Am 8. März kam die Berliner Sammlergruppe der Inselbücherei zu ihrem ersten Treffen in diesem Jahr zusammen. Das Thema des Abends lautete „Beispiel einer Werksbibliothek im 1. Weltkrieg – Werksbibliothek Sprengstofffabriken Hoppecke Fabrik Würgendorf“.
Unser Mitstreiter Dirk Hähner hatte 1995 auf einem Flohmarkt in Marburg eine Kiste mit ca. 60 Inselbändchen entdeckt, die alle die gleiche Ausstattung hatten und deutlich als Bibliotheksexemplare erkenntlich waren. Leider hatte er nicht genügend Bargeld dabei und so berichtete er weiter: „20 Exemplare suchte ich nach selteneren Titeln aus, kaufte diese vom letzten Geld und bat den Verkäufer, mir den Rest kurz zurückzustellen, bis ich Geld besorgen konnte. Zehn Minuten später kam ich zurück, die restlichen Bände waren zusammen mit dem Verkäufer fort. Seitdem bin ich auf der Suche nach weiteren Exemplaren. Einzig ein Bändchen ist mir seitdem in die Hände gekommen.“
Die meisten der Bändchen sind Erstauflagen, erschienen sind sie zwischen 1914 und 1917 und haben alle den VSD – Zensurstempel. Die Ausstattung der Bändchen ist einheitlich, alle haben ein über den Rücken geklebtes Signatur-Papierklebeband (ca. 60mm x 37mm), das immer in der gleichen Art schräg aufgeklebt ist. Auf dem Spiegel und dem fliegenden Vorsatz ist vorn und hinten jeweils oben (insgesamt also viermal) der ziemlich große Firmenstempel angebracht. Die Bücher wurden komplett mit Folie überklebt, vorhandene Fehlstellen wurden mit überklebt. Die Folierung erfolgte nach dem Anbringen der äußeren Signatur und der Stempelung, vermutlich erst nach dem 2.WK.
Interessant ist die Feststellung, dass die Signaturen entsprechend der Insel-Nummern vergeben wurden. Dadurch ließ sich ermitteln, um welche IB-Nummern es sich bei den in der Signaturenreihe fehlenden Bändchen handeln muss.
Über das Werk konnte Herr Hähner einiges in Erfahrung bringen, aber leider verliefen alle Bemühungen etwas über eine Bibliothek dort herauszubekommen bisher im Sande.
Über das Werk konnte Herr Hähner einiges in Erfahrung bringen, aber leider verliefen alle Bemühungen etwas über eine Bibliothek dort herauszubekommen bisher im Sande.
Da relativ eindeutig ist, dass alle vorhandenen Bände den VSD-Stempel bekamen, es aber auch schon vor 1917 Bände mit VSD-Druck gab, kann folgendes Fazit gezogen werden:
„Die Betrachtung des Sammel-Themas Zensurstempel im 1.Weltkrieg muss quasi neu erfolgen. Es wurden wahrscheinlich nicht nur die Bestände für die Gefangenenlager und Lazarette komplett gestempelt, sondern auch Werksbibliotheken o.ä. aus dem „militärischen Sektor“ der Wirtschaft. Damit kann praktisch jedes zu dieser Zeit vorhandene Buch einen Stempel erhalten haben (also auch sehr viel ältere Druckschriften, obwohl eigentlich keine Bücher gestempelt wurden, die früher als 1913 gedruckt wurden).“
Für die Berliner Sammlergruppe ein spannender Abend, der eine Seite des IB-Sammels beleuchtete, die für die meisten von uns neu war.
(Ninon Suckow)
(Ninon Suckow)
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