Freitag, 8. März 2024

Ein Buch, das viele Besitzer kannte

Die „Heimkehrer“-Reihe der Staatsbibliothek zu Berlin beschreibt die 1646 gedruckte zweite Auflage der Oden und „lyrischer Wälder“ des Jesuiten Jakob Baldes. Vormals von Kurfürst Maximilian I. von Bayern zu einer Arbeit über die bayerische Geschichte im Dreißigjährigen Krieg verpflichtet, gab Balde diese nach Unstimmigkeiten mit seinem Auftraggeber zugunsten neulateinischer Lyrik auf. Der Band wurde im zweiten Weltkrieg aus Berlin vermutlich nach Sachsen ausgelagert und 1945 von der Sowjetunion requiriert.
Von dort aus landete er in einem Moskauer Antiquariat, wo er von einer Privatperson erworben wurde. Diese entdeckte im Inneren des Buches den Berliner Bibliotheksstempel und gab es kurz vor Weihnachten 2023 an die Stabi zurück. Der Verlust des Werkes wurde nach 1945 zwar durch ein Exemplar aus der Bibliothek des Joachimsthalschen Gymnasiums ersetzt, doch der vorliegende Band weist interessante Merkmale auf, die erst jetzt genauer untersucht werden konnten: Den „Lyricorum Libri IV“ ist neben dem zur zweiten Auflage gehörenden Kupfertitel von 1646 auch der Kupfertitel der Münchner Erstausgabe von 1643 beigebunden. Hier finden sich die frühen Besitzeinträge zweier Priester namens Johann Augustin und Abraham Maler. Weitere Spuren lassen vermuten, dass der Bibliophile Karl Hartwieg Gregor von Meusebach unseren Band von dem Nürnberger Universalgelehrten Christoph Gottlieb von Murr erwarb, bevor Meusebachs Sammlung 1850 für die Königliche Bibliothek zu Berlin erworben wurde.

Über deen StabiKat kann der Band zur Ansicht in den Lesesaal bestellt werden, das Digitalisat ist hier einzusehen.

(Staatsbibliothek zu Berlin)

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