Der Verleger, Schriftsteller und Bohemian
Alfred Richard Meyer (1882–1956), auch unter dem Pseudonym „
Munkepunke“ benannt, gründete 1907 seinen „
Ein-Mann-Verlag“. Ein erster Schritt war der Privatdruck
Ahrenshooper Abende (Untertitel:
Fünf lyrische Pastelle) in 500 nummerierten Exemplaren. Sich in expressionistischen Kreisen bewegend, veröffentlichte A. R. Meyer die Werke von Dichtern wie
Heinrich Lautensack,
Paul Zech und
Gottfried Benn, der großen und allseits bewunderten
Else Lasker-Schüler,
Alfred Lichtenstein oder des zweisprachigen
Yvan Goll. Die ersten Dokumente von Futurismus und Orphismus im deutschsprachigen Raum – darunter
F. T. Marinettis
Futuristische Dichtungen (1912) und
Guillaume Apollinaires Gedichtzyklus
Zone (1912) – würden in diesem Umkreis in der Reihe der
Lyrischen Flugblätter (1907–1924) erscheinen.
Unter seinem Pseudonym schrieb er auch eigene Werke:
Munkepunkes Malzbonbons (1918),
Des Herrn Munkepunkes Gastronomische Bücherei (1919),
Des Herrn Munkepunkes Cocktail- und Bowlenbuch (1920),
Munkepunkes Dionysos (1921, mit Lithographien von
George Grosz, bei Gurlitt). Neben anderen schönen Publikationen veröffentlichte Meyer 1920 ein großformatiges Buch im Pappband mit Buntpapier-Bezug:
Paul Gavarni:
Die Schule der Pierrots. Titel und 8 lithographische Tafeln nach Gavarni. Berlin-Wilmersdorf: A. R. Meyer 1920. Einmalige Auflage von 60 Exemplaren, davon 10 auf Japanpapier. Handdrucke von A. Rogall, Berlin N. W. 52.
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Gavarni, die Schule des Pierrots A. R. Meyer, Berlin 1920 Abbn. © Staatsbibliothek zu Berlin |
Die Lithografien sind eine Auswahl aus der originalen Serie der
L’école des Pierrots, die zwischen 1851 und 1853 entstand. Der Pierrot ist eine Figur aus der zu Zeiten des französischen Zeichners, Grafikers und Karikaturisten
Paul Gavarni (1804–1866) Lebzeiten populären Pantomime- und Maskenkultur. Die Protagonisten machen unter dem Deckmantel einer „Persona“ derbe Witze, missbrauchen Alkohol und benehmen sich auch sonst zügellos. Die komplette Serie besteht aus 20 Lithografien, die alle signiert (in der Meyer-Ausgabe natürlich nicht mehr möglich) sind. Realisiert wurden die Blätter vom berühmten Berliner Drucker
Arthur Rogall, mit dem Meyer mindestens noch eine bibliophile Ausgabe produzierte:
Empire von Henry Moses, und 14 Tafeln, die der Maler, Grafiker, Illustrator
Moritz Retzsch zu Balladen von
Goethe und von
Schiller in Kupfer stach.
Nach
Herbert Günthers Erinnerung (
Alfred Richard Meyer (Munkepunke), der Mensch, der Dichter, der Verleger. In:
Imprimatur) wurden viele der wertvollen künstlerischen Blätter in Alfred Richard Meyers persönlicher Bibliothek aufbewahrt, aber am Ende des letzten Krieges verbrannte seine Sammlung "
... eine: „Bibliothek voller Rara, Rarissima, Unika, Widmungen, bibliophiler Kostbarkeiten, Dokumente, Erinnerungsstücke aller Art.“
(Maria Bogdanovich)
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