Samstag, 30. September 2023

Dictionnaire universel d'histoire naturelle

Im Altertum wurden Texte und Bilder auf Papyrus gezeichnet und gemalt. Dieses Material war aber nicht so haltbar, die Fasern lösten sich auf.
Später, in Byzanz, hat man Felle von Schafen und Kühen gebraucht: das Pergament. Den großen Fortschritt brachte das Papier, das eine uralte chinesische Erfindung war. Die ersten europäischen Papierfabriken entstanden in Italien. Im Mittelalter entstand die hohe Kunst der Buchmalerei, welche wir zum Beispiel von der Manessischen Handschrift kennen. Ein Meilenstein war die Erfindung des Holzschnitts, der neben dem geschriebenen Text gedruckt werden konnte. Ab 1440 wurden die Druckstöcke zusammen mit den gesetzten Buchstaben verwendet. Die Buchdruckerkunst war erfunden.
Ein weiterer Schritt war die Einführung des Tiefdruckverfahrens: Kupferstich und Stahlstich. Mit einem Grabstichel graviert der Künstler die Zeichnung auf eine polierte Platte. Beim Druck wird die Farbe aus den Vertiefungen geholt. Albrecht Dürer und viele andere haben mit dieser Technik großartige Kunstwerke geschaffen.

Ein schönes Beispiel einer wissenschaftlichen Anwendung, die aber auch ästhetische Ansprüche erfüllt, ist der von dem französischen Botaniker und Geologen Charles Henry Dessalines d'Orbigny (1806-1876) von 1841 bis 1849 in 16 Bänden in Paris herausgegebene Dictionnaire universel d'histoire naturelle, welches von der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft zum Buch des Monats Oktober gewählt wurde. 
Dem Hauptautor dieser naturhistorischen Enzyklopädie standen rund fünfzig Spezialisten zur Seite.
Ein Großteil der damals bekannten Tier- und Pflanzenarten wurden auf den rund 9000 Textseiten ausführlich beschrieben; meistens steht auch der griechische Namen dabei. Neben den 13 Textbänden prangt ein Tafelwerk in drei Bänden mit 287 Stahlstichen, die von dem Maler Édouard Traviès (1809-1876) geschaffen wurden. Traviès galt als hervorragender Beobachter der Tierwelt und mit seinem außergewöhnlichen Talent malte er Reptilien, Amphibien, Fische, Säugetiere und vor allem Vögel.
Gedruckt wurden nur die Umrisse. Fournier und andere Künstler haben fast alle Bilder koloriert, auch die feinsten Haarstriche von Hand gemalt und das in der ganzen Auflage - eine enorme Leistung!

(Rolf A. Stähli, Biel)

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