Sonntag, 21. Juli 2024

Vokabular einer toten Sprache

Ein Broschürchen (19,4 x 8 cm) aus dem Jahre 1888 mit dem Titel „Der geschickte Ballordner“ enthält neben Anweisungen für Kotillontouren, Kontretänze und diverse Tanzspiele auf den Seiten 58-59 unter der Überschrift „Die Fächersprache“ eine Liste mit 25 Anweisungen, wie die Dame den Fächer für nonverbale Mitteilungen an die Herrenwelt benutzen kann.
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Im Zeitalter der Partnerbörsen im Internet ist die Dame auf derartige Kommunikationshilfen nicht mehr angewiesen, und man darf die Fächersprache nun zu den ausgestorbenen Sprachen wie Hethitisch und Babylonisch zählen. Als Kulturgut einer verschollenen Zeit vermag sie jedoch immer noch das Interesse der Sprach- und Sittengeschichtsforscher zu erwecken.

Das Heft ist in Köln erschienen, mithin dürfte es sich hier um eine Variante der Fächersprache im rheinischen Dialekt handeln. Es zeigen sich nämlich bei Vergleichen mit anderen Verzeichnissen der Fächersprache, die im Internet zu finden sind, einige Abweichungen.

Für bücherkundige Sammler mag noch der Hinweis nützlich sein, dass es sich bei dem hier vorgestellten Exemplar, an dem der Zahn der Zeit schon ein wenig genagt hat, um ein Unikat zu handeln scheint. Kein elektronischer Katalog weltweit führt den Titel auf. Nur ein Bücherverzeichnis weist die Cimelie nach, die Bibliographie génèrale de la Danse in den Archives Internationales de la Danse, Nr. 3, 15. Juillet 1934, S. 120.

(Ulrich Goerdten)

1 Kommentar:
Bernd Friedrich Schulz hat gesagt…(22 Juli, 2024)
Höchst amüsant! Ähnliches Schicksal widerfuhr der Briefmarkensprache. Es ist schon fast eine Ewigkeit her, dass ich mich einmal solcher Zusatzbotschaft bediente, jedoch ohne richtig verstanden zu werden. Und wohl nur wenige gibt es noch, die überhaupt Liebesbriefe schreiben und diese der Post zum Transport anvertrauen. Meine derzeitigen Zusatzbotschaften übermittle ich durch das Kleben eine Vielzahl von unterschiedlichen Blumenbriefmarken mit niedrigem Wert.
Nebenbei: Der Briefkasten Pettenkofer Straße/Frankfurter Allee begrüßt mit einem Graffiti "Nur für Liebesbriefe"

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Bernd Friedrich Schulz hat gesagt…

Höchst amüsant! Ähnliches Schicksal widerfuhr der Briefmarkensprache. Es ist schon fast eine Ewigkeit her, dass ich mich einmal solcher Zusatzbotschaft bediente, jedoch ohne richtig verstanden zu werden. Und wohl nur wenige gibt es noch, die überhaupt Liebesbriefe schreiben und diese der Post zum Transport anvertrauen. Meine derzeitigen Zusatzbotschaften übermittle ich durch das Kleben eine Vielzahl von unterschiedlichen Blumenbriefmarken mit niedrigem Wert.
Nebenbei: Der Briefkasten Pettenkofer Straße/Frankfurter Allee begrüßt mit einem Graffiti "Nur für Liebesbriefe"