Hahs, Crodel, Bachmann, Bunge, Kitzel, Knispel, Rübbert, Seidel, Sitte
Als mit dem Ende des Krieges und dem Untergang der braunen Machthaber neue Hoffnung aufkam, die geschmähte Kunst wieder in geistiger Freiheit und Autonomie auszuüben, formierte sich in Halle um die Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein ein Kreis bewährter Persönlichkeiten und nachstrebender Talente mit hohem schöpferischem Potential und individueller Kreativität. Die von den Nazis vertriebenen Lehrer Hahs und Crodel nahmen ihre Ämter wieder auf, repräsentierten beste Maltraditionen der klassischen Moderne zwischen subtiler Koloristik, feinsinniger Dekorativität und beherrschter Abstraktion und begeisterten die Jüngeren. Bunge, Knispel, Rübbert und Sitte hatten schon vor 1945 studiert, wurden nun aber auch maßgeblich vom jungen Autodidakten Bachmann zu einem künstlerischen Neubeginn und einer sich zunehmend gemeinschaftlich ausprägenden Bildsprache inspiriert. Hinzu kamen einige Jüngere, die nun an der Burg studierten, hier vertreten von Kitzel und Seidel. Über
die frühen 50er Jahre trugen sie dazu bei, daß sich die Hallesche Malerei auf unverwechselbar eigenständige Weise zur Geltung brachte und sich von anderen deutschen Kunstzentren abhob.
Am Anfang steht dabei das 1945/46 entstandene frühe Schlüsselbild der Ausnahmebegabung Bachmann, in dem er gleich Hofer und Strempel dem vom Krieg bestimmten persönlichen Schicksal eine gleichnishafte Bildgestalt mit expressiver Eindringlichkeit verlieh. Später gewann das charakteristische Hallesche Grau sinnbildhafte Bedeutung als Reflex auf das triste Nachkriegsleben in den geschundenen Städten. Zirkusleute, Harlekine und Gaukler geistern durch die surreal anmutenden Bildwelten.
Doch die Zuversicht auf den Fortgang des unangepassten eigenen künstlerischen Weges, frei von doktrinärer Gängelung, war bald gebrochen. Die parteipolitisch inszenierte „Ahrenshooper Bilderschelte“ traf exemplarisch Ulrich Knispel, der 1951 in Halle als Dozent für das Grundlagenstudium erstes Opfer der rigiden und diffamierenden Formalismuskampagne wurde. Damit wurde die Zukunft zu Grabe getragen. Der vielversprechende Ansatz zu einer selbstbestimmten Malerei, traditionsbewußt und zeitkonform gleichermaßen, wurde von einer irrigen, stalinistischen Kulturpolitik erstickt. Der erneut vertriebene Lehrer Erwin Hahs zog sich in die innere Emigration nach Zernsdorf zurück. Und für viele andere blieb nur der ungewollte, schmerzliche Ausweg in den Westen und damit auch der erzwungene Verlust ihrer künstlerischen Heimat.
(Joachim Pohl)
Ausstellung 17. Juni bis 4. Juli
und 25. August bis 12. September 2014
è Galerie Joachim Pohl
Wollankstraße 112a
13187 Berlin-Pankow
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