Donnerstag, 1. Mai 2025

Bibliophiles des Monats Mai: Kunst der Erinnerung

Als Bibliophiles des Monats Mai wurde ein Katalog gewählt. 

Ein Katalog? Im klassischen Verständnis sicher alles andere als ein bibliophiles Objekt, dennoch ein von vielen Bibliophilen favorisiertes Sammelobjekt.

Die Ausstellung im Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR unter dem Thema „Kunst der Erinnerung“, für die der Katalog entstand, für den 15. Mai bis 25. Oktober 2020 geplant, fiel der Pandemie zum Opfer. Ein zweideutiges Thema, kann man doch unter der "Kunst der Erinnerung" sowohl Erinnerung anmahnende Kunst, als auch die Fähigkeit, sich zu erinnern, verstehen. Das Thema ist jedoch vor allem von beklemmender Aktualität, wenn man sich vor Augen führt, woran erinnert wird

Die 2020 nur virtuell zu besichtigende Schau zeigte Kunst aus der DDR, die den Zweiten Weltkrieg, die Befreiung vom Faschismus und die Freundschaft zur Sowjetunion mal realistisch, mal expressiv und manchmal abstrahierend thematisiert und sich sowohl mit Geschichtsreflexion als auch mit Gegenwartsproblemen beschäftigt, wie autoritären gesellschaftlichen Verhältnissen, Militarismus und der Angst vor einem Atomkrieg.
Titel, sowie S. 32 Ulrich Hachulla und S. 33 Dorothea Kobs-Lehmann
Auf den vermutlich nie ausgelieferten Katalog konnte ich Januar 2021 im Blog der Pirckheimer-Gesellschaft noch nicht hinweisen, als die Ausstellung für kurze Zeit im Kunstarchiv Beeskow doch noch gezeigt wurde - ich wusste nichts von einem Katalog, erst später kam er mir durch Zufall in die Hände, weil unter den Namen der ausgestellten 30 Künstler auch der meiner Mutter Dorothea Kobs-Lehmann zu finden war.

Großformatig (20 x 25 cm) werden auf 64 Seiten mit einem Begleittext in deutsch und englisch alle beteiligten Künstler mit einem oder zwei Werken in teilweise farbigen Abbildungen vorgestellt, darunter Arno Fischer, Petra Flemming, Gerhard Goßmann, Ulrich Hachulla, Heidrun Hegewald, Hartmut Hornung, Joachim John, Roger Melis, Gerhard Kurt Müller, Rolf Münzner, Ronald Paris, Norbert Wagenbrett und Thomas Ziegler. Die Abbildungen sind bekannt, ihre Auswahl interessant, die Gegenüberstellung inspirierend.

Geblieben von der fast gezeigten Ausstellung ist bei Sammlern nur der hier vorgestellte Katalog, zu dem nähere bibliographische Angaben nicht vorliegen. Im Internet auf „Dokumentationszentrum“ Alltagskultur der DDR heißt es inzwischen zum Katalog und zu dieser Ausstellung: „Diese Seite konnte nicht gefunden werden. Sie wurde möglicherweise [sic!] entfernt …“ und auf der Seite des Landkreises Oder-Spree „Das angeforderte Objekt steht im Moment [sic!] nicht öffentlich zur Verfügung ...“. So ist wieder einmal der Sammler des Bibliophilen als Bewahrer der „Kunst der Erinnerung“ gefragt.

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