Johann Wolfgang von Goethe ist ein Phänomen. Auch 180 Jahre nach seinen Tod wird Goethe in Deutschland geschätzt wie kein zweiter Autor. Im Buchhandel sind aktuell über 800 verschiedene Goetheausgaben lieferbar, übertroffen wird er nur von Shakespeare. Der zweite deutsche Nationaldichter, Schiller, bringt es gerade mal auf die Hälfte an lieferbaren Ausgaben. Die Zahl der Goethe-Zitate zu allen Lebensbereichen ist unüberschaubar. Vor allem seine Gedichte wie „Der Zauberlehrling“ oder „Der Erlkönig“ sowie insbesondere sein Drama „Faust“ sind heute noch sehr populär. Zum 200jährigen Bestehen der Offenbacher Freimauerloge „Carl und Charlotte zur Treue“ huldigt das Klingspor-Museum dem großen Dichter, Philosophen, Staatsmann und Naturwissenschaftler mit einer Schau sehr unterschiedlicher Goetheausgaben vom klassischen Pressendruck, über opulente Malerbücher bis zum zeitgenössischen Künstlerbuch. Goethe war Freimauer, er fühlte sich einem Humanitätsideal verpflichtet, er setzte auf Erziehung und Selbstdisziplin zur Vervollkommnung der Persönlichkeit. Das Denken und Wirken des Universalgelehrten war über nationale Grenzen hinweg und auf interreligiöse Toleranz ausgerichtet, er pflegte regen geistigen Austausch mit den Größen seiner Zeit.
Goethe. Urworte orphisch. Druck von Wilhelm Neufeld |
Die junge Pressendruckbewegung, die von England im ausgehenden 19. Jahrhundert ihren Ausgang nahm, griff sehr gern auf Goethetexte zurück für ihre perfekt gestalteten Bücher. So druckte Thomas Coden-Sanderson, einer der Pioniere der modernen Buchkunst, in seiner Doves-Press gleich 6 Goetheausgaben in deutscher Sprache. Erster deutscher Pressendruck waren Goethes Elegien der Janus-Presse und mit Goethes Meisterprosa schloss die Janus-Presse ihr Werk ab. Vor allem der Faust reizte Künstler zur bildlichen Interpretation, ein beredtes Zeugnis davon geben in der Ausstellung Ausgaben der klassischen Moderne von Ernst Barlach, Max Slevogt oder Max Beckmann. Das zeitgenössische Künstlerbuch der Japanerin Ryoko Adachi zeigt den zweihundert Jahre alten Text unter dem völlig neuen Blickwinkel der Genforschung.
Opulente Malerbücher zu Lyrik schufen Henry Moore und Max Peiffer-Watenphul. Objektcharakter hat Anja Harms‘ Leporello zum Zauberlehrling. Nicht fehlen dürfen auch naturwissenschaftliche Arbeiten. Der große Holzschneider Josef Weisz schuf eindrucksvolle Graphiken zu der „Metamorphose der Pflanzen“. Otto Rohse versah den Aufsatz „Über den Granit“ mit meisterhaften Kupfer- und Holzstichen. Schließlich findet auch das Thema „Orient“ seinen Niederschlag in großformatigen Serigrafien von Josua Reichert zum „Westöstlichen Divan“.
Ausstellung: 15. August bis 23. September 2012
è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach
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