Sehr geehrten Publikus:
Ganz im Stil von Paul Scheerbart ("Wir maken allens dot!") tue ich das heute und auf diesem Weg:
Am 18. Juni 2024, um 20.00 Uhr,
trage ich in der Buchhandlung Böttger
(Maximilianstraße 44 / 53111 Bonn / Tel.: 0228-3502719)
aus dem Buch „Glasarchitektur“ meines Wahlverwandten, des deutschen Schriftstellers Paul Scheerbart vor,
samt einigen Erzählungen, in welche Scheerbart seine utopischen Architekturphantasien integrierte,
unter dem Titel:
"Gläserne Grotten und galaktische Luftschlösser
des Schriftstellers Paul Scheerbart und des Architekten Bruno Taut"
An der Notwendigkeit, solche zu errichten, hat sich angesichts dessen, daß in der Bundesrepublik Deutschland kaum noch Wohnungen gebaut werden, nichts geändert, und es geht nicht nur um Wohnraum, sondern um die architektonische Herrichtung ganzer Lebensräume. Um 1914 begeisterte der von spinnerten, allerdings auch realitätsbezogenen Visionen getriebene Schriftsteller, Dichter und Erfinder Paul Scheerbart (1863-1915) den jungen Architekten Bruno Taut (1880-1938) für seine Ideen, mit farbigem Glas zu bauen. Infolge dessen wurde ein Forum für utopisches Bauen gegründet, der 1919 von Taut ins Leben gerufenen Briefzirkel „Die Gläserne Kette“. Die neue Architektur der wirtschaftlich darniederliegenden jungen Weimarer Republik sollte sich aus den unterschiedlichsten Quellen speisen, die Bauten gläsernen Grotten oder galaktischen Luftschlössern ähneln, vor allem weil es kaum Mittel zum Bauen gab. Der Architekt Walter Gropius artikulierte damals begeistert: „Träumer, Phantasten, Visionäre“ […] das ist letzten Endes das, was wir wollen: die Utopie!“. Die architektonischen Szenerien der Werke Scheerbarts - besonders das 1914 geschriebene programmatische visionäre Werk „Glasarchitektur, eine Glasbautheorie verfasst in 111 Kapiteln“ - erregten die Aufmerksamkeit von Architekten, die eine entschiedene Loslösung von alten Bautraditionen und die vermehrte Integration von Glas in die architektonischen Entwürfe und deren Realisierung forderten. Als einer der engagiertesten erwies sich der deutsche Architekt Bruno Taut, der Scheerbart im Sommer 1913 kennenlernt hatte. Bruno Taut - später u. a. Architekt der Berliner Hufeisensiedlung - verdankte Scheerbart die Anregung zu seinem berühmten expressionistischen Glaspavillon, ein Highlight der Kölner Werkbundausstellung 1914, für dessen Fries Scheerbart insgesamt 16 Sinnsprüche für das Bauen mit Glas dichtete, von denen sechs als Inschriften am Glashaus angebracht wurden. Scheerbart sah in Tauts Realisation des Glaspavillons das gebaute Manifest seiner Glasarchitektur: aus Fiktion wurde reale Architektur. Im Oktober 1915 verstarb Paul Scheerbart im Alter von 52 Jahren. Seine visionären literarischen Architekturen wirkten aber weit über seinen Tod hinaus und inspirierten zahlreiche Architekten in den folgenden Jahren zu expressionistischen und futuristischen Baukonzepten. Als großem Anreger der modernen Glasarchitektur ist ihm ein Platz in der Kulturgeschichte der Moderne sicher.
(Thomas Franke)
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