Donnerstag, 22. Mai 2025

Das künstlerische Erbe Jan Tschicholds

Linda Wößner, wissenschaftliche Projektmitarbeiterin im 2021 abgeschlossenen DFG-Forschungsprojekt zur Digitalisierung des Nachlasses von Jan Tschichold (1902-1974), folgt auf der Seite der Deutschen Nationalbibliothek den Spuren dieses Jahrhunderttypografen:

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts ergänzen vermehrt Nachlässe die Bestände des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. So auch der Arbeitsnachlass des Typografen, Buchgestalters und Autors Jan Tschichold, der dem Museum 2006 zunächst als Depositum von den Erben übergeben und knapp zehn Jahre später als Schenkung überlassen wird. Für die Bestände des Museums ein wahrer Schatz der Typografie und Buchgestaltung im 20. Jahrhundert. Die Materialien umfassen knapp 60 Jahre künstlerisches Schaffen und konservieren als Arbeitsnachlass eines Einzigen den mediengeschichtlichen Wandel in der Buchgestaltung: vom kalligrafischen Schriftschreiben über die Arbeit im klassischen Handsatz der 1920er und 30er Jahre und die Anfänge des Fotosatzes bis hin zu den letzten Jahrzehnten der analogen Buchgestaltung. Doch trotz materieller Vielfalt erzählen sie auch etwas über die Lücken in der persönlichen Überlieferungsgeschichte eines Jahrhundertkünstlers
Jan Tschichold: Skizzenbuch, 1917-1919. © Lilo Tschichold-Link, Repro: DNB
Dimension und Bedeutung eines Lebenswerks
Dieser Arbeitsnachlass ist der bisher größten Nachlass des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. Jan Tschichold prägt wie kein Zweiter die Typografie und Buchgestaltung des 20. Jahrhunderts. Auch als Autor für Fachbücher macht er sich einen Namen, insbesondere im Bereich der Schrift- und Buchgestaltung. Zeitlebens bewahrt Tschichold sein Arbeitsmaterial auf. Die frühesten Objekte lassen sich auf 1917, die spätesten auf sein Todesjahr 1974 datieren: Der Nachlass zeichnet das Leben eines Berufenen nach, eines Workaholic – vom 16-jährigen Jungen bis zum 72 Jahre alten Mann. Die Kisten machen einen künstlerischen Weg nachvollziehbar, nicht zu trennen von der persönlichen Lebensgeschichte der Privatperson Jan Tschichold.
Jan Tschichold: Entwürfe für die Schrift Sabon, 1962. © Lilo Tschichold-Link, Repro: DNB
Zu Lebzeiten trifft Tschichold keine Aussage darüber, was mit seinem materiellen Erbe nach seinem Tod passieren soll. Die Materialien lagerten unsortiert auf dem Dachboden seines Wohnhauses im Tessin.
Mehrere Versuche, in Basler Museen eine Heimat für den Nachlass zu finden, scheitern. Über die Planung einer Ausstellung anlässlich Tschicholds 100. Geburtstag im Jahr 2002 entsteht erstmalig Kontakt zwischen der Familie Tschichold und dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum. Die Familie bietet dem Museum den 176 Kisten umfassenden Nachlass zunächst als Depositum an, im Jahr 2015 folgt die Schenkung.

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