Bibelverbot an Schulen in Utah, Verbannung von Klassikern aus Lehrplänen und Schulbüchern, verwässernde Übersetzungen, umgeschriebene Klassiker, politisch korrekte Vorgaben für Literatur, Sensitivity Reading, Verbot umstrittener Vokabeln: Ein Verhängnis!, sagt Melanie Möller, und warnt davor, den „normalen“ Leser zu unterschätzen. In Sachen Kunst darf es keine Abstriche geben. Wer verwässert, entmündigt die Leser – und die sind schlauer als man denkt.
Literatur muss frei sein, wild, darf böse sein und muss auch weh tun können, sonst verliert sie ihren Sinn; das geschriebene Wort muss ein Freiraum bleiben für ungeschützte Gedanken und scharfe Worte. Und um über Literatur zu reden, reicht es nicht aus, auf ein paar Reizworte zu reagieren – man muss die Texte lesen. Und zwar genau. Und so nimmt Melanie Möller uns mit auf einen wilden Ritt durch mehrere Jahrhunderte Literaturgeschichte, in die Welt „schwieriger“ Autoren, wie etwa Ovid und Brodsky, Catull und Casanova, Sappho und Lindgren, Petron und Céline, Euripides und Annie Ernaux. Und sie zeigt uns, inwiefern gerade im Grenzgang das erkenntnisfördernde Potenzial von Literatur liegen kann.
„Was fehlt, ist ein leidenschaftlicher Kampf für die Autonomie der Literatur, der diese schützt wie eine bedrohte Minderheit – und zwar kompromisslos“, so die Autorin. Melanie Möller führt ihn.
Melanie Möller studierte Latinistik, Germanistik, Geschichte und Gräzistik in Bielefeld und Heidelberg. Nach ihrer Promotion über Stilkritik und ihrer Habilitation zu Cicero widmete sie sich als Heisenbergstipendiatin der Erforschung der Antikebezüge im Werk des Philosophen Hans Blumenberg. Melanie Möller ist Professorin für Klassische Philologie/Latinistik an der Freien Universität Berlin.
15. April 2024, 19 Uhr
Staatsbibliothek zu Berlin
Wilhelm-von-Humboldt-Saal
Unter den Linden 8, 10117 Berlin
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