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Susanne Theumer: Exlibris für Ulrike Ladnar, 2012, Radierung, 100 x 115 mm |
Hugo von Hofmannsthal hat [... jene] diffus dämmrige und doch erwartungssichere Zeit zwischen Winter und Frühling 1892 in seinem Gedicht
Vorfrühling beschrieben, einem meiner Lieblingsgedichte. Er beschreibt darin, wie der Frühlingswind endlich seinen weiten Weg vom Süden, wo schon Akazien blühen, her zu ihm gefunden hat. Zwar sind in dem Gedicht die Alleen, wahrscheinlich die eines am Stadtrand stehenden Schlosses, noch kahl, aber der Frühlingswind bringt Frühlingserfahrungen aller Sinne, -die er auf seinem Weg gesammelt hat, mit: visuelle (Röte), auditive (Flöte), haptische (berührt), olfaktorische (Duft) oder sogar gustatorische (die Lippen). Seltsame Dinge scheinen das zu sein, voller aufgeregter und aufregender emotionaler und erotischer Momente, solche der Liebe, des Geheimnisses, des Genusses, aber auch solche des Leids und des Todes. Und bei vielen assoziiert man den Abend oder die Nacht.
Susanne Theumer hatte für ihre Kaltnadelradierung dieses Gedicht als Vorgabe.[... Sie] ist eine bei Grafik- und Exlibrissammlern schon sehr bekannte Künstlerin, auch Liebhaber illustrierter Bücher schätzen ihre eigenwilligen Arbeiten sehr. Neben vielen anderen Preisen hat sie 2018 den 1. Preis des Exlibris-Wettbewerbs der DEG gewonnen.
(Ulrike Ladnar, gesamter Artikel
hier)
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