Tamara Ivanova - aus „Kartinki s vystavki“ |
In der Sammlung russischer Künstlerbücher der Staatsbibliothek ist die in Tiflis geborene und mittlerweile in Berlin ansässige Tamara Ivanova, eine Künstlerin, auf die hier bereits im Zusammenhang mit der artbook.berlin hingewiesen wurde, mit acht Werken vertreten, deren formales Spektrum von aufwändig gestalteten Buchobjekten über kleine gebundene Bändchen bis hin zu Albummappen mit handkolorierten Drucken reicht.
Ivanovas Künstlerbücher thematisieren dabei in maßgeblicher Weise das Verhältnis von Sprachlich-Textuellem zu Bildhaft-Imaginativem, das bei den in der Staatsbibliothek bewahrten Arbeiten der Künstlerin in zwei charakteristischen Ausprägungen auftaucht. Grundlegend ist, dass jeweils ein bestimmter Text, sei es ein Gedicht oder seien es volkstümliche Reim- und Spottverse, das Thema und leitmotivische Gestaltungselement jedes einzelnen Werkes bildet.
Entweder inszenieren dann einige ihrer oft handkolorierten und fein gezeichneten Arbeiten die Verlängerung des Textes ins typographisch-Illustrative. Hierbei spielen jeweils außerordentlich interessante Quer- und Rückbezüge zu spezifischen historisch-künstlerischen Stilrichtungen und Strömungen, speziell der russischen Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine wichtige Rolle. Oder die Künstlerin gestaltet das Zusammenwirken von sprachlich transportierter Aussage und begleitendem Bild als bisweilen provokatives, postmodernes Spiel mit den Kategorien von Hoch- und Populärkultur. Mit dieser Stoßrichtung ordnet sie sich in eine Entwicklungslinie postsowjetischer Kunst, Kultur und Literatur ein, die mit aggressiven Formen der Umcodierung von ästhetischen Bewertungs- und Wahrnehmungskriterien arbeitet. Auf diese Weise entsteht eine neue Dynamik künstlerischer Perspektiven auf die postsowjetische Situation nach dem Zerfall der bis dato herrschenden ästhetischen Doktrinen des sozialistischen Realismus.
(nach einer Mitteilung von Marina Fritzsche)
(nach einer Mitteilung von Marina Fritzsche)
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