Sonntag, 25. Dezember 2022

Kirchenglocken

Passend zum Tage veröffentliche ich hier ein paar aktuelle Gedanken, die der Pirckheimer Bernd-Ingo Friedrich sandte. Daraus einige Passagen:

"Es gibt für mich wenig Anheimelnderes, als an einem sonnigen Sonntagmorgen ein Fenster zu öffnen und aus einiger Ferne dem Klang der Kirchenglocken nachzulauschen. Ich bin mit ihm aufgewachsen und habe auch viel über seine Bedeutung nachgedacht, weil ich zu Hause, in meinem geliebt-gehaßten „Unrechtsstaat“ DDR geblieben bin.
[...]
In die deutschen Länder hielten die Glocken ab dem 6. Jahrhundert Einzug, ab dem 14. Jahrhundert wurden sie melodisch aufeinander abgestimmt. Glocken bekamen sogar eigene Türme, wie den Campanile in Venedig, Giottos Campanile in Florenz, den Schiefen Turm von Pisa, den Roten Turm von Halle oder – um auch ein modernes Bauwerk zu nennen – den freistehende Glockenturm der eindrucksvollen, nach Plänen des Architekten Werner Groh 1955–1957 erbauten Pfarrkirche St. Konradin Karlsruhe."

Bernd-Ingo Friedrich widmet sich in seinen Betrachtungen nach einleitenden Worten Glocken in Kunst und Kultur.

"Kurt Kramer benennt und zitiert in ´Klänge zwischen Zeit und Ewigkeit´ neben Literatur aus China, England und Amerika vor allem deutsche Dichter. Ich beschränke mich hier auf ein konzentriertes „Namen Tröpfeln“: Heinrich Heine, Eduard Mörike, Conrad Ferdinand Meyer, Christian Morgenstern, Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Müller, Theodor Fontane und Bob Dylan Dylan ist selbstverständlich kein Deutscher; Victor Hugo ist aber auch keiner, doch sein Roman Der Glöckner von Notre Dame (Paris 1831) war eine Zeit lang mindestens ebenso populär wie Dylans Volkslied „Blowin’ in the Wind“ [...] 
Klänge der Unendlichkeit: Eine Reise durch die Kulturgeschichte der Glocke
344 Seiten, mit zahlreichen Farbabbildungen, gebunden mit Schutzumschlag, 24,5x24,5 cm, mit Audio-CD, EUR 39,95, ISBN 978-3-7666-2178-8
Im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1826 (Leipzig 1825 veröffentlichte der Muskauer Dichterkomponist Leopold Schefer (1784–1862) seine deutlich sozialkritische Novelle „Die Osternacht“. Sie wurde vollständig und auszugsweise nachgedruckt, gelangte in etliche Anthologien und erfuhr mehrere Bearbeitungen. [...] Leopold Schefers verehrter Lehrer Andreas Tamm (1767–1795) wurde übrigens in aller Grabesstille beigesetzt: „ohne Abkündigung, ohne Geläute und ohne Begleitung“. Dieser Umstand schien bedeutsam genug gewesen zu sein; um in einem Abkündigungsbuch der Muskauer evangelischen Gemeinde festgehalten zu werden. Unbedingt in die Aufzählung deutscher Dichtungen gehört natürlich Friedrich Schillers Ballade Das Lied von der Glocke. Das im Jahr 1799 in Schillers Musen-Almanach für das Jahr 1800 veröffentlichte Gedicht gehörte lange Zeit zum Kanon der deutschen Literatur und ist eines der bekanntesten, am meisten zitierten und parodierten deutschen Gedichte. Schiller hatte mit der Dichtung noch vor der Französischen Revolution begonnen und sowohl persönliche Erfahrungen als auch umfangreiche theoretische Kenntnisse .einbeziehen können.
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Eine Glocke mit hohem, gegenwärtig aus verschiedenen Gründen leider ebenfalls verblassendem Symbolgehalt ist die Friedensglocke im Friedenspark von Hiroshima.
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"Und Europa...", schließt er: "Europa erstarrt in kulturvergessener, geschwätziger Sprachlosigkeit. Vielleicht kann uns die Glocke aus dieser Sprachlosigkeit erwecken, uns als eindringliches Gewissen an die kulturellen Wurzeln unseres Christseins erinnern und dem Alltag einen vom christlichen Menschenbild geprägten Rhythmus zurückgeben."

(gesamten Artikel lesen)

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