Samstag, 8. März 2025

Elisabeth-Handschrift

Zum Internationalen Frauentag: Von Frauen über Frauen

Die Elisabeth-Handschrift ist die wertvollste und schönste Handschrift des Museums der Deutschen Nationalbibliothek. Hergestellt in einem südwestdeutschen Frauenkloster und illuminiert von einer der besten Buchmalerinnen der Zeit, hat sie, wie auch die Heilige Elisabeth, von deren Leben Text und Bilder handeln, ein wechselvolles Schicksal erlitten.
Elisabeth-Handschrift, Doppelseite Fol. 108v und 190r, Miniatur von Sibilla von Bondorf (Elisabeth und die Kinder verlassen die Burg), Foto: DNB
Neben einer hagiografischen Lebensbeschreibung der Heiligen Elisabeth von Thüringen enthält der Band weitere handschriftliche Texte, die sich inhaltlich auf die Elisabeth-Legende beziehen. Geschrieben wurde der Text 1481 im Klarissenkloster Freiburg im Breisgau von Elisabeth Vogtin. 14 farbige Miniaturen, gemalt von Sibilla von Bondorf, illustrieren die Stationen des Heiligenlebens.

Nach der Aufhebung des Klosters im Zuge der Josephinischen Reformen 1782 verliert sich die Spur der Handschrift für die nächsten 50 Jahre. Der nächste Besitzereintrag stammt von Karl Wilhelm Justi und ist datiert auf den 2. August 1834. Für mehr als 140 Jahre verbleibt die Handschrift in der Gelehrtenfamilie, zuletzt bei Adelheid Justi, die als Vorerbin des 1957 verstorbenen Ludwig Justi eingesetzt ist.
Elisabeth-Handschrift, Fol. 13v und 14r, Miniatur (Elisabeth mit Kruzifix) von Sibilla von Bondorf und Textanfang der Heiligenlegende St. Elisabeth, Foto: DNB
Das Schicksal der Handschrift nach dem Tode von Adelheid Justi bleibt im Ungefähren. Von der Geschichte ihrer Überlieferung gibt es verschiedene Versionen, die von Eigentumsentzug bis zu Schenkung und späteren freiwilligen Verkauf durch die Beschenkte reichen. Letztendlich steht die Handschrift im Zentralantiquariat der DDR im Jahr 1976 für 70.000 DDR-Mark zum Verkauf. Das Museum erwirbt sie in gutem Glauben und ohne die Provenienzgeschichte zu hinterfragen. Nachdem sie bereits 1984 in einer Publikation zum 100-jährigen Bestehen des Museums als besonderer Schatz gewürdigt worden ist, stellt der Altphilologe Rainer Kößling 1997 die Handschrift einer breiteren Öffentlichkeit vor.

Jetzt fordert die Familie Justi die Herausgabe der Handschrift und geht schließlich den gerichtlichen Weg. Nach langwierigen Verhandlungen kann 2003 die Deutsche Nationalbibliothek mit den Erben einen Vergleich erreichen. Zunächst Leihgabe der Erbengemeinschaft, geht die Handschrift nach zehn Jahren, nunmehr rechtlich abgesichert, als Schenkung in den Besitz des Museums über.

(Bettina Rüdiger, DNB)

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