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Umschlaggestaltung: Klaus Ensikat |
Wer im Internet nach Exemplaren des neben
Der Herr der Ringe bekanntesten phantastischen Romans
Der kleine Hobbit des akademischen Autors
J. R. R. Tolkien sucht, wird bei den deutschen Ausgaben, neben Erzeugnissen der eigens für dieses Genre im
Ernst Klett Verlag gegründeten
Hobbit-Presse, zunächst auf das 1971 im
Georg Bitter Verlag erschienene Buch treffen, welches von
Klaus Ensikat in markanten Bildern illustriert wurde.
Weniger bekannt ist, dass die erste deutsche Übersetzung dieses in England schon 1937 publizierten phantastischen Märchens bereits 1957 im Recklinghausener
Paulus Verlag unter dem Titel
Kleiner Hobbit und der große Zauberer erschienen ist. Dieses in gelbes Leinen mit kleiner Deckelvignette gebundene und mit einem in weiß-blauen Farben bebilderten Schutzumschlag umkleidete Buch im Format 19,3 x 13,2 cm findet man tatsächlich nur recht selten, und es wird von Sammlern sehr gesucht.
Horus Engels hat den Umschlag und viele Federzeichnungen für den Textblock entworfen, welche mit schwarzen Teilflächen akzentuiert sind und insgesamt einen kindgerechten Stil pflegen. Satz und Druck wurden von
W. Bitter besorgt, und es liegt nahe, dass die spätere Ausgabe im
Georg Bitter Verlag, der auch in Recklinghausen beheimatet ist, darauf zurückgeht. Diese ist opulenter gestaltet, im größeren Format 22,1 x 15,2 cm als weißer Leinenband mit ornamental verzierter Deckelschrift und einem Schutzumschlag mit buntem Vollbild von Ensikat, und besitzt außerdem als Vorsatz eine Landkarte mit den Orten der Handlung.
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Illustration von Horus Engels in der Ausgabe von 1957 |
Auch den in England oder den USA erschienenen Ausgaben des
The Hobbit or There and Back Again ist meist Kartenmaterial beigegeben, das aber dekorativer ausgestaltet ist und auf Bildelemente von Tolkien selbst zurückgeht. In einer 1966 von der
Houghton Mifflin Company in Boston gestalteten Prachtausgabe im Format 23,6 x 17,8 cm stammt der Buchschmuck gänzlich vom Autor selbst, unter Benutzung seiner überlieferten Zeichnungen zu der Geschichte. Der mit grünem Kunstleder überzogene Einband trägt auf dem Vorderdeckel eine breite Schriftumrandung in Rot und Gold mit den von Tolkien entworfenen Runensymbolen und eine bildliche Vignette im Zentrum sowie eine entsprechend verzierte Rückenbeschriftung. Ein gleichbezogener Schuber wiederholt das Vignettenmotiv im gelben Titelschild auf der Vorderseite.
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Prachtausgabe der Houghton Mifflin Company, ill. von J.R.R. Tolkien, 1966 |
Man merkt dieser Ausgabe deutlich an, dass Tolkiens Werke im englischen Sprachraum bereits zu dieser Zeit Kultstatus besaßen und bereitwillig von einer Liebhabergemeinde in gehobener Ausstattung gekauft wurden. Demgegenüber besitzen die erwähnten frühen deutschen Ausgaben einen eigenen, eher kindlich anmutenden Charme. Erst nachdem
Heinz Edelmann für die Ausgabe des
Der Herr der Ringe im Jahr 1969 seine Schutzumschläge im Pop-Art-Stil entworfen und damit die Weichen für die spätere Gestaltungsform der Hobbit-Presse gestellt hatte, änderte sich auch der Blick des deutschen Lesepublikums auf Tolkiens Erzählwelt.
(Christiane und Norbert
Grewe)
Anm.: Dieser Text beschreibt im Pirckheimer-Blog Bibliophiles des Monats August.
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