Mittwoch, 30. Januar 2013

RoleModels auf der Burg Beeskow

Gabriela Möller zeigt bei ihrer Einführungsrede
den magazinähnlichen Katalog zur Ausstellung.
Im Hintergrund Hans Aichinger, „Sitzender“,
Öl auf Hartfaserplatte, 1983-1996
Nachdem die Ausstellung „RoleModels! Die Frau in der DDR in Selbst- und Fremdbildern. Malerei und Grafik aus dem Kunstarchiv Beeskow“ ein knappes Vierteljahr in der Galerie der Kunststiftung Poll in Berlin gezeigt wurde, fand am Sonnabend, dem 26. Januar, mit rund 50 Gästen ihre Eröffnung in der Burg Beeskow statt. Die Kunstwissenschaftlerin Gabriela Möller, die in Beeskow schon von 2009 bis 2012 am Kunstarchiv Beeskow an dem Projekt „Bildatlas der DDR-Kunst“ mitgearbeitet hatte, hielt die Einführungsrede. Von ihr stammt im Katalog, der mit seinem Titel und seinem Format absichtlich an ein modernes Magazin erinnern soll, ein Beitrag über „New Role Models“. Warum eine Ausstellung zur DDR-Kunst einen englischen Titel trägt, begründete sie so: „Das kommt aus der Pop-Kultur, klingt peppig, poppig, und da steckt auch der Begriff Modell drin. Es geht um medial beziehungsweise öffentlich verbreitete Vorstellungen von der gesellschaftlichen Rolle der Frau, und wir wollen die Wirklichkeit der Bilder, die uns überall begegnen, überprüfen.“
Gabriela Möller appellierte, die Bilder der Ausstellung im Kontext ihrer Entstehungszeit zu betrachten. Sie sind ausgewählt nach den Gesichtspunkten Weiblichkeit, Arbeit und Mythologie, und es ist auch der „männliche Blick“ einbezogen, zumal der Anteil an Kunstwerken von Frauen im Beeskower Kunstarchiv nur zehn Prozent betrage.
Die Ausstellung bietet ein sehr buntes Bild, nicht nur, was die künstlerische Gestaltung, sondern auch die Inhalte betrifft. Künstlerisch schwache Werke, bei denen der dekorative Aspekt im Vordergrund steht, hängen neben sehr ausdrucks- und aussagestarken Werken von Künstlern, die sich auch gesamtdeutsch einen Namen gemacht haben. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass, wie Gabriela Möller erläuterte, der Begriff „Auftragswerk“ nur ein Korsett sei. Nicht jedes Bild des Archivs ist mit dem Auftrag entstanden, schmückend einer ideologischen Aussage zu dienen. Viele Bilder seien nachträglich als Auftragswerke deklariert worden oder auch im Selbstauftrag geschaffen worden.
So bleibt es in der Ausstellung nicht bei der heiteren Unverbindlichkeit eines Womacka, „sondern gerade die jungen Künstler der letzten Dekade der DDR versuchten eine neue Sicht“, so die Kunstwissenschaftlerin. Diese neue Sicht, erklärt sie weiter, trete „umso mehr auf, wie die DDR zu Ende geht, und wird häufig mit den Mitteln der Mythologie ausgedrückt“. Sie zeigt die Frau stark und aufbegehrend, heutig.
(Elke Lang)

Ausstellung: 1. April bis 20. Mai 2013

è Burg Beeskow
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