Die Türkei ist als Exilland des 20. Jahrhunderts vergleichsweise unbekannt. Im Zuge der Modernisierung der jungen türkischen Republik wurden viele westliche Wissenschaftler angeworben - auch Verfolgte des Nationalsozialismus fanden dort Zuflucht. Am Beispiel des Orientalisten
Karl Süßheim (1878-1947) zeigt die Historikerin
Kristina Milz Chancen und Herausforderungen des Exilstandorts auf.
Karl Süßheim war ein glühender bayerischer Patriot, tiefgläubiger Jude und leidenschaftlicher Orientalist. Er wuchs in Nürnberg auf, lebte als junger Mann lange im Nahen Osten. Sein Tagebuch verfasste er auf Italienisch, Osmanisch und Arabisch und gibt damit einzigartige Einblicke in die Ambivalenzen der deutsch-türkischen Geschichte. An der Universität München unterrichtete er bekannte Wissenschaftler wie
Gershom Scholem und
Franz Babinger, bis die Nationalsozialisten ihn entließen. Mit seiner Flucht nach Istanbul entkam er mit seiner Familie 1941 in letzter Minute dem Holocaust.
Im Anschluss berichtet die Islamwissenschaftlerin Sabine Mangold-Will über den Orientalisten und Bibliothekar Walter Gottschalk und der eh. Generalkonsul in Istanbul Reiner Möckelmann über Ernst Reuter und den Pathologen Philipp Schwartz.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der „Tage des Exils" statt - einer Initiative der Körber-Stiftung in Kooperation mit der Stiftung Exilmuseum Berlin.
4. Oktober 2023, 18 Uhr
Staatsbibliothek zu Berlin
Wilhelm von Humboldt-Saal
Unter den Linden 8, 10117 Berlin
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