Dienstag, 19. September 2023

Sammeln ist auch Erinnern

In Akzidenzen-Sammlungen finden sich häufig Drucke, die weniger aufgrund ihrer Gestaltung des Sammelns würdig, sondern mehr wegen ihres Inhalts des Erinnerns wichtig sind, so wie der hier vorgestellte Aushang.

Fünf Tage nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 stand die sowjetische Besatzungsmacht vor der ungeheuren Aufgabe, die Versorgung der gesamten Berliner Bevölkerung sicherzustellen. Mit diesem legendären Aushang verfügte die Rote Armee, welche Rationen an Brot, Nährmittel, Fleisch, Fett, Zucker, Kartoffeln, Bohnenkaffee, Kaffee-Ersatz und echtem Tee sowie Salz den Berlinern zustanden.
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Der Text ist "mit heißer Nadel gestrickt" und diente nicht zuletzt der Beruhigung der Bevölkerung, denn viele der versprochenen Rationen konnte die sowjetische Militärverwaltung kaum zur Verfügung stellen. Die Berliner mussten noch einige Hungerjahre überstehen! Der Erlass regelte auch die Ausgabe der Lebensmittelkarten. Ausgefertigt ist das Flugblatt von der "Stadtverwaltung von Berlin". Der "Magistrat von Berlin" wurde vom sowjetischen Stadtkommandanten Generaloberst Nikolai E. Bersarin erst am 19. Mai 1945 eingesetzt, ihm gehörten u.a. der Chirurg Ferdinand Sauerbruch und der Architekt Hans Scharoun an. Der Magistrat war damals noch für das gesamte Berlin zuständig, die Aufteilung in Sektoren der vier Siegermächte und die Ost-West Teilung lagen noch in der Zukunft.

Das Faksimile wurde von Erich Bürck bereitgestellt, ein Originals befindet sich im Besitz des Versandantiquariats Bürck aus Berlin.

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