„Wir spielen gern zum Geburtstag", begrüßte der Musiker Thomas Strauch am Sonntagnachmittag die rund 30 Gäste des Lyrikhauses. Wie das bei solchen Festen üblich ist, gab es auch hausgebackenen Kuchen und Kaffee dazu. Hausherr Gisbert Amm hatte unter dem Titel „Vogel, komm ...." zu einer Hommage auf Johannes Bobrowski eingeladen. Der 1965 in Berlin gestorbene Dichter hätte an diesem Tag seinen 100. Geburtstag gefeiert.
Das literarisch-musikalische Programm zu Ehren Johannes Bobrowskis hatten neben Thomas Strauch die in Warthe lebende Ursula Suchanik, Geige und Gesang, sowie der Lyriker, Nachdichter und Journalist Henry-Martin Klemt aus Frankfurt und Ehefrau Rita mit Rezitation übernommen.
Im Publikum war wieder „eine hohe Dichterfülle" vertreten, wie Gisbert Amm zufrieden feststellte, [neben Amm selbst u.a.] der Berliner Lyriker Richard Pietraß [und Ulrich Goerdten ...]
Gelesen wurden Selbstzeugnisse, Gedichte und Erzählungen von Bobrowski. Unter anderem wurde den durchweg kundigen Geburtstagsgästen bekräftigt, dass der aus Tilsit stammende Dichter seine Aufgabe darin sah, ein gutes Verhältnis der Deutschen mit den östlichen Ländern herbeiführen zu helfen. Er wollte Vorurteilen auf beiden Seiten, "wahre Geschichten gegenüberstellen. Diese Geschichten spielen dort, wo er aufgewachsen ist, und zwar „um die Memel herum, wo Polen, Litauer, Russen, Deutsche miteinander lebten, unter ihnen allen die Judenheit". Dabei betonte er, kein Heimatdichter zu sein, denn er betrachtet diese mit Kriegen und Verschuldungen verbundene Geschichte aus den Augen eines Berliners seiner Gegenwart. Sehr gut abgestimmt auf Johannes Bobrowskis Dichtung war die Musik. Thomas Strauch und Ursula Suchanek haben sich improvisierend und in Originalsprache der Folk- und Weltmusik verschrieben. Es waren zum einen temperamentvoll-tänzerischen Beiträge, zum anderen auch stimmungsvoll-nachdenklich Weisen.
(Elke Lang in Märkische Oderzeitung)
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