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Wiborada, Federzeichnung, 15. Jhdt. |
Wenig ist über die Herkunft Wiboradas bekannt, obwohl sich mehrere Lebensbeschreibungen erhalten haben. Darin heißt es, dass sie 926 von den Heiden erschlagen wurde. Sie hatte sich geweigert, ihr Gelübde zu brechen und St. Gallen zu verlassen, wo sie seit zehn Jahren in einer Klause wohnte. Lebendig eingemauert. Allerdings sorgte sie dafür, dass der Abt das Kloster rechtzeitig evakuierte und die Bücherschätze in Sicherheit bringen ließ. Eine Vision hatte sie vor dem drohenden Überfall gewarnt.
Ihre Klause war angebaut an eine Kirche nahe dem Klosterbezirk, mit zwei kleinen Öffnungen, eine zum Altar hin und eine in der Außenwand. Nach ihrer feierlichen Einschließung 916 verließ sie den engen, unbeheizten Raum nie mehr.
Die Menschen kamen zu ihr wie zu einem Orakel, später dann pilgerten sie an ihr Grab. Man erzählte sich Wundergeschichten über die Reklusin und über die Rettung der Bibliothek. Sie galt als Inbegriff christlicher Tugend und weiblicher Gelehrsamkeit, lange vor Hildegard von Bingen. Was für ein trauriges Beispiel für eine Liebhaberin der Bücher.
(Marion Voigt, Lektorin und Literaturagentin)
Dank an Ulrich Goerdten für den Hinweis.
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