Das Klingspor-Museum feiert seinen 60. Geburtstag. Aus diesem Anlaß zeigen wir einen bunten Strauß von Büchern mit Pflanzendarstellungen. Die Motive umfassen ein Spektrum von floraler Ornamentik bei William Morris über die als Bestimmungsbücher gedachten Blumenbücher von Rudolf Koch und Josef Weisz, den zarten Blumenmotiven bei Henri Matisse bis hin zur höchst symbolischen Blütendarstellung im zeitgenössischen Künstlerbuch.
Floraler Schmuck war äußerst beliebt um die vorige Jahrhundertwende. Als schönstes Beispiel wird die berühmte monumentale Chaucer-Ausgabe der Kelmscott Press präsentiert. Es wurden jedoch nicht nur Ausgaben von Schöner Literatur mit Blumenornamenten geschmückt, sondern auch wissenschaftliche Werke und Ausstellungskataloge. Ein beliebtes Sujet von Kinderbüchern waren personifizierte Blumendarstellungen als handelnde Figuren. In der Ausstellung sind Beispiele des englischen Künstlers Walter Crane und des Schweizer Grafikers Ernst Kreidolf zu sehen.
Pflanzenbücher haben eine lange Tradition. Die ersten Bücher über Pflanzen waren medizinische Bücher, die sich mit der Heilkraft von Pflanzen beschäftigten. Schon in der Antike beschrieb der griechische Arzt Pedacius Dioscorides die ihm bekannten Heilpflanzen. Der italienische Arzt und Botaniker Pietro Andrea Mattioli (1501 – 1577) übersetzte und kommentierte Dioscorides Werk. Eine reich illustrierte Ausgabe von 1565 ist als ältestes Buch der Ausstellung zu sehen. Rudolf Kochs berühmtes Blumenbuch sollte kein botanisches Werk, sondern ein wirklich volkstümliches Buch sein. Es entstand aus Zeichnungen, die Koch fertigte, um für seine Kinder Pflanzen bestimmen zu können. Peter Heckwolf schuf mit seinem „Herbariusum“ ein opulentes Werk im Naturselbstdruck.
Die Symbolik der Blumen findet ihren Niederschlag im Künstlerbuch, wie zum Beispiel in Barbara Fahrners beinah schwerelos wirkendem Unikatbuch „Diese Welt aus Tau“. Den Haikus von Issa stellt sie botanische Zeichnungen von Blüten und Fruchtständen gegenüber und zeigt so die Parallelität von Werden und Vergehen in der Natur mit der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens auf. In kräftigen Farben präsentiert sich Oskar Kokoschkas Frühwerk „Die träumenden Knaben“ Die frühexpressionistische Dichtung beinhaltet Träume von Gewaltphantasien und von der pubertären Liebe zu dem Mädchen Li. Sie sind in den Hintergrund einer von Blumen und Pflanzen bewachsenen, sexuell aufgeladenen Natur eingebettet. Die großflächigen Lithographien lassen zahlreiche florale Motive zum Ornament verschmelzen. In V. O. Stomps Eremiten-Presse erschien 1964 Horst Antes „Stierstädter Gartenbuch“. Die Pflanzen- und Gartengedichte von Dieter Hoffmann, sind auf einen Fond von zarten Pflanzenabdrucken gedruckt und mit Antes‘ Schablonendrucken illustriert. Pablo Picasso schuf mit seinen Lithographien zu Tristan Tzaras Gedicht „De mémoire d’homme“ spielerisch leichte Bilder von Tieren und Pflanzen. Einen weiteren Höhepunkt bilden die von Henri Matisse handschriftlich geschriebenen und mit Lithographien versehenen Gedichte von Charles d’Orléans, die 1950 bei Tériade in Paris erschienen. Die zarten Illustrationen werden stets von freien Interpretationen der königlichen Lilie, dem Wappenzeichen der Bourbonen, begleitet. aaa
„Not a rose“ heißt das provokante Werk der deutschen Konzeptkünstlerin Heide Hatry, die in New lebt. Es spielt gekonnt mit der Wahrnehmung zwischen Ästhetik und Ekel. Die abgebildeten „Blumen“ sehen auf den ersten Blick filigran und exotisch aus. Erst auf den zweiten Blick hin wird offenbar, dass die ästhetischen Gebilde aus Tierorganen gefertigt sind.
Zum ersten Mal gezeigt werden farbige Zeichnungen von Else Klingspor aus Privatbesitz.
Ausstellung: 27. September bis 24. November 2013
Eröffnung: Sonntag, 27. September 2013, 19 Uhr
è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach
Eröffnung: Sonntag, 27. September 2013, 19 Uhr
è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach
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