Ein bibliophiler Verein ist ohne eigenes Ex Libris nur schwer vorstellbar. Mit der Jahresgabe 2023 des LBA wird die bisher kaum beachtete Geschichte der Ex Libris des Leipziger Bibliophilen-Abends aufgearbeitet und mit einer Neuschöpfung aktualisiert.
Noch im Gründungsjahr des alten LBA 1904 wurde das Vereinsmitglied Bruno Héroux (1868-1944) mit Entwurf und Ausführung eines Ex Libris beauftragt. Héroux war Professor an der Königlichen Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe Leipzig. Seine druckgrafische Präferenz lag in der Tiefdrucktechnik der Radierung, welche er auch für das erste Ex Libris des LBA (lks.) nutzte. Der illustrative Stil seines Blattes ist vom Symbolismus geprägt, den in Leipzig exemplarisch sein älterer Kollege Max Klinger verkörperte.
Es kann nicht mehr nachvollzogen werden, warum dieses Blatt nicht weiter verwendet wurde, doch bereits drei Jahre später schuf Walter Tiemann (1876 - 1951) ein neues Ex Libris (oben). Als Kollege von Héroux und ebenfalls Professor an der Akademie war Tiemann im gleichen Jahr 1907 gemeinsam mit Carl Ernst Poeschel Gründer der Janus-Presse. Sein zweifarbiger Holzschnitt nimmt sehr deutlich Elemente der englischen Buchkunstbewegung auf. Das Signet rechts unten ist zudem eine Reminiszenz an das sogenannte Allianz-Signet der beiden deutschen Frühdrucker Fust & Schöffer.
Der 1991 neugegründete LBA hat nicht nur mit dem Namen an den von 1904-1933 existierenden Vorgängerverein angeknüpft, auch ein neues Ex Libris wurde in Auftrag gegeben. Oswin Volkamer (1930 - 2016) hatte an der Leipziger Akademie studiert, die inzwischen in Hochschule für Grafik und Buchkunst umbenannt wurde. Sein Ex Libris (rechts) von 1996 greift mit der strengen Symmetrie Formen eines geschlossenen Signets auf.
Um die Tradition durch eine zeitgemäße Formsprache zu begleiten, hat sich der LBA ein neues Ex Libris entwerfen lassen (mitte). Mit dem Leipziger Grafiker Robert Schmiedel schließt sich der Kreis, da er ebenfalls an der HGB studierte. Auch seine bevorzugte Drucktechnik ist die Radierung, die er technisch höchst anspruchsvoll als Strichätzung mit Reservage und Aquatinta in mehreren Ätzstufen ausführte. Das Buch als unabdingbares Attribut bibliophiler Darstellungen kommt auf den vier Varianten in unterschiedlicher Größe vor, bei Robert Schmiedel steht es in seiner charmant-ironischen Darstellung im Mittelpunkt. Der LBA führt mit der Kontinuität eines eigenen Ex Libris die Tradition originalgrafischer Drucktechniken in aktueller Form weiter.
Der Druck der Original-Radierung von Robert Schmiedel erfolgte durch Jeanette und Reinhard Rössler im Künstlerhaus Hohenossig. Text und Gestaltung lagen in den Händen von Thomas Glöss. Alle grafischen Blätter wurden in der Originalgröße reproduziert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen