Samstag, 13. Juli 2024

Vorwärts – mit heiteren Augen! 100 Jahre Büchergilde Gutenberg

Im August 2024 feiert die Büchergilde an ihrem Gründungsort in Leipzig ihr 100-jähriges Bestehen mit einem großen Festwochenende und einer Jubiläumsausstellung. Es ist ein Fest der gelebten Gemeinschaft, für die vielen Leserinnen und Leser, Mitglieder sowie Genossinnen und Genossen, Künstlern, Autoren und Kulturbegeisterten.

In einer Jubiläumsausstellung zeigt das Museum für Druckkunst in Leipzig die Werkstattausstellung »Vorwärts – mit heiteren Augen! 100 Jahre Büchergilde Gutenberg« macht 100 Jahre Büchergilde mit allen Sinnen (be-)greifbar.
Das Jubiläumsmotto »Vorwärts – mit heiteren Augen!« ist der Schlusssatz des Vorworts der allerersten Büchergilde-Publikation von 1924 – der Geschichtensammlung Mit heiteren Augen von Mark Twain.
Am Eröffnungswochenende der Ausstellung, vom 31. August bis 1. September, feiert die Büchergilde Gutenberg im Museum für Druckkunst mit Kinderprogramm, Druckworkshops und Werkstattgesprächen sowie einer literarischen Matinee.

Bücher für alle zu machen, das ist eines der zentralen Anliegen der Büchergilde Gutenberg seit ihrer Gründung. 1924 wurde sie vom Bildungsverband der Deutschen Buchdrucker ins Leben gerufen, um Arbeiterinnen und Arbeitern den Zugang zu Büchern zu erleichtern.
Heute ist die Büchergilde als Verlagsgenossenschaft organisiert. Und auch heute geht es der Büchergilde ganz im Sinne des Gründungsgedankens darum, Bücher in hochwertiger Ausstattung für alle zugänglich zu machen. Um ein wohl kuratiertes Literaturprogramm, kreative Gestaltung sowie um eine kritische Reflexion des Zeitgeschehens.
Gegründet wurde die Büchergilde 1924 im Volkshaus zu Leipzig auf Initiative von Bruno Dreßler, dem Ersten Vorsitzender des Bildungsverbandes sowie späteren Geschäftsführer der gewerkschaftseigenen Buchdruckerwerkstätte. Seit Jahren schon trieb ihn die Idee einer »proletarischen Kulturgemeinschaft« um. Sein Anliegen fiel auf fruchtbaren Boden. Einstimmig erklärten die anwesenden Gewerkschaftskollegen ihre Zustimmung zur Einrichtung der Buchgemeinschaft. Die Idee, auch Arbeitern mit Hilfe einer Buchgemeinschaft zum Besitz von Literatur zu verhelfen und den Zugang zur Bildung zu erleichtern, war ein Gebot der Stunde.
1933 wurde die Büchergilde wie die meisten Kulturinstitutionen gleichgeschaltet. In Zürich übernahm der in die Schweiz ausgereiste Bruno Dreßler die Züricher Filiale, die sich zuvor von der Büchergilde in Berlin abgespalten hatte. Die Exil-Büchergilde führte den Gründungsgedanken fort: »Aufrichtige demokratische Tradition verträgt kein Diktat, keine sklavische Gesinnungsuniformierung.« Das Exil in der Schweiz war zentral für das Überleben der Büchergilde während der NS-Zeit und ihre Entwicklung nach 1945.
Nach Kriegsende wurde die Büchergilde Gutenberg 1947 mit Sitz in Frankfurt am Main neu gegründet. Sie bot wieder einen Zugang zu klassischen Stoffen, zu Autoren der Weltliteratur und zeitgenössischen Schriftstellern, der jahrelang verwehrt gewesen war.
Die Mitgliederzahlen wuchsen in den Jahren des Wirtschaftswunders und die Büchergilde betätigte sich wieder mehr als eigenständiger Verlag. 1964 gehören 300.000 Menschen zur Büchergilde, die Zahl der Mitarbeitenden ist auf über 10.000 gestiegen, in 52 Städten in der Bundesrepublik hat die Büchergilde Zweig- und Geschäftsstellen, Treffpunkte für Bücher- und Musikfreunde.
2014 beschloss man nach mehreren Umstrukturierungen, das Unternehmen in eine Genossenschaft umzuwandeln, um den Erhalt und die Unabhängigkeit der Büchergilde zu sichern. Die wirtschaftliche Sanierung und Gewinnung neuer Mitglieder wurde durch eine engagierte Programmpolitik vorangetrieben, die an die alten Ideale der Gründungsidee in neuer Form anknüpft.

Jubiläumsausstellung: 29. August bis 10. November 2024

Museum für Druckkunst Leipzig

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