Dienstag, 2. August 2016

Versuch eines Kommentars

Mit Bestürzung habe [...] ich den Artikel aus der F.A.Z. „Altbücherland ist abgebrannt“ gelesen [, auf den im Pirckheimer-Blog hingewiesen wurde, siehe hier]. Die Dramatik auf dem Gebiet des Altbuch-Verkaufs über die Antiquariate und damit der Geschäfte selber ist wohl kaum mehr zu überbieten. Das Verhältnis des Bildungsbürgertums, wie es so treffend im Artikel bezeichnet wird, zum Lesen und zu den Büchern im Speziellen hat sich schon seit langem zu einer traurigen Tendenz entwickelt, deren katastrophale Auswirkungen auf die Buchbranche im Grunde genommen absehbar waren. [...]
Harald Kugler, Foto © Thomas Morgenroth
Die Bibliophilie scheint den Weg ins Vergessen zu nehmen, denn das gesellschaftliche Leben wird zunehmend von der digitalen Welt dominiert, die ihre Nutzer den Zugriff auf alles Wissenswerte in leichter und verführerischer Manier bereit stellt. Da bedarf es nicht mehr vielem Nachdenken, wenn Menüs die Führung übernehmen. Es fehlt ohnehin an Zeit zum Lesen, da sich die Informationen täglich überschlagen. Auf diese Weise werden Menschen geformt und beeinflussbar gemacht, das zu tun, was die Bilderwelt über ihre zahlreichen Zugangswege bereit stellt.
Soweit zu den Vorbemerkungen meines Anliegens, das darin besteht, dass die wenigen verbliebenen Bücherliebhaber einmal darüber nachdenken, wie man derartigen Entwicklungen wirkungsvoll begegnen kann. [...] Meines Erachtens ist es an der Zeit, vielleicht sogar höchste Zeit, dass die Bibliophilie aus ihrer Kemenate hervor kommt und Interessenten der breiten Masse der Bevölkerung zugänglich gemacht wird. [ ... man sieht] im Bibliophilen etwas Elitäres [...] Mit gemeinsamen Überlegungen und der Einsicht, das Änderungen im Auftritt von Nöten sind, sollte es gelingen, dass ein Bibliophilen-Abend öffentliches und nicht nur das Interesse einiger weniger findet. An dieser Stelle erinnere ich mich wieder des Ausspruchs eines berühmten Zeitgenossen, der mir am Telefon sagte, „Was machen die Pirckheimer eigentlich? [...] das ist genau der Punkt, Neugier und Veränderung zulassen und ergreifen, will man unter den Wellen einer Marktwirtschaft und des Fortschritts nicht ertrinken. Ich glaube nicht, dass ein Horten von Buchbeständen mit Zimelien eines Tages zum Erfolg führt, das Verhältnis zur Ware Buch hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert, unter anderem deshalb, weil die gesellschaftlichen Errungenschaften den Menschen in seiner Einstellung zu den Werten vereinfacht und verändert haben. Der flüchtige Genuss ist das Maß aller Dinge geworden, vergleichbar einer Kreuzfahrt in zehn Tagen in fünf Länder und acht Städte. Da hat das alte wertvolle Buch kaum eine Chance zur Entfaltung, es sei denn, es wird neu entdeckt.
(Harald Kugler)

gesamter Kommentar im Blog von Harald Kugler

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