Kubicek gehörte zu den Berliner Fantasten nach 1945, die versuchten mit einer Form des Surrealismus die Kriegsgeschehnisse zu verarbeiten. Seine zeitkritischen Collagen für die Zeitschrift Ulenspiegel sowie die freigeistigen Bilder in der Galerie Gerd Rosen machten die Alliierten auf ihn aufmerksam, was im Berlin der Nachkriegsjahre zu erhitzten Gemütern führte. Sogar der russische Kulturoffizier Alexander Dymschitz fühlte sich 1948 in seinem berüchtigten Artikel zum Formalismus in der Kunst bemüßigt, Kubiceks Werke in negativer Absicht mit denen von Pablo Picasso und Karl Hofer zu vergleichen. Zu dieser Zeit gastierte Kubicek jedoch bereits als erster Deutscher Künstler an der University of Louisville in Kentucky in den Vereinigten Staaten. Bei seiner Rückkehr brachten ihm seine Erfahrungen und Kenntnisse erneut viel Aufmerksamkeit, so dass er 1949 das work and art studio im Amerikahaus am Nollendorfplatz eröffnete, um junge Künstler ganzheitlich im Sinne des Weimarer Bauhaus zu unterrichten. Durch seine Kontakte organisierte und ermöglichte er zahlreiche Ausstellungen in Berlin.
1954 erhielt er schließlich eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste, die er bis zu seinem frühen Tod 1970 innehielt.
Hatte Gerd Rosen Kubicek bereits 1947 eine Monographie gewidmet, so folgten aufgrund seiner in Amerika entwickelten Arbeiten zahlreiche Ausstellungen: eine Wanderausstellung zeigte zum Beispiel seine Fotomontagen 1950 in deutschen Amerika-Häusern und 1953 stellte er seine
neuen tachistischen Arbeiten in der Zimmergalerie Franck in Frankfurt am Main aus, wo kein Jahr zuvor die Quadriga das deutsche Informell ins Leben rief. 1956 wurde er als Vertreter der zeitgenössischen deutschen Collage neben Hannah Höch, Theodor Werner und Helmut Thoma in der Rose Fried Gallery in New York präsentiert. Niemand anderes als Herta Weseher, die später das geltende Standardwerk zur Collage verfasste, bat Kubicek deshalb um Mithilfe bei der Organisation der deutschen Beteiligung, u.a. der Werke von Hannah Höch. Noch 1966 präsentierte die Galerie Springer in Berlin seine erotischen Collagen.
Kubiceks realistischere Werke entwickelten sich zu immer abstrakteren und freieren Arbeiten. So wandelten sich die Landschaften zunehmend zu
einem zweidimensionalen Liniengewirr um dann zu offenen tachistischen Farbfiächen zu werden - und auch die frühen, politischen und damit eher
erzählerischen Collagen weichen abstrakt-erotischen Kurven und Formen. Nach und nach kreiert er daraus seine ureigenen Formen, verbindet
verschiedene Techniken und entdeckt wieder Raum und Tiefe in der Abstraktion. Ebenso kann er in den späten 60er Jahren seine weiche endlose
Linie mühelos mit großflächigen Farbformationen kombinieren. Seine oft rätselhafte Technik, die ein meisterliches Verständnis von Materialien und Oberflächen beweist, ist verbunden mit einer exakten und klaren Ausführung, selbst dort, wo ein Bild getropft, zerrissen oder geworfen scheint. 50 schrieb Kubicek 1945: "ich erstrebe ruhe und ordnung der farbe, der fläche, arbeit des intellekts im malerischen."
Unter seinen Zeitgenossen war Kubicek bekannt und geschätzt. Zu seinem Freundeskreis zählten insbesondere Hannah Höch, Jeanne Mammen, Hans Thiemann und Hans Jaenisch - aber Kubicek war stets über alle Kunstentwicklungen bestens informiert. Neben zahlreichen privaten Sammlungen besitzt u.a. die Berlinische Galerie hochwertige Collagen sowie ein frühes Ölgemälde von Juro Kubicek.
(Dr. Niklas Becker)
Ausstellung: 9. Auguist bis 25. Oktober 2013
Vernissage am Freitag, den 9. August um 19:00 Uhr
Rotes Antiquatriat und Galerie Cristian Bartsch
Knesebeckstr, 13/14
10632 Berlin
Knesebeckstr, 13/14
10632 Berlin
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