Sonntag, 2. Februar 2025

Exlibris für Frau Johann Strauß

Exlibris des Monats Februar 2025: Maria Pateani (1888–1962): Exlibris für Frau Johann Strauß, Lichtdruck

Das beliebte Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker, in diesem Jahr wieder unter der Leitung des Dirigenten Richard Muti, leitete mit der Auswahl der präsentierten Musikstücke die Feierlichkeiten der österreichischen Hauptstadt zum 200. Geburtstag von Johann Strauß Sohn im Oktober dieses Jahres ein.
Das Objekt, mit dem die DEG einen kleinen Betrag zum Jubiläum von Johann Strauß leisten will, nimmt sich da – allein schon mit einer Bildgröße von 9 zu 7 cm – recht bescheiden aus. Auch liegt mir die Vorlage „nur“ als Lichtdruck (Phototypie) vor, einem um 1900 sehr verbreiteten rasterfreien Edeldruckverfahren, das heute kaum mehr angewandt wird und überdies Stockfleckchen aufweist. Die Künstlerin Maria Pateani (Prag 1888–1962 Linz) gehört auch nicht gerade zu den bekannten und anerkannten ExlibriskünstlerInnen ihrer Zeit. Und: Es ist nicht einmal für Johann Strauß Sohn (1825–1899) selbst, sondern für Frau Johann Strauß gestaltet, so konnten sich übrigens alle drei Frauen, mit denen der bekannteste Walzerkomponist verheiratet war, nennen – nach zeitgenössischen Quellen war er wohl ein richtiger Womanizer, wie wir heute sagen würden.

Dass das hier vorgestellte Exlibris Adele, also der dritten Frau Johann Strauß, gehörte, ist gesichert. Erstmals wurde das von Maria Pateani geschaffene Blatt in weiteren Exlibriskreisen bekannt, als es im Jahrbuch 9/1911 der Österreichischen Exlibrisgesellschaft abgebildet und kurz besprochen wurde, und zwar zusammen mit einem weiteren Exlibris derselben Künstlerin für Alice Epstein, so lautete der Name von Adeles Tochter Alice nach ihrer zweiten Eheschließung. (In erster Ehe war sie im Übrigen, und das dürfte für ExlibrissammlerInnen besonders interessant sein, mit Franz von Bayros verheiratet.)

Interessant ist, dass das Exlibris zweifelsohne auf die bekannteste Operette von Johann Strauß hinweist, nämlich auf die Fledermaus. Diese allerdings wurde bereits 1874 in Wien uraufgeführt, so dass man sagen könnte, dass das Exlibris nicht nur Johann Strauß, sondern in gewisser Weise auch dessen erster Ehefrau als Impulsgeberin huldigt.

Das Motiv der Grafik, eine Frau mit großen Flügeln, seien es Engels-, Schmetterlings- oder Insektenflügel, war in der Entstehungszeit des Exlibris von Maria Pateani weit verbreitet, vor allem bei erotischen Exlibris, aber auch bei musikalischen, z. B. in Zusammenhang mit Instrumenten wie etwa der Harfe u. a.

(Ulrike Ladnar, kompletter Artikel hier)

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