In der Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt/Main ist zur Zeit die Ausstellung "Peter Rensch, die Andante-Handpresse und die Künstler-Szene Berlin-Friedrichshagen" zu sehen.
Andante Handpresse: Peter Rensch, Holzschnitt, 4 Platten |
Peter Rensch schreibt:
„Nachdem ich 1987 von Ost- nach West-Berlin übergesiedelt war, bin ich 2000 durch eine neue Liebe wieder im Osten Berlins, in Friedrichshagen angekommen. Ich kenne dort befreundete Künstler seit über 30 Jahren. Mit einigen habe ich zusammen studiert. Wir hatten uns dort oft getroffen, uns gegenseitig unsere Bilder gezeigt, viel diskutiert über das ganze DDR-Dilemma und versucht, mit viel Bier die Welt zu verbessern.
Mit Eröffnung meiner Werkstatt 2007 in Friedrichshagen kam mir die Idee zu den Künstlerheften Kapitälchen. Ich lud meine Künstlerfreunde ein, selbst Texte auszusuchen und diesen eigene Grafiken zur Seite zu stellen, nicht unbedingt illustrativ, sondern eher als Dialog zwischen Text und Bild. Fast alle diese Künstler sind starke Zeichner. So bot sich die Drucktechnik des Nylo-Print-Klischeedrucks an. Limitierte Auflage von 100 Exemplaren, davon 35 Vorzugsexemplare…“
Wir bieten die Kapitälchen (siehe bei "Druckpressen und Verlage" im Künstlerverzeichnis) schon seit vielen Jahren an, aber erst jetzt ist mir klar geworden, dass es sich eigentlich, was die Bildenden Künstler betrifft, um eine Friedrichshagensie handelt – Ausnahmen wie Katrin Stangl bestätigen die Regel. Und da ich z.B. durch ein Kapitälchen erst die wunderbar spröden Radierungen von Jutta Schölzel kennengelernt hatte ebenso wie deren eindrucksvolle Terrakotta-Plastiken, andererseits in Friedrichshagen zufällig auf der Straße die Pin-Up-Kalen-der-Künstlerin Katja Spitzer traf („Ich ziehe gerade hierher“) und die beim Radier-Drucker Fritz Margull entdeckte Ulrike Zimmer ebenso in der Friedrichshagener „Rue“ Bölschestraße residiert wie Christian Ewalds (Katzengraben Presse) „Handlung besonderer Bücher“, fand ich, das seien zu viele der Zufälle, als dass ich über den genius loci dieses Ortes hinweggehen könnte.
Diese Ausstellung ist sehr sinnlich und macht auch deswegen so viel Spaß, weil so viele neue Handschriften zu sehen sind. Das ist so beglückend wie wenn man in einer fremden Stadt in ein Museum kommt und vieles entdeckt, was man noch nie gesehen hat, weil dieses Museum darauf verzichtet, die allüberall gleichen Großkünstler auszustellen, zugunsten von erstklassigen Unbekannten, denen nichts fehlt außer dem überregionale Marketing-Transmissionsriemen.
(Wolfgang Grätz, 207. Frankfurter Grafikbrief)
Ausstellung: 19. November 2016 bis 18. Januar 2017
è Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt
An der Staufenmauer 9
60311 Frankfurt/M
An der Staufenmauer 9
60311 Frankfurt/M
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