Kurz gesagt: Auf dem Saturn hatte niemand Interesse an mir als Schriftsteller – zumal als einem, der seit nunmehr fünf Jahren von Stipendium zu Stipendium tingelte, um an einem Roman zu arbeiten, der immer noch nicht fertig war, was im übrigen bedeutete, dass ich seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr veröffentlicht hatte. Und ohne ein Stipendium konnte ich mir eine Reise zum Saturn – einmal angenommen, ich hätte überhaupt dorthin gewollt – ebenso wenig leisten wie die orbitalen Fahrgeschäfte oder einen Aufenthalt in den sündhaft teuren Themenhotels auf seinem Riesenmond Titan.
… Nachdem sie mir noch eine Reihe von Romanen aus dem 21sten und 22sten Jahrhundert genannt hatte, denen sie thematisch eines oder mehrere Zimmer widmen wollte, sah sie mich herausfordernd an: „Und? Was meinst du?“
Das war nun also ihr „genialer“ Plan, den ich mit meinem literarischen Knowhow umsetzen sollte. Und ehrlich gesagt, ich fühlte mich geschmeichelt. Ich war regelrecht überrascht, dass sie mir zutraute, Verhandlungen mit Bauunternehmern zu führen, die Innenarchitekten, die sicher ihre ganz eigenen ästhetischen Gestaltungsvorstellungen haben würden, literarisch auf Kurs zu bringen, und die Licht- und Audiodesigner der Räume mit den notwendigen Informationen zu versorgen, um zu verhindern, dass sie die orientalische Atmosphäre in den Sheherazade-Bädern mit Spacepunk-Grunzern und Laser-flashs zerstörten, Hildegard von Bingens erotische Visionen mit Gestöhne und KI-Pornos bebilderten oder in den Ripley-Räumen Mordtechniken wie Ertränken, Verbrennen und Garottieren zur Gestaltungsgrundlage machten.
Auflage: 30 Exemplare
650 €
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