Montag, 4. Juli 2022

Verlage kämpfen mit Papierknappheit

Die Preise für Altpapier, Hauptbestandteil der Papierproduktion, sind stark gestiegen, sie betrugen am Beginn der Coronapandemie 6% des heutigen Preises. Faserstoffe hingegen, die nur rund ein Viertel des Rohstoffanteils an der Papierproduktion ausmachen, kommen hierzulande zur Hälfte aus Deutschland und sind nur unwesentlich teurer geworden. Können also Lieferengpässe bei Holz-Importen, die hauptsächlich aus Finnland kommen, infolge des Streiks der Mitarbeiter in der dortigen Holzindustrie der Grund für die Verknappung sein? Sicher zu vernachlässigen und auch kriegsbedingt ausbleibenden Holzimporte fallen praktisch nicht ins Gewicht, sie machten nur rund 2 % der benötigten Rohstoffe aus.
Die Papierproduktion in Deutschland ist jedenfalls trotz dieser Schwierigkeiten von 2011 bis 2021 kontinuierlich um nunmehr 20 % gestiegen und steigt weiterhin.
Man fragt sich also, warum seit Ende 2021 immer mehr Verlage über Papierknappheit klagen, waren es Anfang 2021 noch 5,4 %, sind es Anfang 2022 bereits 92,4 % aller Betriebe der Buchproduktion.

Der Grund für die Papierknappheit in der Druckindustrie kann offensichtlich nicht an einer heruntergefahrenen Papierproduktion liegen, den das Gegenteil ist ja der Fall. Er ist damit also auch nicht dem stark gestiegenen Preis für Altpapier geschuldet oder bei Stockungen bei Holzimporten zu suchen, auch Corona ist unschuldig, was man gegenteilig aufgrund des Zeitpunkts ansteigender Probleme der Verlage durchaus vermuten könnte und ganz zu ignorieren ist aufgrund des zeitlichen Zusammenhangs der Krieg in der Ukraine, was mitunter fälschlich in oberflächlich recherchierten oder ideologisch verzerrten Darstellungen zu lesen ist.

Hauptgrund der Papierknappheit bei Verlagen und in der Buchproduktion ist tatsächlich die geänderte Verwendung (sollte besser heißen: Verschwendung) des produzierten Papiers, die Verschiebung des Anteils des Papiers zugunsten der Nutzung als Verpackungsmaterial.
Während für Verpackung 2011 noch genauso viel verwendet wurde wie für graphische Papiere, wurde hierfür 2021 bereits doppelt soviel Papier wie für die Druckerzeugnisse benötigt. Dazu kommt, dass bei letzteren auch der Anteil der zu Werbezwecken eingesetzte Papiermenge stark gestiegen ist und diese Faktoren die Menge des recycelbaren Papiers reduzierten.

Papierherstellung ist als eine der ältesten Technologien der Menschheit naturgegeben nicht nachhaltig, damals spielte dieser Gedanke noch keine Rolle, durch den verstärkten Einsatz für Konsum statt für Kultur, wofür Papier ursprünglich erschaffen wurde, wird das verstärkt.

(Quelle der statistischen Angaben: Ifo, StBA, VDP)

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