Gerd Gruber stellt Altenbourg, Claus, Goertz, Schnell, Kritzky und Picasso vor |
Am vergangenen Freitag wurde in der Cranach-Stiftung in Wittenberg eine kleine Ausstellung aus der Sammlung des Pirckheimers Dr. Gerd Gruber eröffnet.
Von Johann Wolfgang von Goethe, in 9. Generation Nachfahre Lucas Cranachs des Älteren, sind nicht nur bedeutende literarische Werke überliefert, sondern auch dutzende Zeichnungen. Um solche künstlerische Mehrfachbegabungen geht es in der Ausstellung: Dichter als Zeichner, Zeichner als Dichter.
Die Professionalisierung der künstlerischen Ausbildung an den Akademien hatte im 19. Jahrhundert zu einer hochgradigen Spezialisierung geführt. Es gab Landschaftsmaler, Historienmaler oder Tierbildhauer. Das änderte sich radikal zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als bei den Expressionisten, Dadaisten und Surrealisten konsequenter, alle künstlerischen Ausdrucksformen umfassender Dilettantismus Programm war. Grenzbereiche zwischen Literatur, bildender Kunst und Musik markieren beispielsweise Kurt Schwitters Arbeiten wie die „Sonate in Urlauten“ (1923/1932). Auch seine nach 1916 entstandenen Holzschnitte haben das Fragmentierte seiner Texte und Collagen. Picasso, in der Ausstellung mit einer Radierung vertreten, hinterließ unter anderem ein ab 1944 mehrfach aufgeführtes Schauspiel. Ernst Barlach schuf neben Grafiken und eindrucksvollen Plastiken den Roman „Der gestohlene Mond“. Im Jahr 1919 wurden seine Dramen „Der tote Tag“ und „Der arme Vetter“ uraufgeführt. Der 1930 in Annaberg geborene Carlfriedrich Claus experimentierte zunächst mit Texten und Klanggebilden. 1958 schuf er erste Sprachblätter. Die in der Ausstellung gezeigte Grafik „Eulenspiegel-Reflex V“ (1989) hat noch die Anmutung eines handgeschriebenen Textes, doch geht es hier nicht mehr um dessen Lesbarkeit. Die Linien verdichten sich, zerfasern an den Ränder und bilden organische grafische Urformen.
In der Ausstellung zu sehen: Verlon, Čapek, Mahler |
Gruber vor Grass, Grundig, Wüsten – Vitrine: Ionesco, Loewig, Süverkrüp |
Ausgestellt sind 45 Kunstwerke von 33 Künstlern und 30 Bücher (Theaterstücke, Gedichtbände, Erzählungen).
Vertreten sind: Rafael Alberti, Altenbourg, Jean Arp, Ernst Barlach, Josef Capek, Carlfriedrich Claus, Jean Cocteau, Friedrich Dürrenmatt, Heinrich Goertz, Horst-Dieter Gölzenleuchter, Karl Otto Götz, Günter Grass, Lea Grundig, Raoul Hausmann, Jean Hélion, Wolf Hildebrandt, Eugene Ionesco, Harald Kretschmar, Emil Kritzky, Alfred Kubin, Roger Loewig, Joseph Mahler, Wolfgang Mattheuer, Otto Nebel, Pablo Picasso, Thomas Ring, Robert Wolfgang Schnell, Kurt Schwitters, Dieter Süverkrüp, Emilio Tadini, André Verlon, Johannes Wüsten, Hans-Joachim Zeidler.
Ausstellung: 6. August - 13. November 2016
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