Montag, 27. Februar 2023

"Das war die DDR"

Zu dieser "Informationskarte" aus dem Atlas-Verlag, der 1990 mit einem Sammelordner über die DDR "aufklärte", sei eine kurze Anmerkung gestattet.

Nach Gründung der BRD am 23. Mai 1949 war es den bibliophil Interessierten im östlichen Teil Deutschlands nicht mehr möglich, Mitglied in einer bibliophilen Vereinigung dieses neuen Staates zu sein. Die beiden überregional tätigen bibliophilen Organisationen (Gesellschaft der Bibliophilen und Maximilian-Gesellschaft) hatten ihren Sitz in der BRD, auf dem Gebiet der späteren DDR gab es keinen derartigen Verein.
So war es notwendig, nach Gründung der DDR zum 7. Oktober 1949 einen von vielen Bibliophilen gewünschte Zusammenschluss auch hier zu gründen. Ganz bewusst entschied man sich zu dieser Zeit, als die Nationalhymne der DDR noch die Zeile "Deutschland einig Vaterland" enthielt, für den Namen "Pirckheimer" für die im Januar 1956 gegründete bibliophilen Vereinigung, so sollte die Nähe zur bestehenden Maximilian-Gesellschaft in der BRD betont werden: Willibald Pirckheimer war Zeitgenosse und Freund Kaiser Maximilians.
Staatliche Unterstützung (die ähnlich gelagerten Organisationen in der BRD verwehrt blieb) fand die Pirckheimer-Gesellschaft unter dem Dach des Kulturbundes (der heute noch besteht), was diese Gesellschaft bis 1990 mit ca. 2.000 Mitgliedern zu größten bibliophilen Vereinigung in beiden deutschen Staaten machte.

Zum Erscheinen des Ordners "Das war die DDR", die staatliche Unterstützung war mit dem Beitritt der DDR zur BRD weggebrochen, räumte man der Pirckheimer-Gesellschaft kaum eine Überlebenschance ein, sie schrumpfte auf knapp 90 Mitglieder. Inzwischen erstarkte sie jedoch mit 650 Mitgliedern zur zweitgrößten bibliophilen Vereinigung im deutschsprachigen Raum, nicht zuletzt infolge ihres übernommenen kulturellen Anliegens und ihrer traditionell verwurzelten Öffentlichkeitsarbeit.

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