkunst-Messe


Die Buch- und Druckkunst-Messe, auch bekannt als Handpresse-Messe HPM, öffnet die Türen im Eisenwerk für eine Welt, die dem digitalen Tempowahn statt die Stirn, die Druckplatte bietet.
Wieder finden heuer Druckkünstlerinnen, Gestalter, Grafikerinnen, Buchhersteller und Papierschöpfende aus anderen Kantonen und Ländern den Weg nach Frauenfeld. Und wieder ist es eine Freude, ihr Schaffen und ihre Werke zu bewundern, zu erleben, zu kaufen ob als Geschenk oder zum eigenen Vergnügen zwecks Pflege der Lebensqualität. Für familienfreundliche Unterhaltsamkeit sorgen die zahlreichen Gewinnspiele und Mitmachaktionen, die sich die Ausstellenden ausgedacht haben, von Letternschatzsuche über Origami und Siebdruck bis hin zu Goldprägung und Zeilenguss.

15. bis 17. November 2024

Frauenfeld, Schweiz

Dienstag, 3. September 2024

Carl Hermann Hemmerdes Drucke von Klopstocks Messias

Die für den Berliner Bibliophilen Abend im September geplante Vorstellung des Künstlerbuches zu Bulat Okudschawa mit Illustrationen von Moritz Götze im Salon von Ekkehard Maaß kann leider nicht stattfinden.
Die Mitglieder des BBA sind jedoch eingeladen, am Donnerstag einen Vortrag von Dr. Fritz Jüttner vor der Berlin-Brandenburger Regionalgesellschaft der Pirckheimer-Gesellschaft in Würdigung des 300sten Geburtstages von Friedrich Gottlieb Klopstock beizuwohnen:

Das Epos – sein Dichter – sein erster Verleger. Ein bibliophiler Streifzug durch Carl Hermann Hemmerdes Drucke von Klopstocks Messias”.

5. September 2024, 19 Uhr

Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Kleiner Säulensaal
Breite Straße 36, 10178 Berlin

Leuchtende Wunderzeichen

Die Fränkische Bibliophilengeselschaft lädt ein zu einem Besuch der Ausstelung anlässlich des 1000. Todestags Kaiser Heinrichs II. (13. Juli 1024) in der Staatsbibliothek Bamberg in Würdigung des den Kaisers und seine Frau Kunigunde zur Wirkungsgeschichte des heiliggesprochenen Paares.
Heinrich II. im Wappen des Bamberger Domkapitels. Miniatur aus dem Index Librorum In Membranis Scriptorum Bibliothecae Reverendissimi Capituli Imperialis Et Immediatae Ecclesiae Bambergensis. Bamberg, 1736
Die Ausstellung wird begleitet von wöchentlichen Führungen (jeden Donnerstag), einer virtuellen Ausstellung über Leben und Herrschaft des mittelalterlichen Kaisers sowie im November mit Vorträgen in der Reihe „Bamberger Buch-Geschichten“.

Codizes und Handschriften aus der SBB, die auf Kaiser Heinrich zurückgehen, werden in der Kaiser-Heinrich-Bibliothek digital präsentiert.

16. September . 14. Dezember 2024

Staatsbibliothek Bamberg
Neue Residenz
Domplatz 8, 96049 Bamberg

Montag, 2. September 2024

40. Wetzlarer Tage der Phantastik

Bei den 40. Wetzlarer Tagen der Phantastik wird's mythisch: von der Antike bis in die Gegenwart, von Pygmalion bis Faeriporn, von Harry Potter bis Star Trek. Es geht um die Faszination alter Geschichten, die in der Gegenwart noch aktuell sind, um Neu- und Umdeutungen, um Erklärungsmodelle der Welt, die tragen, und auch solche, die in die Irre führen.

Mythen sind tief in der Kultur verankert. Ihre Erzählmuster packen immer wieder; oft genügt nur eine Andeutung, ein Name, ein Motiv, um den Blick über das Mondäne hinaus zu weiten. Seit der Aufklärung ist die Phantastik der Ort, an dem die mythischen Erzählungen weitergesponnen werden. Hier dürfen sich mythische Wesen austoben ohne Anstoß zu erregen, hier können noch die ganz großen Erzählbögen gespannt werden, die aus dem Dunkel der Vergangenheit bis ans Ende der Welt reichen.

Wie haben Mythen dazu beigetragen, dass wir uns die Welt erklären konnten? Wie haben sie Einzug in moderne literarische Werke gehalten - und welche Veränderungen haben sie dabei erfahren? Gibt es Mythen an Orten, wo man sie vielleicht nicht vermutet? Welche Macht haben Mythen, die Wirklichkeit zu formen, gar zu verzerren?

Beim literarischen Symposium der 40. Wetzlarer Tage der Phantastik werden diese Fragen ins Gespräch behandelt und den Mythos in seinen vielen Gestalten beleuchtet.
Gerahmt werden die Phantastiktage von einer Ausstellung der Künstlerin Elif Siebenpfeiffer mit ihren Illustrationen zu Florian Schäfers Fast verschwundene Fabelwesen (arsEdition, 2023)
13. - 15. September 2024

Phantastische Bibliothek Wetzlar
Turmstraße 20, 35578 Wetzlar

Wolfram Schneider-Lastin, Fragen hätte ich noch

Im Buch des Monats der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft erzählen 30 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, aber auch Menschen aus anderen Berufen, vom Leben ihrer Großväter und Großmütter. Die Erinnerungen aus dem Blickwinkel der Enkel zeigen den emotionalen, manchmal auch traumatischen Nachhall der Großelterngeneration über die Generationsgrenzen hinweg. Facettenreich und berührend spiegelt sich in ihnen das bewegte 20. Jahrhundert mit all seinen Höhen und Tiefen. Entstanden ist eine Sammlung sehr persönlicher, unter die Haut gehender Geschichten, wie sie in keinem Geschichtsbuch zu finden sind.
Die Großväter und Großmütter, die im Mittelpunkt der Erzählungen stehen, lebten im 20. Jahrhundert mit all seinen Höhen und Tiefen. Und es zeigt sich, dass kaum eine der Geschichten ausschließlich privat sein kann, sondern dass die gesellschaftlichen Bedingungen und politischen Umstände immer in das private Leben hineinwirkten.
Das Verhältnis der erzählenden Enkelkinder zu ihren Großeltern ist ganz unterschiedlich, es reicht von Zuneigung und Verbundenheit über Bewunderung bis hin zu Ablehnung und Hass. Selbst wenn ein Enkel erst nach dem Tod des Großvaters oder der Großmutter geboren wurde oder diese nur als kleines Kind erlebt hat, wirkt das Leben der Großeltern bewusst oder unbewusst in der Enkelgeneration weiter.
Viele Geschichten sind Ausdruck des Versuchs, sich in fortgeschrittenem Alter zu erinnern beziehungsweise die noch vorhandenen eigenen und fremden Erinnerungen zusammenzutragen, ein Versuch, der nicht selten in Ernüchterung endet, im Bedauern, die Großeltern nicht über ihr Leben, ihre Erfahrungen und Erlebnisse befragt zu haben, solange das noch möglich war. In einigen Erzählungen ist auch vom Schweigen in der Familie die Rede, welches durch das Niederschreiben der Geschichte durchbrochen wird.

Die Autorinnen und Autoren kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Da ihre Großeltern zum Teil aber in anderen Ländern lebten, finden sich im Buch auch Geschichten aus Italien, Frankreich, Polen, Tschechien, Ungarn, der Ukraine, Israel, Pakistan und der DDR. Und es zeigt sich, dass die Krisen des 20. Jahrhunderts, in erster Linie die beiden Weltkriege, der Holocaust, Flucht und Vertreibung, in den verschiedenen Ländern zu ganz unterschiedlichen Schicksalen führten.

Wolfram Schneider-Lastin (Hg.), Fragen hätte ich noch. Geschichten von unseren Großeltern
Zürich: Rotpunktverlag 2024
256 Seiten, 21.5 × 14.5 cm, Gebunden
ISBN 978-3-03973-039-1

Sonntag, 1. September 2024

Bibliophiles des Monats: Leo Tolstoi - Wieviel Erde braucht der Mensch?

Bibliophiles des Monats ist dem 100sten Gründungstag der Büchergilde Gutenberg gewidmet. Aus Anlass des 50jährigen Bestehens der Büchergilde erschien 1974 ihre allererste Vorzugsausgabe, die Erzählung von  Leo Tolstoi "Wieviel Erde braucht der Mensch?". illustriert von Michael Mathias Prechtl.
Es handelt sich um das Werkstattexemplar und wird/wurde von der Büchergilde-Buchhandlung Frankfurt am Main zum Preis von 348 € angeboten.

Neben den 38 Zeichnungen des Künstlers und einer Typographie von Hermann Zapf enthält das vorgestellte Exemplar eine handschriftlichen Widmung „dem idealen Kooperator Juergen Seuss einen Gruß! M.M. Prechtl, 3. X. 74“. und wie alle Vorzugsausgaben eine handkolorierten Orig.-Lithografie, die mit ihrer Anlehnung an Dürers Rasenstück nicht nur eine Brücke zwischen Epochen der Kunstgeschichte ist, sondern auch verschieden Kulturen zusammenbringt, hier im ersten Andruck, 23 x 13,5 cm, signiert, als Probedruck bezeichnet.
Buchformat 24,2 x 16,5 cm, Ganzleineneinband mit Schutzumschlag. Dieser nicht ganz frisch. Das Buch hat keinen Schuber.

(nach einer Information von Wolfgang Grätz)

Die Sonntagsfrage im Börsenblatt

Die Sonntagsfrage des Börsenblatts beantwortete heute der Pirckheimer Ralf Plenz. Weiterbildung für die Buchbranche – dafür steht Ralf Plenz. Vor 30 Jahren hat er den Input-Verlag gegründet und 20 Jahre lang das "Verlagshandbuch" herausgegeben.
Ralf Plenz (lks,), hier im Gespräch mit Abel Doering ad auf der BuchBerlin 2023
Wofür steht Input-Verlag und wie kam es zur Gründung des Verlags?
Das war vor genau 30 Jahren, also 1994. Die Anregung zur Gründung des Input-Verlages kam von meinen rund 3.000 Seminarteilnehmern und über 200 Verlagskunden, die ich in den zwölf Jahren meiner Tätigkeit als Referent und Verlagsberater betreut habe. Übrigens: Input steht für In = Innovation, p = Produktion, u = und, t = Transfer.

Welche Rolle spielt die Gestaltung von Büchern für Sie?
Diese Rolle sollte man weder unter- noch überschätzen. Als Gestaltungslehrer hatte ich immer sehr gute Argumente, welches Zeitschriften- oder Buchlayout besonders gelungen war und konnte dies auch jeweils mit Testergebnissen belegen. Das Zusammenspiel von Papier, Satzspiegel, Schriftwahl, Zeilenabstand und Zeilenlänge ist nicht zu unterschätzen. Sie wirken aber sehr unbewusst, so dass der erfahrene Leser oft dann erst von Lesevergnügen spricht, wenn diese Dinge optimal sind. Zu viel Experimentieren schadet und steht einem echten Lesegenuss und einer Merkfähigkeit eher entgegen.

Haben Sie eine Lieblingsbuchhandlung?
Je nachdem, welche Stadt ich besuche, sind es die mittleren und kleinen unabhängigen Buchhandlungen. Und wenn es eine Büchergilde gibt, dann ist das immer meine erste Anlaufstelle.

(gesamter Beitrag hier)

Li Yifang: Exlibris for Peace

Im Newsletter 407 von Klaus Rödel Li Yifang aufgefallen, das mich schon beim ersten Blick darauf sehr beeindruckt hat und das ich immer noch rätselhaft finde, so dass ich noch länger darüber nachdenken werde.
Bei der großen Affinität der Exlibrissammler und Exlibrissammlerinnen zu mythologischen Themen neigt man angesichts eines nackten Mannes und eines oder mehrerer Steine sofort dazu, über den Stein des Sisyphus oder über Atlas, den Titan, der das westliche Himmelsgewölbe stützen musste, nachzudenken – beide übrigens hatten ihre Aufgabe als Strafe von Zeus erhalten.
Nun bin ich aber sicher, dass es in anderen Kulturen andere Mythen gibt und dass dort andere Geschichten erzählt werden, die ich aber nicht kenne. Deswegen nähere ich mich dem Blatt von Li Yifang anders, gehe nur von dem aus, was zu sehen ist. Und was man sieht, ist eine Mauer, die die beiden Personen auf dem untersten Bildabschnitt von allem anderen trennt, wobei man nicht einmal weiß, was das andere ist. Sind es Menschen? Sind es Orte? Gibt es Kleidung dort? Brot? Liebe? Familie? Sicherheit? Geborgenheit? Oder gab es das dort einst? Und gab es das auf dieser Seite der Mauer, auf der der Mann und das Kind sich bewegen, auch?
Auf jeden Fall ist die Funktion einer Mauer tatsächlich die des Schutzes zwischen einem Dort und einem Hier, zwischen denen, die innerhalb der Mauern wohnen und denen, denen der Zutritt dorthin verwehrt werden soll. Man muss nur an die Stadtmauern, die früher Burgen und Schlösser und unsere Städte umgaben, denken. Heute werden sie von Touristen und Touristinnen besucht und bieten malerische Fotomotive. Das gilt auch für die Chinesische Mauer mit ihren über 21000 Kilometern Länge, die bereits während der Ming-Dynastie entstanden ist und der Grenzsicherung diente. 
Auch heute entstehen an sehr vielen Orten Mauern, architektonische Ambitionen gibt es dabei nicht mehr wie bei unseren mittelalterlichen Anlagen. Die Mauern sperren ein oder aus, werden meistens schnell errichtet, als Zaunanlagen oder Sperranlagen. Wir alle können viele Beispiele anführen, sei es die sog. Tortilla Wall zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten, seien es die Sperranlagen zwischen Israel und dem Westjordanland oder der Grenzzaun nach Melilla u. v. a. m.
Ob es Kriege sind, die zu diesen Mauern geführt haben, ob es die Flucht vor Tod oder Hunger ist, das alles erfährt man nicht. Aber Li Yifang geht in seiner Beschreibung der existentiellen Not dessen, der nicht durch die Mauer gelangt, noch einen Schritt weiter. Die psychische Last, die auf demjenigen liegt, der die Mauer nicht überwindet, drückt ihm einen Stempel auf – nur so sind die unteren, nicht mehr geraden Mauerreihen zu erklären – und liegt so schwer auf seiner Seele, dass man ihn und das Kind daran zerbrechen sieht.

(Ulrike Ladnar, gesamter Beitrag hier)