Auf der Suche nach einem romantischen Exlibris, das uns in doch insgesamt belastenden und sorgenvollen Zeiten auch einmal die Stimmungen eines lauen Sommerabends wahrnehmen lässt und ein Bild für unsere Sehnsucht danach präsentiert und es uns erlaubt, uns einfach daran zu erfreuen, stieß ich auf das schöne Jugendstilblatt von Joaquim Julibert Gual Baucis, das dieser 1919 für M. (Miguel) Gras Vila gestaltet hat, der sich um 1920 sehr viele Exlibris von Jugendstilkünstlern aus vielen Ländern Europas hat anfertigen lassen.
Mir fallen beim Betrachten Verse von Bertolt Brecht ein:
Denn wir sagen uns: In diesem traurigen Leben
Ist die Liebe immer das Sicherste doch
Und wir wissen ja: Es wird sie nicht immer geben
Aber jetzt scheint der Mond über Soho noch.
Der Mond auf dem noch im Jugendstil verankerten Exlibris Juliberts hingegen scheint auf ein edleres, vornehmeres Ambiente, das vielleicht im brunnenreichen Barcelona zu verorten wäre, der Stadt, in der der Künstler 1898 geboren und 1977 gestorben ist, zu verweisen. Doch übereinstimmend mit dem Gedicht ist, dass auch hier der Mond bei allem Zweifel, aller Schwermut und Trauer Sicherheit zu geben, Wege und Hoffnung aufzuzeigen scheint. Denn recht entschlossen reckt die junge Frau ihren Kopf in die Höhe und blickt offenen Auges auf das, was da kommen mag oder wohin sie gehen wird.
(Ulrike Ladnar)
vollständiger Text auf DEG.de
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