Julius Stinde an seinem Schreibtisch. |
Ein Glückslfall ist es, wenn eine Autorenbibliothek, die das Schicksal der Zerstreuung erleiden musste, vor ihrem Auseinanderfliegen noch einmal von einem Fachmann betrachtet und in ihren Hauptmerkmalen beschrieben wird. Dies ist 1905 geschehen, als Gotthilf Weisstein, der Journalist und Bibliophile, Gelegenheit erhielt, die Bibliothek des kurz zuvor verstorbenen Julius Stindeim Antiquariat Gsellius in Berlin zu besichtigen. Er berichtet davon unter der Überschrift „Julius Stindes Bibliothek” in der Morgenausgabe der National-Zeitung vom 5. November.
Nach Weissteins Angaben müsste ein großer Teil des Buchbestandes von der Berliner Stadtbibliothek angekauft worden sein. Forscht man aber den Titeln nach, so findet man keines der Bücher an diesem Ort. Das kann nur bedeuten, dass die Bücher aus Stindes Bibliothek dasselbe Schicksal erfuhren wie die Sprichwörterbibliothek von etwa 2000 Bänden, die der erwähnte Emil Jacobsen der Berliner Stadtbibliothek seinerzeit vermacht hatte: Sie sind im Zweiten Weltkrieg ausgelagert und vernichtet worden. Erhalten geblieben ist in der Berliner Stadtbibliothek allerdings die Bibliothek Ernst von Wildenbruchs, mit dem Stinde befreundet war. Hier befindet sich ein Widmungsexemplar der Erstausgabe von Stindes „Buchholzens in Italien“, das einen Brief Stindes an Wildenbruch enthält.
(Ulrich Goerdten)
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