Hiermit möchte ich alle Buch-Enthusiasten auf einen Artikel von Marc Reichwein in der Welt am Sonntag aufmerksam machen.
»Erik Spiekermann, geboren 1947, [...] liest Bücher, aber ganz anders als die meisten von uns: optisch, handwerklich, gestalterisch. [Anm.: Also eigentlich genau so, wie jeder Bibliophile!]„Grafiker an und für sich sind dafür bekannt, dass sie am liebsten Plakate machen. Am zweitliebsten vielleicht noch Buchumschläge. Mich interessieren Bücher im Inneren eigentlich viel mehr. Man liest Bücher schließlich – und betrachtet sie nicht nur. Also, wie sind sie im Druckbild gestaltet? Durch den heutigen Computersatz sind viele Regeln des Handwerks in Vergessenheit geraten. Beim Übergang von einer rechten auf eine linke Seite, also beim Umschlagen, würde ich zum Beispiel nie eine Worttrennung machen.“
Wer nur fünf Minuten mit Spiekermann spricht, nimmt Bücher, was ihre Gestalt angeht, schon bewusster in die Hand. „Seit 500 Jahren hat sich die Form eigentlich nicht geändert. Wir haben immer noch zwei Hände und zwei Augen, nebeneinander, insofern macht die Tatsache, dass ich ein Buch als Doppelseite, sprich Querformat aufschlagen und mit beiden Händen halten, mit beiden Augen lesen kann, schon Sinn. Das Hochformat des Telefons ist demgegenüber eine Katastrophe. Wer das heute betont, wird manchmal gern als altmodisch belächelt, aber gewisse Kontinuitäten haben ihren schlichten Grund in der Physiognomie des Menschen.“
Heute ist ihm das Haptische wichtiger denn je, deswegen betreibt der Unternehmer [...] inzwischen seine Druckwerkstatt (Hacking Gutenberg: P98a) samt angeschlossenem Verlag (TOC Berlin). Dinge anzufassen sei „die beste Art für Menschen, etwas zu begreifen, deswegen heißt es ja so.
Wer nur fünf Minuten mit Spiekermann spricht, nimmt Bücher, was ihre Gestalt angeht, schon bewusster in die Hand. „Seit 500 Jahren hat sich die Form eigentlich nicht geändert. Wir haben immer noch zwei Hände und zwei Augen, nebeneinander, insofern macht die Tatsache, dass ich ein Buch als Doppelseite, sprich Querformat aufschlagen und mit beiden Händen halten, mit beiden Augen lesen kann, schon Sinn. Das Hochformat des Telefons ist demgegenüber eine Katastrophe. Wer das heute betont, wird manchmal gern als altmodisch belächelt, aber gewisse Kontinuitäten haben ihren schlichten Grund in der Physiognomie des Menschen.“
Heute ist ihm das Haptische wichtiger denn je, deswegen betreibt der Unternehmer [...] inzwischen seine Druckwerkstatt (Hacking Gutenberg: P98a) samt angeschlossenem Verlag (TOC Berlin). Dinge anzufassen sei „die beste Art für Menschen, etwas zu begreifen, deswegen heißt es ja so.
Mein absolutes Lieblingsbuch ist von einem Schweizer. Fachliteratur, völlig nerdig, aber da steht alles drin, was ein Mensch zur typografischen Gestaltung überhaupt nur wissen kann. Das Lehrwerk, 1980 im Verlag des Berufsverbands Schweizerischer Typografen erschienen, besteht aus zwei Bänden: „Technische Grundlagen zur Satzherstellung“ und „Mathematische Grundlagen zur Satzherstellung“. Das mathematische Buch ist heute überflüssig, weil der Computer alles berechnet. Aber die Grundlagen, die die Satztechnik mal hatte, sind hier sensationell umfassend enthalten. …
Im Band zu den technischen Grundlagen geht es um Schriftsysteme. Hier hat Bosshard zum Beispiel sämtliches Schmuckinventar, das einem bei Schriftstücken überhaupt nur begegnen kann, klassifiziert. Bordüren: Lilien, Rosen, Eichelblätter, Tannenzweige, Flechten … Arabesken: einfache Bänder, Flechtbänder, Zopfbänder, Kettenbänder, Perlbänder … Was treibt einen Menschen dazu an, das alles zu erfassen? Ein bisschen erinnert diese Akribie an Leute, die den Eiffelturm mit Streichhölzern nachbauen. Aber: Bosshards Kompendium birgt die Gelehrsamkeit eines Renaissancemenschen. Jede Branche braucht Menschen, die allumfassend und auch ein wenig pedantisch Bescheid wissen. Bosshard, Jahrgang 1929, ist einer der wichtigsten lebenden Experten seines Fachs. Man kann mit ihm in Zürich auch super Geschnetzeltes essen und einen guten Wein trinken."«
Im Band zu den technischen Grundlagen geht es um Schriftsysteme. Hier hat Bosshard zum Beispiel sämtliches Schmuckinventar, das einem bei Schriftstücken überhaupt nur begegnen kann, klassifiziert. Bordüren: Lilien, Rosen, Eichelblätter, Tannenzweige, Flechten … Arabesken: einfache Bänder, Flechtbänder, Zopfbänder, Kettenbänder, Perlbänder … Was treibt einen Menschen dazu an, das alles zu erfassen? Ein bisschen erinnert diese Akribie an Leute, die den Eiffelturm mit Streichhölzern nachbauen. Aber: Bosshards Kompendium birgt die Gelehrsamkeit eines Renaissancemenschen. Jede Branche braucht Menschen, die allumfassend und auch ein wenig pedantisch Bescheid wissen. Bosshard, Jahrgang 1929, ist einer der wichtigsten lebenden Experten seines Fachs. Man kann mit ihm in Zürich auch super Geschnetzeltes essen und einen guten Wein trinken."«
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