Der Preis der Stiftung Buchkunst
geht 2022 an das Buch mit dem Titel:
Babyn Yar „Dies sind, zum Datum der Veröffentlichung, die 28.016 bekannten Namen der in Babyn Yar Getöteten:“ In der Mitte des Buches, als Herzstück mit 39 Seiten, bilden diese Namen enge Spalten, in winziger, silberner Schrift.
Das Forschungsprojekt des Babyn Yar Holocaust Memorial Center untersucht das Unfassbare, das an zwei Tagen im September 1941 unweit des Zentrums von Kiew geschah: der Massenmord von über 33.000 Kiewer Juden durch die deutschen Besatzer.
Nicht nur historische Texte und Fotografien werden dokumentiert; man bekommt einen Eindruck des heutigen Memorialparks mit seinen Erinnerungsorten. Künftige architektonische Anlagen sind in Planung.
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Buchfotografien: Pixelgarten, Frankfurt/M |
Die vielen weißen Seiten in den Aufsätzen sind keineswegs bloß leer. In ihnen entstehen Räume des Unbekannten, des Verharrens, der Stille, der Sprachlosigkeit – eben:
des Gedenkens. Irritierenden Weißflächen begegnet man auch auf den Bildseiten. In die Straßenansichten von heute schneiden sie sich hinein, als ob eine oberflächliche Schicht abgetragen würde. Passgenau steht auf dem folgenden Blatt eine alte Aufnahme – die
Überleitung zu historischen Bildern. Hier und da überlappen sie sich, gewissermaßen als mentale Collagen. Auf schwarzem Hintergrund werden in modernen, fast archäologisch anmutenden Visualisierungen Schlüsselmomente rekonstruiert.
In unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte für den Holocaust in der Sowjetunion schlugen am 1. März dieses Jahres Raketen ein. Auch das gehört nun zur Geschichte dieses Ortes. Man kann sich nicht abschließend erinnern.
Nick Axel, Ilya Khrzhanovsky,
Nicholas Korodody, Martin Dean: Babyn Yar
Spector Books, Leipzig
Gestaltung: Larissa Kasper, Rosario Florio,
Samuel Bänziger
Druck/Buchbindung: Gutenberg Beuys Feindruckerei, Langenhagen
ISBN 978-3-95905-506-2, 42 €
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