Nach
Till Sailers Roman „
Haus mit der Madonna“, 2021 im
Mitteldeutschen Verlag erschienen, in dem der Schriftsteller den schweren Weg seiner eigenen Mutter ab 1945 beschrieben hat, sich von der Nazi-Ideologie zu lösen und als Kriegerwitwe mit drei schulpflichtigen Kindern einen angemessenen Platz im Leben zu finden, liegt nun von ihm mit „
Der Krieg meines Vaters. Eine Annäherung“, ebenfalls
Mitteldeutscher Verlag, ein dokumentarischer Band über seinen Vater
Herbert Sailer (1912 – 1945) vor, den Erzieher einer Nazi-Eliteschule und Lyriker mit zahlreichen Veröffentlichungen schon zu Lebzeiten. Er basiert auf Tagebucheintragungen, Briefen und Gedichten aus den Jahren vom Beginn des Zweiten Weltkriegs bis 1945, als der Erzieher in den letzten Kriegstagen in treuer Erfüllung seiner vermeintlichen Pflicht für das Vaterland fiel. Das Buch geht der Frage nach, wie ein intelligenter, feinfühliger, musisch begabter und leidenschaftlicher Lehrer letztendlich durch seine ideologische Unterstützung eines verbrecherischen Systems selbst zum Täter werden konnte.
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Till Sailer, Foto © Elke Lang |
Die Buchpremiere fand im Oktober, musikalisch unterstützt durch seine Tochter, die Pianistin
Juliane Sailer, im
Kleist-Museum Frankfurt / Oder statt und löste dort einen regen Gedankenaustausch aus, dessen Quintessenz der Psychologe
Roland Kant so formuliert: „
Till Sailers Buch greift auf die sehr persönlichen Dokumente aus dem leben seiner Vaters von 1939 bis 1945 zurück. Er ergänzt die aus gutem Grund vielfältig beschriebene Opferperspektive um eine Täterperspektive. Und insofern beschreibt das Buch nicht nur einfach Vergangenheit. Es ist besonders wichtig für unsere gesellschaftliche Gegenwart und Zukunft. Kein Täter werden! Das bleibt eine menschliche Herausforderung. Und, wie vermitteln wir das einer Generation, die, zu unser aller Glück, ohne eigene Diktaturerfahrung aufgewachsen ist?“
Nächste Buchvorstellung: 16. November, 19 Uhr in der Gemeindebibliothek Bad Saarow. Es wird der Verleger
Roman Pliske anwesend sein.
(Elke Lang)
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