Donnerstag, 27. Februar 2025

Koloniale Reisesouvenirs

Asiatica aus Seifhennersdorf

Zwei Palmblatt-Handschriften, zwei chinesische Bücher, ein chinesischer Holzschnitt, japanische Postkarten und ein Briefmarkenalbum – so setzt sich das Konvolut zusammen, das 1952, vermittelt durch das sächsische Landesamt für Denkmalpflege, als „Tauschmaterial Seifhennersdorf“ in den Museumsbestand gelangt.
Detail eines chinesischen Holzschnitts „Beschreibung
der Krabbe mit menschlichem Gesicht“.
Vermutlich um 1900 an das Heimatmuseum
Seifhennersdorf übergeben. Foto: DNB Laura Stein
[...] sowohl die Palmblatt-Handschriften als auch die chinesischen und japanischen Objekte [sind] bereits seit der Wende zum 20. Jahrhundert Bestandteil des Seifhennersdorfer Museums [...]. Die Sammlung gehört zu diesem Zeitpunkt dem örtlichen Humboldt-Verein, der in der Tradition der Humboldt-Bewegung steht und vom Interesse an der Entdeckung der Welt und den Naturwissenschaften geprägt ist. Die Sammlungen dieser Vereine profitieren vom Forscherinteresse ihrer Mitglieder und deren Reisen nach Übersee.[...]
Nicht nur die Verknüpfungen zwischen Provinz und Übersee werfen Fragen hinsichtlich der Provenienz der Asiatica auf. Zu Beginn der 1950er Jahren gerät die inzwischen zu einem Heimatmuseum umgewandelte Vereinssammlung ins Visier der DDR-Museumspolitik: Um die Profile einzelner Museen schärfer herauszubilden, initiiert das Landesamt für Denkmalpflege einen museumsübergreifenden Objektetausch. Die meisten Seifhennersdorfer Ethnographica werden an die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen in Leipzig und Dresden abgegeben – doch warum wird auch das Deutsche Buch- und Schriftmuseum berücksichtigt? Fallen die Abgaben überhaupt in den Kontext der Museumsprofilbildungen? Und impliziert der Begriff „Tauschmaterial“, dass das Deutsche Buch- und Schriftmuseum im Gegenzug Objekte abgeben musste? Klar ist bislang nur: Die Provenienz der Seifhennersdorfer Asiatica zeugt nicht nur von globaler Vernetzung, sondern ebenso von den Wechselfällen der sächsischen Museumsgeschichte.
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(Dr. Emily Löffler. verantwortlich in der DNB für Provenienzforschung)

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