Sonntag, 28. September 2014

Gedanken zum Sinn bibliophilen Wirkens

Aus den Eröffnungsworten des Vorsitzenden der Pirckheimer-Gesellschaft zum Jahrestreffen 2014

Die Pirckheimer-Gesellschaft ist in der DDR gegründet worden zu einer Zeit, die geprägt war von Hoffnungen auf demokratische Erneuerungen und freiheitliche Entwicklungen, von der Hoffnung, dass Kriege Geschichte sein werden und dass das Leben der Menschen von Gemeinschaft und Kultur bestimmt sein wird. Unter dem Dach des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ fanden sich Sammler und Kenner der Kunst und Literatur um Bruno Kaiser, Horst Kunze und andere zusammen, die Bibliophilie noch aus der Vor-Nazizeit kannten. An dieses vergangene, sehr lebendige und auch öffentlich wirksame Geschehen wollten sie anknüpfen, von jenem alten Schwung, der vom Ende des 19. Jahrhunderts, als die Bibliophilen sich erstmals organisierten, bis in die neunzehnhundertzwanziger Jahre die Bewegung beherrschte, wollten sie etwas herübernehmen in ihre Aktivitäten. Die frühen Pirckheimer hatten hohe Ziele: sie wollten die Qualität der Buchproduktion beeinflussen, sie wollten Maßstäbe setzen und Einfluss ausüben, sie rekrutierten Mitglieder in hohen Staatsfunktionen und ernannten sie zu Ehrenmitgliedern, sie waren mit den Institutionen des Staates gut verbunden, sie wollten die gesamte Gesellschaft mit prägen und voranbringen. Und sie taten das erfolgreich. Die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft machten das Thema Bibliophilie zu einem öffentlichen, sie vergruben sich nicht in ihre vier Wände, hinter ihren Schätzen, sondern gestalteten Ausstellungen, waren beteiligt an der Wahl der Schönsten Bücher, nahmen Einfluss auf Verlagsproduktionen, wirkten in Druckereien, in Bibliotheken und kritisierten Fehlentwicklungen in der staatlichen Kulturpolitik genauso wie das schlecht gemachte und auf schlechtem Papier gedruckte Buch, das auch in der DDR leider noch zu häufig zu finden war. Dass die Bücher aus der DDR international dennoch einen ausgezeichneten Ruf genossen, die sich zunehmend durch qualitativ hochstehende Buchgestaltung, gute handwerkliche Arbeit und hervorragende Illustrationen auszeichneten und häufig zu den schönsten der Welt gekürt wurden, ist somit auch ein Verdienst der Pirckheimer-Gesellschaft.
... welchen Sinn und Zweck hat unser Tun unter den heutigen Umständen?  ...
 

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